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(Zwei Tage später)

Ein Sonnenstrahl kitzelte Gwendolyn aus ihrem wunderschönen Traum. Gerade eben noch war sie zusammen mit Josh über eine schneebedeckte Wiese getollt... hatten Schneemänner gebaut und die versnobten Zicken ihrer Schule aus der Deckung so lange mit Schneebällen bombardiert, bis diese heulend sich ins Innere des Gebäudes verzogen hatten. Eigentlich war es kein Traum... eher eine geträumte Erinnerung an den einzigen Schneetag, den sie alle je erlebt hatten. Durch die globale Erwärmung war kaltes Klima so selten wie eine Epsilon selbst geworden und Schnee existierte praktisch nur noch an den beiden Polkappen.
Aber ja... dieser eine Tag, an dem der weiße kalte Zauber vom Himmel geschwebt war, war einer der schönsten Erlebnisse in Gwens Leben.
Und das war auch der Grund, warum sie mit einem verklärten Lächeln aufwachte, blindlings nach ihrem (leider abwesenden) besten Freund tastete und mit einem herzhaften Gähnen sagte: „Josh? Weißt du wo von ich geträumt habe? Erinnerst du dich noch an den Schneetag?"
Mit einem Maulen tauchte auf einmal der Omega aus dem Deckennest neben ihr auf und haute ihr präventiv zunächst ein Kissen um die Ohren.
„Mensch, Gwenny... ich hab noch gepennt!!! Warum hast du mich denn geweckt?"
Verwirrt drehte der kleine Rotschopf sich um und sah mit riesigen Augen auf ihren Freund.
„JOOOOSH!!!!" kreischte sie und warf sich auf den schlanken jungen Mann. Der grinste über alle Backen und umarmte sie überglücklich.
„Wie... was... wie...?" entgeistert löste Gwen sich von dem Omega und kniff sich in den Arm.... Nope, sie war eindeutig nicht mehr am träumen... Wo zum Geier kam Josh auf einmal her?!!?
Ihr bester Freund wickelte sich aus diversen Lagen flauschigen Fleeces und sprang grinsend auf die Beine.
„Na, komm schon! Jetzt bin ich wach... und brauch was zu spachteln! Und während wir uns vollstopfen, erzähl ich dir, was so alles in deinem letzten Hitzezyklus vorgefallen ist! Los, du meine rothaarige Lieblingsnervensäge! Schwing deine viel zu dünnen Klapperstelzen!"

