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Körperliche Nähe.

Kuscheln.

Es ist ein Grundbedürfnis wie Schlafen, Essen, Trinken und Atmen.

Gibt man einem Menschen alles isoliert ihn jedoch, kann man psychische Erkrankungen provozieren.

Vielleicht war es das gewesen, was den Blondhaarigen dazu bewegt hatte, sich in das Bett zu legen und den reglosen jungen Mann zu umarmen. Oder aber er wollte doch einfach nur die Nackenschmerzen vermeiden, die ihn auf dem Stuhl heimgesucht hätten und dabei sein Gewissen reinhalten.

Laut der Studien war er ja nicht selbstsüchtig, sondern opferte sich auf. Teils stand es sogar zu Debatte, ob das Krankensystem Kuscheln als Therapie übernehmen sollte. Aber wem half man damit? Menschen mit einer sozialen Phobie oder Berührungsängsten sicher nicht. Für sie wäre es doch eine Folter, wenn sie zu einer Therapie müssten und erst mal eine Stunde lang einen anderen Menschen an sich kleben hätten.

Für Yoongi war es sicher auch nicht angenehm. Jungkook hatte es einfach ungefragt getan, doch was hätte er machen sollen? Ihn fragen, auf eine Antwort hoffen? Nein, da versuchte der Jüngere lieber sein Glück.

Außerdem lenkte ihn das vielleicht vom ‚Schlafen' ab. 

Nicht dass sein Patient schlafen würde, doch kam es in einem Koma, zumindest in einem künstlichen Koma nachweislich zu traumatischen Albträumen. Ob der Schwarzhaarige diese in seinem Koma auch durchleben wird, konnte der ‚Praktikant' nicht sagen. Doch sollte es der Fall sein, dann konnte alles schiefgehen.

Yoongi könnte noch das letzte bisschen an Leben in seiner Seele verlieren, wenn sein Unterbewusstsein ihn wieder durch diese Hölle gehen lassen würde.

Natürlich gab es auch Menschen, die im Koma von schönen Sachen träumten, gar dem Himmel und Gott halluzinierten oder ihn besuchten, doch gab es das laut den Studien nur bei Patienten mit blonden Haaren. Die dunkelste Haarfarbe eines Patienten, der aus dem Koma erwacht war, war ein mittleres Braun. Somit konnte keiner eine Erfassung darüber machen, wie Menschen mit beschädigten oder toten Seelen ein Koma erlebten. Die meisten Ärzte exekutierten sie schließlich, bevor sie die Chance hatten aufzuwachen.

Seufzend drehte der Blondhaarige sich wieder auf die Seite. Das Krankenhausbett war nicht groß, somit hatte er wenig Platz. Er könnte den Schwarzhaarigen ja schlecht rausschmeißen.

Wie immer in letzter Zeit nahm er sich die schneeweiße, dünne Haarsträhne.

An ihr hing alles, was er im Leben erreichen könnte. Er würde entweder fliegen oder fallen. Alles hing wortwörtlich am seidenen Faden.

„Kannst du nicht etwas stärker werden? Nur ein wenig, damit ich weiß, dass du bereit bist." – sie sanft um seinen Finger wickelnd, sah er die Strähne an, als wenn es alles wäre, was ihm etwas bedeutete. – „Du siehst wunderschön aus."

„Wer? Er oder die Haare?"

„Wähh!" – erschrocken zuckte Jungkook zusammen, wodurch er kurz darauf mit einem leisen Knall auf dem harten Linoleumboden aufkam. – „Spinnst du! Andauernd zieh ich im versehentlich am Haar. Am Ende reiße ich sie ihn noch raus." – sich aufrappelnd strich er die Strähne wieder glatt und legte sie dahin, wo sie eigentlich hingehörte. Dass Yoongi das Ganze überhaupt nicht gerne hatte, wusste er nicht. Ansonsten würde der Jüngere vermutlich die Finger von ihm lassen.

„Du hast meine Frage nicht beantwortete." – der Strohblonde lehnte sich an einen der Schränke, die im Raum waren.

„Beide. Beide sind wunderschön. Aber was machst du hier?" – sich den Arsch reibend setzte der Blondhaarige sich auf die Bettkante.

𝑩𝒍𝒂𝒄𝒌 𝑻𝒐 𝑾𝒉𝒊𝒕𝒆 /ʸᵒᵒⁿᵏᵒᵒᵏ/Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt