Kapitel 44

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Wincent

Zuerst registriere ich es gar nicht, aber irgendwann werde ich wacher und höre es ganz nah neben mir. Sofort bin ich hellwach und setze mich auf. Ich schalte das kleine Nachtlicht an und drehe mich zu Fine um. Sie liegt schluchzend neben mir, scheint aber zu schlafen. Sofort pocht mein Herz tausendmal schlimmer. Schnell stehe ich auf und gehe ums Bett herum und setze mich neben sie auf die Bettkante. Sachte streichle ich ihr über die Wange und flüstere ihren Namen. Doch leider erreiche ich nicht, dass sie aufwacht. Leicht rüttle ich an ihr und nun wird sie endlich wach. Mit großen Augen starrt sie mich an und ich sehe die blanke Panik in ihren Augen. ,,Hey", flüstere ich und lege meine Hand an ihre Wange. Sofort greift sie nach meiner Hand und scheint zu realisieren, dass sie wach ist. ,,Wince?", wimmert sie kaum hörbar. ,,Ja, ich bin hier. Alles ist gut", flüstere ich und streichle mit meinem Daumen über ihre Wange. Doch beruhigen tut sie das überhaupt nicht. ,,Komm her", sage ich leise und ziehe sie hoch an meine Brust. Sofort krallt sie sich an mich, als würde sie jeden Moment ohne mich ertrinken. ,,Shh", flüstere ich immer wieder und wiege sie sanft hin und her. ,,Sie sind hier", schluchzt sie und vergräbt ihr Gesicht in meiner Brust. ,,Wer?", frage ich verwirrt und schaue sie an. ,,Sie", wimmert sie, weicht aber meinem Blick aus. ,,Schatz, hier ist niemand. Wir sind ganz allein." ,,A..a..ber", haucht sie und blinzelt mich leicht an. ,,Wir sind wirklich allein. Hier sind nur du und ich", spreche ich sanft auf sie ein. Als würde sie jetzt erst realisieren das wir in unserem Hotelzimmer sind, fällt sie mir nun erleichtert an meine Brust. ,,Hier wird dir nichts passieren", murmle ich und hauche ihr einen Kuss aufs Haar. Ich lasse ihr noch einen kurzen Moment, bis ich mich leicht von ihr löse. ,,Fine, was hast du geträumt?" ,,S..si..sie", wimmert sie und bekommt fast gar keine Luft. ,,Shh, alles gut. Tief ein-und ausatmen. Es ist alles gut. Du musst es mir nicht erzählen." ,,Ich möchte aber", flüstert sie und greift nach meiner Hand.

,,Ich war hier mit dir", beginnt sie leise zu sprechen. ,,Hier in Hamburg?", frage ich und drücke ihre Hand. Nickend führt sie fort. ,,Sie haben mich plötzlich verfolgt. Si..sie haben mich in der Stadt bemerkt und sind mir nach und haben mir alles an den Kopf geworfen. B..bi..bis ich gestürzt bin und sie einfach auf mich drauf sind", erzählt sie und beginnt immer mehr an zu weinen. ,,Wer war das?", frage ich vorsichtig und versuche in sie durchzudringen. ,,Die Gruppe von heute", haucht sie und erst verstehe ich nicht was sie meint. Doch plötzlich kommt es mir in den Sinn. ,,Meinst du die Fans, die die Karten gewonnen haben und heute dabei waren?" Nickend schaut sie auf ihren Schoß. Und auf einmal werde ich stutzig. ,,Schatz, darf ich mal dein Handy haben?" Sofort verkrampft sie sich und weicht meinem Blick immer mehr aus. Und so wird mein Verdacht immer stärker. ,,Fine?" ,,Nein, das geht nicht", sagt sie, schaut mich an und schüttelt ihren Kopf. ,,Josephine, bitte?", flehe ich schon fast und schaue sie eindringlich an. Einen Moment sitzt sie wie versteinert vor mir, doch irgendwann greift sie mit zittrigen Händen nach ihrem Handy und gibt es mir. ,,Danke", flüstere ich und gebe als Pin meinen Geburtstag ein. Als ich Instagram öffne, schaut sie sofort wieder nach unten. Nach einem kurzen Blick zu mir öffne ich ihren privaten Chat und sofort sehe ich es.

,,Was willst du eigentlich von Wincent? Jetzt auch noch sein Geld?" ,,Wir wollen Anna und Amelie zurück!! Was willst du uns noch alles nehmen?" ,,Reicht es nicht, dass du uns Wincent nimmst?! Jetzt auch noch Amelie?" ,,Bist wohl so dumm und hässlich, um einen Job zu finden. Jetzt muss Wincent aushelfen." ,,Eijo, jetzt auch noch sein Geld einstecken." ,,Das gefällt dir oder? Jetzt kannst du bestimmen, wann er uns sehen darf." ,,Du Möchtegern Tussi. Bist so unfassbar hässlich." ,,Gott bist du erbärmlich."

Und das sind nur die Nachrichten der letzten 20 Minuten. Neben mir merke ich wie Fine immer zitteriger wird und anfängt zu weinen. Meinen anderen Arm lege ich um sie und ziehe sie an meine Brust. ,,Was habe ich ihnen getan?", schluchzt sie und krallt sie in mein Shirt. ,,Du hast denen gar nichts getan. Und verdammte scheiße, du.. du machst überhaupt nichts falsch. Das einzige was hier falsch läuft, sind diese Menschen, die dich so anfeinden und beleidigen, obwohl sie dich doch überhaupt nicht kennen? Ist denen überhaupt bewusst, was sie mit dir machen oder das mir das ebenfalls wehtut?", sage ich aufgebracht, worauf sie leicht zusammenzuckt. ,,Shh, tut mir leid, aber ich habe gerade so eine Wut." Ich lasse sie einfach noch ein bisschen an meiner Brust liegen, bis ich merke, dass sie so langsam wieder ruhiger wird. ,,Komm, wir legen uns hin. Wir können noch 2 1/2 Stunden schlafen", flüstere ich und versuche mich mit ihr hinzulegen. Sie erwidert nichts, schließt einfach ihre Augen. Da sich aber nochmal meine Blase zu Wort meldet, löse ich mich vorsichtig von ihr und gehe ins Badezimmer. Als ich zurückkomme, sitzt sie schon wieder mit Tränen in den Augen im Bett. ,,Hey, ich bin da", sage ich leise und ziehe sie in meine Arme. Auch wenn in in den 2 Stunden fast nicht geschlafen habe, bin ich froh das wenigstens Fine ein bisschen geschlummert hat.

Während wie uns fertig machen ist sie recht still und ich sehe ihr an, dass sie am liebsten schon wieder in Tränen ausbrechen würde. ,,Darf ich nochmal dein Handy haben?", frage ich und trete hinter sie. Nickend greift sie danach und gibt es mir. Und natürlich sind schon wieder neue Nachrichten reingekommen. Kurzerhand mache ich Screenshots und schicke sie mir rüber. ,,Ich hab Angst", flüstert sie plötzlich und schaut mich aus traurigen Augen an. ,,Du brauchst keine Angst zu haben Schatz. Auch wenn sie solche Nachrichten schreiben, werden sie dir nichts tun. Ich weiß, solche Nachrichten tun weh und es tut mir so leid, dass du wegen mir solche bekommst." ,,Du kannst doch gar nichts dafür", sagt sie leise und haucht mir einen zarten Kuss auf die Wange. ,,Doch, wenn du nicht mit mir zusammen wärst, würdest du nicht solche Nachrichten bekommen." ,,Ich möchte mir aber nicht vorstellen, nicht mit dir zusammen zu sein", flüstert sie und schmiegt sich an meine Brust. ,,Ich mir auch nicht. Wollen wir runter gehen? Die anderen warten bestimmt schon", lächle ich und hauche ihr einen Kuss auf die Stirn. ,,Ja", lächelt sie leicht und schnappt sich wieder ihre Krücken. Zusammen gehen wir nach unten in den Speisesaal, wo wir uns zum Frühstück verabredet haben. ,,Morgen", begrüßt uns Amelie, aber ihr Blick wird direkt besorgter als sie uns, beziehungsweise Fine anschaut. ,,Guten Morgen", sage ich und schiebe ihren Stuhl zurecht. ,,Ist alles okay?", fragt Amelie meine Freundin besorgt. Leicht schüttelt sie mit dem Kopf und kämpft schon wieder mit den Tränen. ,,Was ist passiert?", flüstert Amelie und greift nach ihrer Hand. Kommentarlos reiche ihr mein Handy. ,,Lies einfach", murmle ich und hole Fine und mir etwas zu essen.