Damit hüpfte Josh lachend zur Tür heraus, begleitet von einem hinterher segelnden Kissen und Gwen stemmte sich in die Horizontale. „Ich geb dir gleich dünne Klapperstelzen!" schimpfte sie leise und marschierte hinter ihrem Besti her, angetrieben von dem ausgesprochen wütendem Geknurre welches ihr Magen veranstaltete. Als sie den großen, angrenzenden Raum betrat, blieb die junge Frau wie erstarrt stehen und nur die Tatsache, dass Josh ebenfalls hier war verhinderte, dass sie sich klammheimlich aus dem nächstbesten Fenster nach draußen abseilte. Ihr bester Freund saß auf dem Schoß eines Alphas mit langen braunen Haaren... Moment mal... den kannte sie doch?!
Gwen seufzte und rieb sich die Schläfen.
So ein verdammter Doppelmist aber auch!
Was hatte sie wohl noch alles verpasst?
Der braunhaarige Riese wandte ihr den Kopf zu und grinste breit.
„Hallo, kleiner Rotschopf. Bist du wieder unter uns? Ich bin Duncan.. und das dort hinten ist David. Er kann übrigens hervorragend kochen! Also, komm und setzt dich. Nach deinem Zyklus wirst du hungrig sein..."
Gwendolyn zögerte und ließ sich langsam auf einem Stuhl nieder. Als David ihr einen Teller mit frischem warmen Roggenbrot, einem Kürbismus und gerösteten Pinienkernen hinstellte, betrachtete sie argwöhnisch das köstlich duftende Ensemble. Der blonde Mann grinste sie frech an und sagte: „Keine Sorge... ist alles für Os und Ees bekömmlich. Und Josh schwört auf meinen Kürbisausstrich."
Ein großes Glas Wasser wurde neben den Teller gestellt und dann trat Kai in ihr Blickfeld. „Hallo, mein Kleines. Hast du gut geschlafen?"
Die junge Frau blinzelte verwirrt und legte den Kopf schief. Jetzt verstand sie gar nichts mehr.
Was war hier los? Wieso befand sich der Zirkel von ihrem besten Freund hier? Und was machte der Tracker des königlichen Clans hier. Und was das allerwichtigste war: wo war HIER überhaupt?
Der schlanke, große Alpha mit den schönen dunklen Mandelaugen schmunzelte, hob sie einfach hoch und setzte sich mit ihr auf dem Schoß wieder auf den Platz.
„Du siehst leicht verwirrt aus, mein kleiner Engel. Lass mich dich doch erleuchten.."
„Gib ihr die Kurzfassung.. für mehr ist ihr Gehirn nicht aufnahmefähig," gluckste Josh und erntete einen leichten Klaps auf den Po von Duncan für seine Frechheit.
„Gute Idee," murmelte Gwendolyn verwirrt und nahm zaghaft das Brot in die Hand. Der Hunger siegte über den Argwohn und nach dem ersten Bissen - der so ganz nebenbei der pure Wahnsinn war!!! - stopfte sie sich voll. David lachte vergnügt und holte eine zweite Runde. „Noch ein Fan! Wie schön... Hau rein, Mäuschen!"
Das ließ Gwen sich nicht zweimal sagen. Es schmeckte aber auch zu gut!
Kai gluckste leise und schob ihre roten Locken zur Seite um ihren Nacken zu küssen. Perplex wirbelte die Epsilon auf seinem Schoß herum und sah ihn entgeistert an. Der Tracker lächelte zärtlich und dann fiel Gwens Blick auf seine Schulter... auf die Bißnarbe... ihre Bißnarbe!
Und dann begann sie zu hyperventilieren.
„Okay, okay... Beruhige dich, meine Kleine! Ruhig atmen... Dir geht es gut! Es ist alles in Ordnung!"
Augenblicklich vibrierte das Schnurren von drei Alphas durch den Raum, was zur Folge hatte das Josh sofort zu einer Pfütze voller Glückseligkeit in den Armen Duncans zusammenschmolz.
Kai nahm behutsam Gwens Gesicht zwischen die Hände und fuhr fort: „Ich werde dir jetzt erklären, was geschehen ist, also hör mir bitte zu. Versuch ruhig zu atmen, du bist hier in Sicherheit und niemand wird dir Schaden zufügen. Ok?"
Die junge Frau nickte zaghaft, klammerte sich aber immer noch an die Oberarme des Alphas.
„Braves Mädchen! Also... du bist beim Hospital in Hitze geraten und hast es bewundernswerterweise zurück in dein Baumhöhlenversteck im Wald geschafft. Dort haben wir dich am vierten Tag deines Zyklus gefunden und dich in die Stadt gebracht, weil du extrem dehydriert warst. Dann gab es noch ein winzig kleines Gerangel mit ein paar Alphaclans, die dich uns streitig machen wollten und als wir dann damit fertig waren, denen zu zeigen, wem du gehörst und wir dich weitestgehend stabilisiert hatten, wurden wir gewarnt, dass Henrys Vater, König Ludwig nun ebenfalls hinter dir her ist. Also haben wir beschlossen vorerst unterzutauchen. Duncan hat uns bei unserer Suche nach dir und während des Kampfes unterstützt, daher haben er und sein Clan beschlossen, mit uns in der Versenkung zu verschwinden. Damit du deinen besten Freund als Bezugsperson um dich hast und die Gefahr minimiert wird, dass du direkt wieder die Biege machst!"
Gwendolyn blinzelte mehrmals. Dann nickte sie langsam... und ihr Blick wanderte wieder zu der Markierung. Kai lächelte sanft und legte seine Hand an ihre Wange.
„Ja, dass... Ähm... das ist im Eifer der Hitze geschehen. Jay hast du gebissen, weil er dich zu einem Orgasmus gefingert hat und bei mir war es ein Besitzanspruch gegenüber einer sehr charmanten Delta Krankenschwester..."
Bei seinen Worten kam ihr ein eifersüchtiges Knurren über die Lippen und blitzartig schnellte ihre kleine Hand vor um sich über die Markierung zu legen...
‚Oh, der Kerl sollte lieber schnell aufhören, von der Delta zu schwärmen! Sonst ist die andere Schulter als nächstes dran,' dachte die junge Frau gereizt und fixierte schon mal vorsorglich das Hemd auf der anderen Seite.
Josh kicherte leise und flüsterte in Duncans Ohr: „Sie mag sich gegen die Anziehung zwar noch wehren, aber sie will den Clan haben! Bei ihrer nächsten Hitze kann der königliche Zirkel meine Gwenny garantiert dann eintüten!"
Duncan lachte leise und küsste seinen kleinen Omega sachte auf die eigene Markierung.
„Wir werden sehen... auf jeden Fall werden die nächsten Wochen nicht langweilig..."

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