„Wie hast du das nur wieder geschafft." – Seokjin schob den Patienten, mit dem Jungkook gerade gelandet war, in Richtung dem letzten Bett auf der Intensivstation. Er selbst hatte recht helle Haare, man würde es als Strohblond bezeichnen, aber es ging bei weitem nicht ins weiße. Es war zwar noch etwas heller als Taehyungs Haare, aber man müsste schon genau hingucken, sodass man einen wirklichen Unterschied sah. Ein Fotograf könnte es vermutlich einfangen, wobei genau darauf immer der Fokus lag. Machte man Fotos von einem, so wurde zwar auch das Gesicht verfeinert, doch ging es in erster Linie um das Statussymbol, die Haarfarbe.
Ausgehend von der Haarfarbe hatte seine Seele somit einen gesunden Zustand und dies ermöglichte ihm einige Privilegien. Bei ihm fragte man nicht sofort nach, wenn er was haben wollte, und er wurde auch nicht schief angeguckt. Ganz im Gegensatz zu einem seiner Kollegen, dessen Haarfarbe sich nur um wenige Nuancen von Jins abhob. Dort wurde von den hohen Tieren immer genau hingeguckt und kontrolliert, was man machte. Um ein Teil der ‚hohen Tiere' im Kranken- und Gesundheitssystem zu werden, musste man entweder enormes Talent und Wissen besitzen oder aber einfach eine möglichst helle Haarfarbe vorweisen können. Wie Doktor Kwon überhaupt noch eine reine Seele haben konnte, war dem Blondhaarigen schleierhaft. Müssten ihn die Schuldgefühle nicht zerfressen?
„Hast du ihm schon was zur Stabilisierung gegeben?" – der Ältere bog in den Zielraum ein und schloss direkt hinter ihnen die Tür.
„Natürlich." – entrüstet schüttelte Jungkook den Kopf. – „Ich bin vielleicht nicht so ein Überflieger wie du, doch bin ich auch nicht auf den Kopf gefallen."
„Da sagt Tae was anderes." – seufzend lief Seokjin an das Kopfende. – „Hilf mir ihn rüber zu legen."
„Ist das nicht zu riskant."
„Riskant war es, ihn in den Flieger zu schaffen."
Nichts mehr darauf erwidernd griff er dem Komapatienten an die Hüfte und Beine und wartete auf das ‚Okay', was direkt danach kam. Schnell überbrückten sie die kleine Distanz von dem Transportbett in das Stationsbett und begannen damit die Kabel und Schläuche an die Geräte vor Ort umzustöpseln.
„Hoffen wir einfach mal, dass er sich jetzt nichts geklemmt hat."
„Mach mir doch nicht noch mehr Angst, als ich ohnehin schon hab." – der Jüngere schlug seinem ehemaligen Kommilitone und nun sehr guten Freund auf die Schulter.
„Ich sage nur, was sein könnte."
„Das weiß ich alles selbst. Denn stell dir vor, ich saß auch in den Vorlesungen."
„Und du hast mal nicht geschlafen?" – die Augenbrauen hochhebend wechselte er den Flüssigkeitsbeutel an Yoongis Tropf.
„Das war einmal."
„Einmal hat gereicht." – lachend begann der Strohblonde leise schnarch Geräusche nachzumachen, die immer lauter und lauter wurden, bis Jungkook ihn stoppte.
„Das ist nicht mehr lustig." – sich die Hände desinfizierend zog er sich Handschuhe an und nahm sich das ganze Equipment, um dem Schwarzhaarigen Blut abzunehmen.
„Haben das nicht schon die Ärzte in Seoul gemacht?" – stutzig, da das eigentlich als erstes bei einer Neueinlieferung gemacht wurde, nahm Jin sich die Mappe, wo Jungkook die gestohlene Akte drin hatte. Schon nach den ersten paar Daten über den Patienten tauchte die Tabelle mit den Blutwerten auf und auf den ersten Blick war alles im Normalbereich.
„Doch. Aber traust du jemanden, der einem kleinen Kind ein Lolli anbietet und sagt, er hätte Katzenbabys zu Hause?"
„Nein. Ich würde eher die Polizei rufen. Haben sie das denn gemacht?"
„Nein." – die Augen verdrehend band er Yoongi dem Arm ab, damit er leichter an die rote Flüssigkeit kommen konnte. – „Aber sie wollten ihn töten. Vielleicht hätten sie ihn auch nicht richtig behandelt, wenn er mit Symptomen auf die Station gekommen wäre."
