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Schön träumen ist und bleibt eine Kunst.

Für Yoongi war es eine ausgesprochene Seltenheit, dass dies klappte und nach dem Brief war es sowieso unmöglich. Ganz davon zu schweigen, dass er sich noch immer nicht bewegen konnte. Wenn er noch lange im Koma sein wird, werden sich Dekubitus bilden. Seine Haut würde geschädigt werden und eventuell seine Seele ebenso. Sollte Jungkook ihn nicht mal bewegen? Ihn vielleicht drehen?

In Gedanken seufzend starrte er in die Dunkelheit, die nur ihn umgab. Er konnte nur etwas fühle und hören. Ab und an konnte er was sehen, aber nicht von der Umgebung. Es waren Bilder, die sein Gehirn generierte und ihm vorlegte.

Meist waren es die letzten Minuten, bevor er in die Dunkelheit viel, doch diese Nacht war es anders.

Vor ihm bildete sich ein schmächtiges, sehr sportliches Kind. Ein Junge. Die blonden Haare vielen ihm in Locken in die Stirn und allgemein hatte seine Haut einen leicht bräunlichen Teint. Somit stand er im kompletten Gegenteil zu dem Schwarzhaarigen.

Sein Lächeln war süß. Yoongi hatte es sich damals über die 5 Jahre eingeprägt, auch wenn das Lächeln niemals ihm galt. Das Lächeln galt immer seinen Freunden und den Mädchen.

Freunde. Etwas, was der Schwarzhaarige nie hatte. Und wenn er ehrlich war, dann hatte er auch nicht gedacht, dass sie ihm fehlten. Erst der Moment, als er mal von Menschen nicht geschlagen wurde und sie ihn in die Freundschaft aufgenommen hatten, wurde ihm bewusst, was ihm fehlte. Die Erkenntnis hatte ihn damals so schwer getroffen, dass ihm alles zu viel wurde. Die erste schwarze Strähne entstand.

Yoongi wusste noch, wie er zu der Pflegefamilie gerannt war und weinte. Sie hatte es aber nicht interessiert. Sie wollten gute Leistungen sehen. Wie es dem Teenager zu der Zeit ging, war egal.

Krampfhaft versuchte der Schwarzhaarige von der Erinnerung wegzukommen und es klappte. Er dachte nicht mehr an die schwarze Strähne, die er entdeckt hatte. Dafür wurde das Bild des Jungen wieder schärfer, er begann sich zu bewegen und plötzlich befand er sich mit dem Jungen wieder auf der einen Straße.

Sie waren beide 10 Jahre alt und sind an dem Tag länger in der Schule geblieben. Yoongi hatte sich dazu entschieden, den Blondhaarigen zu begleiten. Und er hatte es zugelassen. Niemand würde Kagan mit ihm, dem Mobbingopfer, sehen.

„Warum verletzt ihr mich eigentlich. Was habe ich denn getan."

Er wollte die Frage nicht stellen, und er wollte auch nicht die Antwort hören, doch machte sein Unterbewusstsein das, was es wollte. Der Komapatient hatte nun keinen Einfluss mehr darauf.

„Weiß nicht." – schulterzuckend überlegte Kagan. – „Es ist nichts passiert außer das eine Mal..."

„Was denn?"

Yoongi wollte am liebsten weglaufen. Er hatte darüber so lange nachgedacht und es wurde für ihn nicht besser.

„Ach nichts nein." – Kagan schüttelte den Kopf. – „Ich weiß es nicht. Es macht Spaß."

Er konnte noch heute das Lachen und den anfangs ratlosen Blick des damaligen Kindes sehen und im Moment wünschte er sich nichts mehr, als dass es sowas wie Karma wirklich gab. Er wünschte ihm trotz, dass es seine Kindheitsliebe war, und all den anderen Kindern, die ihm das angetan hatten, das Schlimmste an den Hals. Auch wenn man das nicht tat.

Das, was die Kinder ihm damals genommen haben, war unbezahlbar. Eine gesunde Seele hatte man nur einmal und die, die die Seelen anderer zerstören, gehören einfach in die Hölle.

Im realen Leben würde er jetzt weinen. Das spürte der Schwarzhaarige in seinem Herzen. Es zog sich schmerzhaft zusammen und verstärkte das lähmende Gefühl nur noch mehr. Es entzog ihm die Kraft und krampfhaft versuchte er an Blümchenwiesen, Berge und die Natur zu denken. Er konnte nicht noch mehr seiner Seele an diese Personen verlieren. Das wollte er nicht zulassen, obwohl er versucht hatte, sich das Leben zu nehmen.

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<3

𝑩𝒍𝒂𝒄𝒌 𝑻𝒐 𝑾𝒉𝒊𝒕𝒆 /ʸᵒᵒⁿᵏᵒᵒᵏ/Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt