Kapitel 27

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Fine

Still sitze ich da und lausche dem kleinen Bächlein vor unserer Hütte. Die letzte Woche haben wir hier in einem kleinen Örtchen in Norwegen verbracht. Morgen geht es für uns leider schon wieder nach Hause. Wenn ich ehrlich bin, möchte ich gar nicht mehr nach Hause. Ich habe einfach wahnsinnige Angst das daheim wieder alles hochkommt. ,,Hey Süße, alles gut?", fragt Wincent plötzlich und setzt sich neben mich. Nickend kuschle ich mich an seine Seite. ,,So siehst du aber gerade nicht aus", murmelt er und legt einen Arm um meine Hüfte. ,,Ich habe Angst nach Hause zu kommen", erzähle ich ihm von meiner Angst. ,,Du bleibst doch erstmal noch bei mir." ,,Trotzdem. Irgendwann muss ich wieder nach Hause", flüstere ich leise und kämpfe gegen meine Tränen an. ,,Shh, daran denken wir jetzt noch gar nicht. Okay?" ,,Okay", hauche ich und kuschle mich mehr an ihn. ,,Lass uns zurück in die Hütte gehen. Morgen geht es früh zurück." Gesagt getan gehen wir zurück, machen uns noch etwas zu Esse und kuscheln uns relativ früh ins Bett. Pünktlich um 3:30 Uhr klingelt der Wecker. ,,Das ist ja überhaupt nicht meine Zeit", stöhnt Wincent und zieht sich das Kissen übers Gesicht. ,,Mmh", murmle ich und stehe auf. Ich ziehe mir den erstbesten Hoodie von Wincent über und schlürfe ins Badezimmer. Verschlafen kommt er dazu und zusammen putzen wir unsere Zähne. ,,Hast du alles?", fragt Wincent eine halbe Stunde später und schultert seinen Koffer. Nickend greife ich nach meinem Koffer und folge ihm. Draußen wartet schon ein Taxi auf uns, welches uns zum Flughafen bringen wird. Kaum sitze ich drinnen, schlafe ich auch schon wieder ein. ,,Süße aufwachen. Wir sind da", spricht Wincent leise und streichelt mir über die Wange. Gähnend fahre ich mir durchs Gesicht und steige aus dem Auto. Nachdem wir eingecheckt haben, holen wir uns etwas zu trinken und machen es uns im Wartebereich bequem. Eine Stunde später sitzen wir im Flugzeug und warten auf den Start.

,,Finchen komm her", schmunzelt Wincent und hält seinen Arm hoch. Lächelnd kuschle ich mich an ihn und schließe meine Augen. ,,Schlaf ein bisschen. Ich mache auch noch ein bisschen meine Augen zu", flüstert er und haucht mir einen Kuss auf die Schläfe. Nach 1 1/2 Stunden kommen wir in Hamburg an. Als wir unser Gepäck haben, gehen wir zu seinem Auto. Ich kämpfe richtig gegen die Müdigkeit an. ,,Du bist richtig müde mmh?", fragt Wincent leise und streichelt mir übers Bein. Nickend lehne ich mich zurück und greife nach seiner Hand. Auf der einstündigen Autofahrt schaffe ich es wirklich nicht einzuschlafen. Kurz nach 10:00 Uhr kommen wir bei Wincent zu Hause an. ,,Willkommen zu Hause", lächelt er und hält mir die Tür auf. ,,Danke", lächle ich und steige aus. ,,Willst du dich noch ein bisschen hinlegen? In der Zwischenzeit würde ich schnell einkaufen gehen." ,,Das würde ich wirklich gerne machen." ,,Dann geh hoch Schatz. Ich beeile mich okay?" Nickend hauche ich ihm einen Kuss auf die Lippen und gehe nach oben. Oben ziehe ich mir etwas bequemes an und kuschle mich ins Bett. ,,Bis gleich Schatz", ruft Wincent von unten. ,,Fahr vorsichtig", rufe ich zurück und decke mich zu. Da es im Haus nun zu leise ist, schalte ich den Fernseher an und greife nach meinem Handy. Ich schreibe meiner Mama schnell eine Nachricht, dass wir wieder gut zu Hause angekommen sind. Aber da ich so verdammt müde bin, lege ich mich auch recht schnell hin und schlafe ein.

Doch kaum bin ich eingeschlafen, umhüllt mich wieder diese Angst. Die letzten Nächte habe ich so gut geschlafen, doch nun bin ich wieder inmitten dieser Männer. Schluchzend wache ich auf und suche im Bett nach Wincent. Doch da ist niemand. Stimmt, er wollte ja einkaufen gehen. ,,Wince", wimmere ich und stehe auf. ,,Wincent?", frage ich leise und gehe die Treppen nach unten. Doch auch hier ist er nicht. Also muss er noch nicht zurück sein. Das ist für meine Angst gerade überhaupt nicht gut. Als ich wieder nach oben gehen möchte, klinget es an der Haustür. Augenblicklich werde ich stocksteif und kann mich fast nicht bewegen. Und wieder klingelt es Sturm und die Panik in mir wird immer größer. Was ist gerade mit mir los? Als ich mich endlich aus meiner Trance befreien kann, renne ich nach oben und verschanze mich im Schlafzimmer. Voller Panik setze ich mich auf den Boden und versuche nach Luft zu ringen. Aber das tut höllisch weh. So etwas habe ich ja noch nie gespürt. Meine Brust schmerzt so sehr, dass ich jeden Moment Angst habe, zu ersticken. Ich weiß nicht wie viele Minuten vergangen sind, aber irgendwann höre ich den Schlüssel in der Haustür. Daraufhin höre ich wie Wincent die Einkäufe in der Küche abstellt und schon kurz darauf höre ich Schritte auf der Treppe. Endlich...

,,Schatz schläfst du noch?", fragt er leise und kommt ins Schlafzimmer. Doch als er mich entdeckt, reißt er die Augen auf und kommt auf mich zu. ,,Fine, was ist passiert ?", fragt er alarmiert und kniet sich vor mich. Doch ich kann nicht antworten, zu groß ist der Schmerz in der Brut. ,,Shh, alles ist gut. Versuch zu atmen. Atme mit mir", redet er sanft auf mich ein. Ich versuche seiner Aufforderung nachzugehen, aber es ist verdammt schwer. ,,So ist gut", flüstert er, nachdem ich einen Atemzug geschafft habe. ,,Wince", wimmere ich und fasse mir an die Brust. ,,Shh, nichts sagen. Einfach atmen", erwidert er leise und greift nach meiner Hand. ,,Komm mal her", murmelt er und zieht mich an seine Brust. ,,Erzähl mir mal was du da draußen siehst", flüstert er und deutet aus dem Fenster. Also zähle ich leise auf was ich sehen kann. Und so langsam merke ich, wie ich ruhiger werde. ,,So ist gut", murmelt er und haucht mir einen Kuss aufs Haar. Als ich realisiere, dass es endlich wieder geht, fange ich an zu schluchzen und kralle mich in Wincents Shirt. ,,Shh Schatz, es ist alles wieder gut", flüstert er und streichelt mir über den Rücken. ,,Was war das?", wimmere ich und schaue ihn verängstig an. ,,Du hattest eine Panikattacke", erklärt er ruhig und streicht mir eine Haarsträhne hinters Ohr. ,,Ich hatte solche Angst", hauche ich und kuschle mich wieder enger an ihn. ,,Ich weiß", seufzt er leise und drückt mich fest an sich.

Als ich mich wieder beruhigt habe, begleite ich ihn nach unten. ,,Trink mal was", sagt er leise und reicht mir ein Glas mit Saft. Während ich trinke, legt er mir eine Decke über die Schultern. ,,Ich hatte einen Alptraum und bin aufgewacht", fange ich leise an zu erzählen. ,,Du musst nicht darüber reden", erwidert er sofort. ,,Doch", murmle ich. Daraufhin setzt er sich neben mich und greift nach meiner Hand. ,,Dann bin ich runter und du warst nicht da. Plötzlich hat es angefangen Strom zu klingeln. Und plötzlich war da diese Panik." ,,Das muss der Postbote gewesen sein. Vor der Haustür lagen zwei Pakete." ,,Warum hatte ich so Panik?", frage ich mich fast schon selbst. ,,Fine, du hast einiges durchgemacht. Das versteht jeder", spricht er sanft und haucht mir einen Kuss auf die Stirn. ,,Ich liebe dich", lächelt er und streichelt mir über die Wange. ,,Ich liebe dich auch." ,,Ich würde mal die Sachen wegräumen und was kochen", sagt er und steht auf. ,,Soll ich dir helfen?" ,,Nein, bleib sitzen und ruh dich aus. So eine Panikattacke kann sehr anstrengend für den Körper sein." Und Wincent hatte recht. Kaum habe ich mich bequemer hingelegt, bin ich auch schon eingeschlafen. Später hat er mich zum Essen geweckt und wir waren noch ein bisschen spazieren. Jetzt liegen wir schon wieder zusammen auf dem Sofa und schauen einen Film. ,,Hattest du auch schonmal eine Panikattacke?", frage ich vorsichtig und streichle über seine Hand.

,,Ja, als ich mit den Depressionen zu kämpfen hatte, hatte ich auch ein paar." ,,Das tut mir leid", flüstere ich und kuschle mich enger an ihn. ,,Die Zeiten sind Gottseidank vorbei. Und bei dir bekommen wir das auch wieder hin", lächelt er und haucht mir einen Kuss auf die Stirn. Den restlichen Abend haben wir einfach nur auf dem Sofa verbracht, bis wir letztendlich erst kurz nach 00:00 Uhr ins Bett gegangen sind und dort auch schnell eingeschlafen sind.

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