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Zwei Schüsseln Rehgulasch und fünf Scheiben gebutterten Roggenbrotes später lag Gwen im Fresskoma. Henry streichelte in sanften kreisenden Bewegungen mit der flachen Hand über ihren jetzt leicht gewölbten Bauch.
„War es vielleicht ein bisschen zu viel, Baby?" schnurrte er zärtlich an ihrem Ohr und Gwen stöhnte gequält auf. Der Alpha kicherte leise und erhob sich mit ihr im Arm. „Die Kleine braucht ein Verdauungsschläfchen. Ich bringe unser Herz mal eben in Bett..." Duncan, der den benommenen, weil ebenfalls vollgefressenen, Josh hielt signalisierte, dass er dasselbe mit dem Herzen seines Clans machen würde, dann trat Henry in den Nebenraum und ging zu der Deckenfestung in der Ecke. Dort legte er seine Gefährtin nieder, zog ihr das Hemd aus und ließ zu, dass sie sich splitternackt unter die nächste Decke wühlte. Dann tauchte ihr Köpfchen noch mal auf und sie sah Henry mit riesigen Kulleraugen bettelnd an. Der Mann öffnete ohne Zögern seine Hose und zog erst diese, danach das Hemd aus, beides schnappte sich die Epsilon direkt und fügte es dem Nest hinzu.
Ja, dass war besser! Jetzt roch es hier drin nach ihrem Alpha.
So gefiel es ihr!!
Langsam und vorsichtig, damit er ihr kunstvolles Gebilde nicht zerstörte, glitt Henry neben sie und zog das Mädchen an seine Brust. Zufrieden grummelte Gwen, zerrte ungeduldig eine weiche Decke über sich und den Alpha und kuschelte sich enger an ihn.
Hier war sie in Sicherheit... sie war satt und geborgen... in der Sicherheit ihres Nestes.... in der Sicherheit ihres Alphas...

Jay räumte die sauberen Schalen in den Schrank zurück und sah David dankend an, als dieser den gereinigten Topf verstaute.
„Was passiert jetzt?" fragte Jared, der nun ebenfalls dazugekommen war. Rafe seufzte und trocknete sich die Hände ab.
„Das kommt nun alles auf den Prinzen an. Wir haben die Leichen der beiden Tracker und des Seglerpiloten verschwinden lassen. Genauer gesagt, haben sich die Wölfe darum gekümmert. Eine andere Sache ist der Solarflieger selbst. Die sicherere Variante wäre, das Ding am nächsten Morgen loszuschneiden und es dann den Elementen zu überlassen. Der Segler ist für meinen Geschmack zu nah an unserem Unterschlupf... Und um ehrlich zu sein, es ist ein echtes Problem, das euer Herz bereits schwanger ist. Eigentlich müsste Henry seinen machtgeilen Vater herausfordern und entthronen... aber mit einer tragenden Epsilon... ich kann zwar nur von mir sprechen, aber ich an seiner Stelle könnte unser schwangeres Herz niemals verlassen..."
Schwere Stille legte sich über die versammelten Alphas... diese wurde aber unterbrochen, als Duncan mit dem müde aussehenden Josh zurückkam.
„So... bist du jetzt zufrieden, du kleiner Dickkopf?" maulte der Alpha und Josh nickte. Er stromerte zu Xander, griff dessen Hand und zog ihn zu den Sofas. Der blonde Hüne grinste schwach, setzte sich und lehnte sich zurück. Fragend sah David mit einer hochgezogener Augenbraue zu seinem Clanführer und der winkte gutmütig ab. „Er kam drüben nicht zu Ruhe und wollte unbedingt hier in Gwendolyns Nähe sein..." erklärte Duncan.
Josh kletterte indes in Xanders feste Umarmung und schloss glücklich die Augen.

