Kapitel 10

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Fine

Seit Wincent abgereist ist sind schon fast zwei Wochen vergangen und ich vermisse ihn unheimlich. In den Tagen, in denen er hier war, habe ich mich so sehr an seine Anwesenheit gewöhnt. Wie schnell kann sich bitte an die Anwesenheit eines Menschen gewöhnen und wie schnell geht es, dass eine Person einem wichtig wird? In den Nächten in denen er hier war, konnte ich auch so gut geschlafen. Aber seit er wieder weg ist, plagen mich wieder die fiesen Alpträume und fast jede Nacht schrecke ich aus dem Schlaf hoch. Heute haben wir Donnerstag und am Samstag gehen Wincents Sommershows weiter. Und wann wir uns da wieder sehen, weiß ich nicht. Denn ich weiß einfach nicht, ob ich es jemals auf eines seiner Konzerte schaffe. Ich habe mir die letzten Tage sehr viele Videos angeschaut und würde so so gerne einmal dahin gehen. Es muss unfassbar magisch sein. Seufzend lege ich meinen Stift hin und gehe in die Küche. Dort schnappe ich mir einen Pudding und setze mich damit wieder an den Schreibtisch. Wincent hat mir vor gut einer Stunde geschrieben, dass er gleich ein Meeting hat und sich am Abend wieder melden wird. Da ich noch einiges für die Uni machen muss, habe ich mich kurzerhand an die Unterlagen gesetzt. Aber gerade brauche ich erstmal ein bisschen Nervennahrung. Als ich aufgegessen habe, bringe ich den Müll weg und arbeite ein bisschen weiter. Aber irgendwann habe ich einfach keine Lust mehr und gebe auf. Vor lauter Informationen qualmt mir der Kopf. Ich beschließe mich umzuziehen und ein bisschen nach draußen zu Seppl zu gehen. Auch wenn wir heute Morgen schon geritten sind, tut so ein bisschen Streicheln auch ganz gut. In der Küche nehme ich ihm noch einen Apfel und eine Banane mit und schon laufe ich nach unten. An der Rezeption unterhalte ich mich kurz mit Maria, die heute eingesprungen ist.

,,Hey Bubi", lächle ich und öffne die Boxentür. Da es heute regnet wie aus Kübeln, haben wir die Pferde schon recht früh reingeholt. Gerade als ich mich zu ihm auf den Boden kuschle, vibriert mein Handy. Verwirrt nehme ich Marias Anruf entgegen. ,,Hey, was gibt es?", melde ich mich. ,,Hi, gut das du rangehst. Kannst du mal in die Lobby kommen?" ,,Ja klar, was ist denn?", frage ich und stehe auf. ,,Hier ist jemand für dich." ,,Wer ist es denn?", frage ich verwirrt. ,,Keine Ahnung, derjenige hat einfach nach dir gefragt." ,,Okay, ich komme", sage ich und lege auf. ,,Bin gleich wieder da", wende ich mich an Sepp und wuschle ihm durch die Mähne. Als ich die Lobby betrete, gehe ich direkt auf Marie zu. ,,Wo ist derjenige denn?" ,,Hier bin ich", höre ich eine altbekannte Stimme und augenblicklich drehe ich mich um. Vor mir steht wahrhaftig Wincent und breitet seine Arme aus. Geschockt starre ich ihn an. ,,Kommst du jetzt endlich her oder bist du versteinert?", kichert er. Ich reiße mich aus meiner Trance und renne auf ihn zu. ,,Was machst du denn hier?", flüstere ich den Tränen nahe und falle ihm um den Hals. ,,Ich wollte dich überraschen", antwortet er und zieht mich noch enger an sich. ,,Du hast doch am Samstag ein Konzert." ,,Ich weiß. Am Samstagmorgen fliege ich hoch", lächelt er und legt seine Hand an meine Wange. ,,Ich habe dich vermisst", flüstere ich. ,,Ich dich auch und jetzt würde ich dich gerne küssen", schmunzelt er und im nächsten Moment spüre ich schon seine weichen Lippen auf meinen.

,,Du bist einfach verrückt", murmle ich, als wir uns wieder lösen. ,,Verrückt nach dir", lacht er und drückt mir noch einen Schmatzer auf den Mund. ,,Nein ohne Spaß. Ich wollte dich einfach nochmal sehen", lächelt er. Ich kann gar nicht anders, als ihn nochmal zu küssen. ,,Kann ich mit hoch zu dir kommen oder soll ich mir ein Zimmer nehmen?", fragt er und schultert seinen Rucksack. ,,Natürlich kommst du mit hoch", grinse ich und schnappe mir seine Hand. ,,Du hast jetzt Semesterferien oder?", fragt er und stellt seinen Rucksack neben das Sofa. ,,Ja, seit gestern", seufze ich erleichtert. ,,Dann kannst du dich ja nun ein bisschen entspannen", lächelt er und zieht mich an sich. ,,Mmh, das brauche ich auch. Die letzten Wochen waren sehr anstrengend. Aber nach den Ferien geht es schon fast weiter mit den Prüfungen. Also so lange entspannen kann ich mich gar nicht", seufze ich und versuche noch ein bisschen mehr Nähe abzubekommen. ,,Aber jetzt genießt du einfach mal die Ferien", lächelt er und haucht mir einen Kuss auf die Schläfe. ,,Wo warst du denn eigentlich eben?", fragt er neugierig. ,,Ich war draußen bei Seppl. Eigentlich wollte ich noch ein bisschen mit ihm spazieren gehen", schmunzle ich. ,,Oh, hab ich dich gestört?" ,,Alles gut. Ich bin ihn heute Morgen schon geritten. Also muss ich das jetzt nicht unbedingt machen." ,,Wenn du willst können wir auch gerne noch gehen", schlägt er vor. ,,Ach gerade gefällt es mir hier ganz gut", lächle ich und kuschle mich mehr auf seine Brust. ,,Du bist süß", schmunzelt er und legt seine Lippen auf meine.

Nachdem wir noch ein bisschen gekuschelt haben entscheiden wir uns beide dazu noch ein bisschen Sport machen zu gehen. Gesagt getan ziehen wir uns um und gehen nach unten in den Fitnessbereich. ,,Ich gehe bisschen aufs Laufband", lächle ich und hauche ihm einen Kuss auf die Wange. ,,Ich geh nach hinten zu den Gewichten", antwortet er und geht schon davon. Aber als ich aufs Laufband steige und mir Musik anmache, steht er plötzlich wieder neben mir und hängt ein Handtuch auf das Laufband neben mir. ,,Was machst du hier?", frage ich verwirrt. ,,Bisschen laufen doch tut gut", lacht er und stellt sich das Laufband ein. Schmunzelt schüttle ich den Kopf und laufe weiter. So laufen wir uns zusammen ein und unterstützen uns bei den anderen Übungen. Nach insgesamt 1 1/2 Stunden gehen wir wieder hoch und duschen nacheinander. ,,Schatz", ruft Wincent aus dem Badezimmer und plötzlich kribbelt es in meinem ganzen Körper. ,,Ja?" ,,Kannst du mir die Klamotten bringen, die ich aufs Bett geschmissen habe?" ,,Ja, warte", rufe ich zurück und laufe ins Schlafzimmer. ,,Soll ich uns unten etwas zu Essen bestellen oder sollen wir kochen?", frage ich. ,,Wir können uns ja was bestellen oder?" ,,Hab ich es mir doch gedacht", lache ich und greife schon nach meinem Handy. ,,Irgendwelche Wünsche?" ,,Pizza wäre geil", strahlt er. ,,Okay, ich bestell mal", lächle ich und schließe die Tür wieder hinter mir.

Während wir unsere Pizzen schmecken lassen, schaut er mich plötzlich aufgeregt an. ,,Was ist los?", lache ich. ,,Ich habe eine Idee", sagt er total aufgeregt. ,,Und die wäre?" ,,Du hast die nächste Zeit frei und ich habe Konzerte. Willst du mich vielleicht begleiten und meinen Job besser kennenlernen?" Sofort spanne ich mich an und lege die Gabel hin. ,,Willst du nicht?", fragt er unsicher. ,,Ich würde so gerne mitgehen, aber ich habe Angst das ich es nicht schaffe", murmle ich. ,,Hey, ich will dich zu nichts drängen. Aber vielleicht musst es einfach mal probieren. Ich wäre auf jeden Fall die ganze Zeit bei dir", spricht er sanft auf mich ein. ,,Ich weiß", seufze ich. ,,Überleg dir es einfach nochmal. Aber du musst dich nicht von mir gedrängt fühlen", sagt er und greift nach meiner Hand. ,,Das würde ich nie", lächle ich und esse weiter. Die ganze Zeit denke ich über Wincents Angebot nach. Es ist einfach zu verlockend um es auszuschlagen, aber was passiert wenn mir alles zu viel wird? Nachdem wir zu Abend gegessen haben, gehen wir noch ein bisschen raus spazieren. ,,Wince, ich würde nochmal schnell zu Mama gehen. Geh ruhig schonmal vor", sage ich und reiche ihm meinen Schlüssel. ,,Bis gleich", lächelt er und küsst mich. ,,Na Schätzchen. Wo hast du denn deinen Schatz gelassen?", schmunzelt Mama, als ich zu ihr ins Büro komme. ,,Er ist oben in der Wohnung. Ich muss mal kurz mit dir reden", antworte ich berichte ihr von Wincents Vorschlag.

,,Mäuschen, wenn du es unbedingt probieren willst, nur zu. Ich verstehe dich wenn du gerne mitgehen möchtest. Vielleicht wäre es ja eine gute Möglichkeit es auszuprobieren. Denn ich glaube nicht, dass Wincent dich aus den Augen lassen würde." ,,Aber dazu käme auch noch der Flug. Wince ist hergeflogen." ,,Ich glaub ganz fest an dich Fine. Probiere es und wenn nicht, ist es auch nicht schlimm", sagt sie und streichelt mir über den Arm. Kurz rede ich noch mit ihr, bevor ich wieder nach oben gehe. Wincent sitzt umgezogen auf dem Sofa und schaltet die Programme auf dem TV durch. ,,Wollen wir einen Film schauen?", fragt er. ,,Ja, ich ziehe mich schnell um", sage ich und gehe ins Schlafzimmer. Dort ziehe ich mir einen Schlafanzug an und gehe zu ihm. Während dem Film kuscheln wir miteinander und ich denke immer mal wieder über die Sache mit den Konzerten statt. Am Ende des Films stütze ich mich auf und schaue ihn an. ,,Wince, ich werde dich begleiten und es versuchen"...

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