Als ich zurück komme, schaut mich Anna und Amelie schockiert an. ,,Also das geht ja mal viel zu weit", sagt Anna und gibt mir mein Handy wieder. ,,Die Nachrichten gehen gar nicht. Also die sind ja bodenlos. Das sind ja schon Drohungen", erwidert Amelie. ,,Ich weiß nicht, ob ich etwas dazu sagen soll", seufze ich und setze mich wieder hin. ,,Lass es bitte erstmal. Vor allem heute. Denn heute ist recht viele Fans da", antwortet Anna und schaut mich besorgt an. ,,Können wir bitte das Thema wechseln?", fragt Fine leise und blickt auf ihren Teller. ,,Ja gute Idee. Wie sieht der Tag nun aus", sage ich und trinke einen Schluck von meinem Kaffee. Nachdem Frühstück packen wir alles zusammen und gehen wieder nach unten proben. Danach stehen auch noch ein paar Interviews an. Fine lassen wir heute ein bisschen außenvor. Zwar will sie eigentlich arbeiten, aber man sieht ihr an, dass es ihr überhaupt nicht gut geht. Gegen 16:30 Uhr ist es auch schon Zeit nach oben zu gehen, um uns umzuziehen. Da die Dusche hier sehr unvorteilhaft ist, gehen wir kurzerhand zusammen duschen. Während sich Fine fertig macht, ziehe ich mich schonmal um. ,,Oh wow", strahlt sie und lockt ihre Haare. ,,Gefällt es dir?", schmunzle ich und richte meine Fliege. ,,Sehr, könntest du öfters tragen", zwinkert sie und widmet sich wieder ihren Haaren zu. Als sie fertig ist, kommt sie auf mich zu. ,,Womit habe ich eigentlich so einen hübschen Mann an meiner Seite verdient", flüstert sie, richtet mein Jackett und legt ihre Lippen auf meine. ,,Was soll ich da bitte sagen?!", sage ich und lege meine Hände an ihre Hüfte. Verliebt schaut sie mich an und küsst mich nochmal.

,,Ich geh mich jetzt auch mal umziehen", flüstert sie und legt mir einen Finger auf die Lippen, als ich etwas erwidere will. Ich schaue ihr nach und warte bis sie mich ruft. ,,Kannst kommen", ruft sie ein paar Minuten später. Grinsend trete ich ins Schlafzimmer und wow. Sie trägt ein wunderschönes bodenlanges dunkelblaue Abendkleid. ,,Fine", hauche ich und schließe die Tür hinter mir. ,,Nur die Schiene ruiniert bisschen den Anblick", lacht sie und deutet auf ihr Bein. ,,Ach was, du bist wunderschön, auch mit Schiene", strahle ich und ziehe sie an mich. ,,Wie eine Prinzessin." ,,Danke", lächelt sie und greift nach meiner Hand. ,,Wollen wir gehen?", frage ich und hauche ihr einen Kuss auf die Stirn. Nickend folgt sie mir und zusammen gehen wir nach unten. ,,Wow, wen haben wir denn da", strahlt Amelie und stellt ihre Handtasche ab. ,,Sieht ihr fantastisch aus", lächelt sie und kommt auf uns zu. ,,Danke", erwidert Fine und schmiegt sich an mich. ,,Da kann ich nur zustimmen, wollen wir Bilder machen?", fragt Mats und wedelt mit der Kamera vor unserer Nase herum. ,,Au ja", strahle ich und fordere Fine auf, uns zu folgen. ,,Wartet mal, ich suche einen guten Spot", ruft Mats und lässt und kurz allein zurück. Und diesen Moment nutze ich, um Fine etwas zu sagen. Ich drehe sie vorsichtig zu mir um und lege eine Hand an ihre Wange. ,,Ich muss dir was sagen", flüstere ich und hole tief Luft....

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