„Du weißt, dass das nicht unübliche Verfahren sind." – behutsam trat er auf den Jüngeren zu, bevor er ihm eine Hand auf die Schulter legte und leicht drückte.
„Es ist aber nicht fair." – ein Kloß bildete sich in seinem Hals. Vielleicht hatte sie noch was anderes. Vielleicht wäre sie noch am Leben gewesen, wenn sie jemand behandelt hätte, und dabei hatte sie nur Mausgraue Haare gehabt. Er hatte getan, was er konnte, aber das System hatte für seine Schwester versagt. Vielleicht hätte er noch weiter mit ihr reden müssen und er hätte sie noch weiter am Leben gehalten, aber woher die Schmerzen im Bauch kamen, wurde nie nachgeguckt. Sie wurde immer weggeschickt mit der Rechtfertigung, es sei die Psyche oder das sei als Frau normal. Auch nach ihrem Tod wurde einfach gesagt, ‚An natürlichen Umständen'. Welche Umstände natürlich waren, sodass eine 14 Jährige starb, wusste er bis heute nicht. Plötzlicher Kindstod viel aus.
„Ich weiß aber jetzt hast du die Chance, es anders zu machen. Wenn auch nicht auf dem besten Wege. Und solltest du Erfolg haben, kannst du anderen helfen." – er wusste, was mit Jungkooks Schwester geschehen war. Das war unter anderem der Grundstein, neben dem Wunsch,Anerkennung und Geld zu bekommen, mit dem Medizinstudium zu beginnen.
„Dann drück mir die Daumen." – das Blutabnehmen schnell beendend, da sich die Werte von Yoongi wieder verschlechterten, legte er die kleinen Röhrchen in die Schale, die in seinen Augen immer wie eine Kidneybohne aussah. – „Unter welchem Namen soll ich das in das Labor bringen? Ich bin weder Arzt, noch ist Yoongi ein Patient in dieser Stadt?"
„Lass das mal meine Sorge sein. Ich bringe dir das Ergebnis, wenn es da ist."
„Teste es auf alles. Mache ein großes Blutbild."
„Ich saß auch in den Vorlesungen."
„Ich weiß." – seufzend lachte der Jüngere. – „Dann gute Nacht." – sich auf den Arztstuhl setzend, versuchte er es sich bequem zu machen. Er hatte hier erst mal keine Bleibe, kein Geld, um sie zu finanzieren, und es war wohl am besten, dass er möglichst oft bei seinem Patienten war. Schließlich würde nur er beziehungsweise Jin den Alarm bekommen, wenn was sein sollte.
„Es ist bereits morgens und du kannst bei mir bleiben. Das Angebot steht." – Jin packte alles zusammen und wartete noch auf die Antwort des Blondhaarigen.
„Hmm, vielleicht komme ich irgendwann, wenn es ihm stabil und gut genug geht, darauf zurück."
„Wenn du meinst. Das Zimmer wird fast nie genutzt, also schnarch nicht zu laut."
„Ach fick dich." – gähnend schmatzte der Jüngere.
„Ich hab dich auch lieb."
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Ja, ich glaube ich will echt flexibel bei der Story bleiben, was Länge und Updates angeht. Es fühlt sich gut an. Mal werden längere und mal kürzere Kapitel kommen.
Ich versuche natürlich regelmäßig zu schreiben, doch geht es manchmal nicht (aus verschiedenen Gründen). Und von der Updateplanung bin ich nicht mehr so wirklich überzeugt, also werde ich sie auch selten nutzen.
Ich weiß auch, dass viele lieber stumm und leise lesen, doch Feedback zwischendurch wäre in Zukunft ganz hilfreich.
Danke an die, die de Story noch nicht aufgegeben haben <3
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𝑩𝒍𝒂𝒄𝒌 𝑻𝒐 𝑾𝒉𝒊𝒕𝒆 /ʸᵒᵒⁿᵏᵒᵒᵏ/
Fanfiction"Stellen Sie die Geräte ab." Geschockt sah jeder der Praktikanten zum Chefarzt. Er wollte einfach die lebensnotwendigen Geräte abstellen. Doch keiner sagte etwas. Was hätten sie schon ausrichten können? Sie würden alle ihre Chance auf einen Arzttit...