Zwei Stunden später kam Henry aus Gwens Nestraum und bedeutete Jared ihn abzulösen. Dann holte er sich eins der gekühlten Flaschen Bier und lehnte sich gegen die Türschwelle zum Garten hin. Duncan gesellte sich zu ihm und rieb sich mit einem Seufzer den Nacken.
„Also... wie geht es jetzt weiter?" fragte er leise, nachdem er einen Schluck von seiner eigenen Flasche genommen hatte.
Henry presste die Lippen fest zusammen.
„Ich werde meinen Vater fordern. Das Problem ist, dass ich - um in den Palast zu kommen - meinen gesamten Zirkel brauchen werde. Und Teile des deinen... und das wiederum bedeutet, dass Gwendolyn und Josh mit nur zwei Beschützern zurückbleiben müssten... und das behagt weder mir, noch dem Rest von uns..."
Duncan nickte grimmig.
Nein, das behagte ihm überhaupt nicht! Wirklich nicht! Vor allem in Hinblick auf Josh's Hitze in der kommenden Woche!
„Gibt es keinen anderen Weg?" fragte er bitter und der Prinz schüttelte mit grimmiger Miene den Kopf.
„Ich wüsste keinen... je länger ich warte, desto mehr Möglichkeiten gebe ich ihm, sich zu organisieren und mit irgendwelchen kranken Ideen aufzuwarten. Ich muss handeln, bevor mein Vater erfährt, dass sein Such-, und Entführungstrupp auf ganzer Linie versagt hat."
Josh bewegte sich unruhig und murmelte etwas im Schlaf, Xander begann zu schnurren und als der Omega wieder friedlich schlummerte, fragte der blonde Riese leise: „Wen von uns brauchst du für diese Mission, Prinz?"
Henry deutete mit seiner Bierflasche in Xanders Richtung und antwortete: „Dich... du bist Mechaniker und Pilot. Du kannst den Solarsegler fliegen.. und dann noch Rafe und Duncan als ehemalige Vollstrecker, denn wir könnten es mit einer halben Armee von Alphadrohnen des Königshauses zu tun bekommen. Das würde bedeuten, dass Deke und David bei unseren Herzen verweilen würden..."
„Was ist mit Jay? Er hat nicht ganz so viel Kampferfahrung wie der Rest von uns..." wandte Duncan ein und der junge Mann antwortete: „Stimmt schon. Aber genau wie Henry bin ich im Palast aufgewachsen und kenne als einziger sämtliche Geheimgänge des alten Kastens. Ich kann uns zumindest ungesehen reinbringen.."
Der Alphaprinz nickte zustimmend. Da Jay nicht der Erstgeborene gewesen war, wies seine Erziehung wesentliche Unterschiede zu der Henrys auf. Besser gesagt, ihrer beider Vater hatte null Interesse an seinem jüngsten gezeigt und ihn als wertlos abgestempelt. Hätte Henry Jay nicht trainiert und später mit ihm seinen Zirkel geformt, wer weiß, was aus seinem kleinen Bruder geworden wäre.
David setzte sich neben Xander und streichelte liebevoll durch Josh's Haare.
„Wir werden aber in eine sichere Unterkunft weiterziehen. Eine, die selbst mit nur zweien bestens zu verteidigen ist. In dieser Hütte wird das nichts! Der Berghang ist zu offen und der Wald zugleich zu dicht. Ich werde niemanden anschleichen kommen sehen. Und Deke kann in seiner Funktion als Tracker auch nicht 24/7 auf den Beinen sein und Kreise um das Haus ziehen."
Nachdenklich musterte Duncan seinen Stellvertreter.
„An welches Safehaus hast du gedacht?" fragte er und zog die Augenbrauen empor.
„Cliffmanor... Es liegt auf dem Weg zum Palast, so dass ihr nicht allzu weit weg seid und wir im Ernstfall Hilfe anfordern könnten. Dazu kommt, dass es auf einem alten Bunker aus dem vierten großen Weltkrieg gebaut wurde und nur einen Zugang von außen hat..."
Henry dachte kurz an das Herrenhaus, dass auf dem Klippen über dem Pazifik thronte und nickte zustimmend.
Ja, Cliffmanor war eine gute Wahl...

In einem Feld voller Schmetterlinge Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt