Kapitel 39

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Fine

Nun sind schon wieder zwei Wochen vergangen und übermorgen ist Weihnachten. Heute wollen wir unseren Baum aufstellen. Dafür waren wir gestern den ganzen Tag unterwegs und haben noch Dekoration dafür gekauft. Das restliche Haus, haben wir schon lange geschmückt. Wincent ist gerade unterwegs um einen Baum zu besorgen. Ich bin zu Hause geblieben, da mir heute mein Fuß ganz schön zu schaffen macht. Die Zeit bis er wieder da ist, verbinde ich damit, die Kugel aufzufädeln. ,,Schatz, bin wieder da", ruft Wincent ein paar Minuten später schon ins Haus. ,,Supi", erwidere ich, schnappe mir meine Krücken und laufe auf ihn zu. ,,Na, bist du fündig geworden", schmunzle ich und küsse ihn erstmal. ,,Ja, soll ich ihn gleich reinholen?" ,,Na klar. Ich bin voll gespannt." Gesagt getan geht er wieder nach draußen und holt den Weihnachtsbaum aus dem Auto. Da er den Ständer schon vorbereitet hat, kann er ihn gleich hinstellen. Als er das Netz entfernt hat, staune ich nicht schlecht. ,,Wince, wir haben gesagt, nicht so einen großen." ,,Der sah so toll aus und für hier, ist er richtig schön." ,,Ein bisschen zu groß geraten", lache ich und setze mich wieder aufs Sofa. Während ich die letzten Kugeln und Anhänger auffädle, befestigt Wincent die Lichterkette am Baum. ,,Hier", lächle ich und reiche ihm die erste Kugel. So geht das fast insgesamt eine Stunde lang, bis der Baum komplett geschmückt ist. ,,Das ist wunderschön", hauche ich und stelle mich vor den Baum. Plötzlich spüre ich zwei Arme, die sich um mich legen. ,,Unser erster gemeinsamer Weihnachtsbaum", flüstert Wincent und haucht mir einen Kuss auf die Wange. ,,Ich liebe dich", hauche ich und lehne mich an ihn. ,,Und ich dich erst." So stehen wir gefühlt eine Ewigkeit da, bis Wincent leise anfängt zu summen. ,,Schnee fällt vor dem Fenster. Es ist Anfang Dezember, hat sich so viel geändert. Klingelschild, unsre Namen drauf, suchen uns einen Baum aus", singt er leise. ,,Was für ein Song ist das denn?", frage ich leise. ,,Das ist mir eben so in den Kopf gekommen." ,,Das musst du aufschreiben. Das klingt richtig schön", lächle ich. 

Nachdem wir noch gemeinsam Einkaufen waren, machen wir uns nun eine Kleinigkeit zu Essen und lassen uns dies vor dem Fernseher schmecken. ,,Wollen wir noch einen Film schauen?", fragt Wincent, als wir die Geschirrspüle einräumen. ,,Ja gerne. Dann würde ich mich schnell bettfertig machen gehen", lächle ich und drücke ihm einen Kuss auf die Wange. Oben ziehe ich mir meinem Schlafanzug an und putze mir die Zähne. Als ich wieder nach unten komme, zündet Wincent gerade den Holzofen an. ,,Aww, romantisch", grinse ich und schmiege mich an seinen Rücken. ,,Darf doch auch mal sein", kichert er und dreht sich zu mir um. Zufrieden kuscheln wir uns aufs Sofa, schauen einen Film und dabei leuchtet unser erster gemeinsamer Weihnachtsbaum neben uns. Zum Ende des Films, rücke ich noch enger an ihn und suche seine Nähe. ,,Was ist?", grinst er mich an. ,,Ach nichts", schmunzle ich und lege meine Lippen auf seine. Sofort grinst er in den Kuss hinein und streicht mir meine Haare nach hinten. Der Kuss wird immer intensiver und seit Wochen habe ich wieder den Drang weiter zu gehen. Vorsichtig schiebe ich meine Hände unter seinen Pullover und ziehe ihm ihn über. Auch er fährt langsam unter mein Schlafshirt. Langsam löst er sich von mir und schaut mich fragend an. Lächelnd nicke ich und lasse es mir überziehen. Irgendwann stehen wir auf und torkeln nach oben ins Schlafzimmer. ,,Du musst das nicht tun", flüstert Wincent und schaut mich besorgt an. ,,Ich möchte aber", hauche ich und schaue ihn fast schon flehend an und fummle an seinem Hosenbund herum. Sofort zieht er sich die Hose aus und beugt sich wieder über mich. 

Während er mir meine auszieht, beobachtet er mich die ganze Zeit. Schwer atmend liege ich da und versuche die Bilder auszublenden, die vor meinen Augen herziehen. Vorsichtig küsst er sich meinen Beinen hoch und in dem Moment, indem er einem Intimbereich näher kommt, verkrampfe ich mich. Und ich kann nicht verhindern, dass mir die Tränen die Wange runterlaufen. ,,Hey Fine", flüstert Wincent, beugt sich über mich und streichelt mir über die Wange. Doch ich wimmere nur leise auf und versuche zu atmen. ,,Shh, es ist alles gut. Wir müssen nicht weitermachen", redet er sanft auf mich ein. Doch ich kann mich gar nicht beruhigen. Zu sehr schäme ich mich. Was für eine Freundin bin ich denn bitte?! Ich habe gar nicht mitbekommen das er aufgestanden ist und sich wieder angezogen hat. ,,Komm mal her", flüstert er und zieht mir mein Shirt wieder über. Ich lasse es einfach über mich ergehen. Sanft zieht er mich hoch, sodass er mir die Hose hochziehen kann. ,,Es ist alles gut", flüstert er und zieht mich an seine Brust. ,,Es tut mir so leid", hauche ich und kralle mich in sein Shirt. ,,Ach Fine. Das muss dir doch nicht leidtun." ,,Aber." ,,Nichts aber Schatz. Wir machen das alles Schritt für Schritt", sagt er leise und legt sich mit mir zurück. Nickend kuschle ich mich enger an ihn und lasse mich von ihm zudecken. ,,Schlaf nun ein bisschen. Ich bin da." ,,Danke, du auch", flüstere ich und schließe meine Augen. 

Auch der nächste Tag verlief ähnlich und nun haben wir schon Heiligabend. Die letzte Stunde habe ich damit verbracht mit meiner Familie zu facetimen. Ich bin schon traurig das ich nicht bei ihnen bin, aber ich kann mir auch nicht vorstellen, heute ohne Wincent zu sein. Solche Tage wie Weihnachten tun mir besonders weh. Vor allem weil Mama Weihnachten geliebt hat. ,,Schatz, wollen wir uns dann mal fertig machen?", fragt Wincent und kommt ins Schlafzimmer. ,,Ja, muss mich nur noch anziehen", lächle ich und schnappe mir das beige Strickleid und die Strumpfhose. Wenig später gehe ich wieder nach unten und ziehe mir meine Schuhe an. Nach einer kurzen Autofahrt kommen wir bei Angela an. Auch Ingrid und Hans sind schon da. ,,Schön euch so glücklich zu sehen", lächelt Hans und zieht mich zur Begrüßung in seine Arme. ,,Danke." ,,Angela, soll ich dir bei irgendwas helfen?", frage ich und gehe zu ihr in die Küche. ,,Du würdest mir schon helfen, wenn du das Gemüse schneiden würdest." ,,Klar gerne", antworte ich und schnappe mir alles. Da es heute Abend Raclette geben wird, muss noch einiges vorbereitet werden. Irgendwann spüre ich, wie mich jemand von hinten umarmt. Natürlich erkenne ich an seinem Duft, sofort das es Wincent ist. ,,Es ist so schön dich hier zu haben", flüstert er in mein Ohr und haucht mir einen Kuss darunter. ,,Danke das ich hier sein darf", lächle ich und drehe mich zu ihm um. ,,Dafür musst du dich echt nicht bedanken", schmunzelt er und legt seine Hände an meine Wangen. ,,Ich liebe dich", flüstert er und legt seine Lippen sanft auf meine. 

,,Ich will ja nur ungern stören, aber es gibt Kaffee und Kuchen", räuspert sich Angela und klopft meinem Freund auf die Schulter. Peinlich berührt verstecke ich mein Gesicht in seinem Hemd, worauf er einfach leise beginnt zu lachen und mir über den Rücken streichelt. ,,Wir kommen", schmunzelt er und haucht mir einen Kuss aufs Haar. ,,Komm", lächelt er und hält mir seine Hand hin. Also gehen wir wieder nach draußen zum Rest der Familie und setzen uns an den Kaffeetisch. Während wir essen, reden wir über Gott und die Welt. Wincent erzählt von seinen bevorstehenden Terminen. Nachdem wir zu Ende gegessen haben, geht es für die ganze Truppe zum traditionellen Weihnachtspaziergang. ,,Alles okay?", fragt Wincent leise und legt seinen Arm um mich. ,,Ja", lächle ich und schmiege mich an ihn. So laufen wir den Strand entlang und immer mal wieder erzählen wir miteinander. Doch mir wird es Sekunde zu Sekunde schwerer ums Herz. Wincent so vertraut mit seiner Familie zu sehen, sorgt dafür, dass ich einen dicken Kloß in den Hals bekomme. Immer mehr lasse ich mich nach hinten sinken und lasse sie vorlaufen. Gerade brauche ich einen Moment für mich. Doch leider schaffe ich es nicht, gegen die Tränen anzukämpfen. Unkontrolliert entweicht mir ein Schluchzer, leider blieb er nicht unbemerkt. ,,Schatz?", fragt Wincent besorgt und dreht sich zu mir um. Nickend wende ich mich von ihm ab und wische mir die Tränen von der Wange.

,,Rede doch mit mir", flüstert er und zieht mich in seine Arme. In dem Moment, indem er mich an seine Brust zieht, ist es bei mir vorbei. Schluchzend kralle ich mich in seine Jacke. ,,Shh, es ist alles gut", flüstert er und streichelt sanft durch mein Haar. Seine Familie lässt uns Gottseidank ein bisschen Freiraum. ,,Du vermisst sie mmh?", sagt er leise und haucht mir einen Kuss aufs Haar. ,,Ja, euch so zu sehen, tut weh", wimmere ich. ,,Das glaub ich dir." ,,Und jetzt versaue ich deinen Tag." ,,Ach Fine, das machst du nicht. Du darfst deine Emotionen zulassen und das ist an solchen Tagen doch klar. Ich bin hier für dich." ,,Danke", flüstere ich und kuschle mich wieder an ihn. Als ich mich wieder einigermaßen beruhigt habe, holen wir die anderen wieder ein. Als wüssten sie, was in mir vorgeht, zieht mich Angela in ihre Arme. ,,Wir verstehen dich Fine. Natürlich sind wir nicht deine Familie, aber wir werden alles dafür tun, dass du dich so fühlst." ,,Danke", sage ich gerührt und lächle sie an. ,,Und jetzt fahren wir nach Hause und stärken uns", ruft sie grinsend in die Menge. ,,Dann mal los", lächelt Wincent und nimmt wieder meine Hand in seine. ,,Wenn was sein sollte, sag bitte bescheid", flüstert er und schaut mich bittend an. ,,Ja." ,,Gut, dann mal los ins Chaos", lacht er und legt wieder einen Arm um mich. 

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