Kapitel 36

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Fine

Erwartungsvoll schaue ich Wincent an. ,,Was hältst du davon, wenn du Seppl hochholst? Immer wenn du hier bei mir wärst, könntest du Zeit bei ihm verbringen und während du in Österreich bist, kann sich Shay um ihn kümmern", rattert er herunter und schaut mich mit leuchtenden Augen an. ,,Er redet doch gerade von deinem Pferd oder?", fragt Shay verwirrt. ,,Ja genau. Elisabeth, meine Tante will ihn verkaufen." ,,Ist das ihr Ernst?", fragt Shay verständnislos. ,,Ich kann es auch nicht fassen", murmle ich und kämpfe schon wieder gegen meine Tränen an. ,,Also, was hältst du von meinem Plan?", fragt Wincent leicht aufgeregt. ,,Ich fände die Idee echt gut, aber ich weiß nicht, ob Elisabeth da zustimmen wird." ,,Das finden wir nur raus, wenn wir sie fragen. Wollen wir sie gleich mal anrufen?" Nickend greife ich mit zittrigen Händen nach meinem Handy und rufe meine Tante per Facetime an. ,,Hey Finchen, schön das du anrufst", lächelt sie in die Kamera. ,,Ist das Fine?", höre ich Oma im Hintergrund und kurz darauf steht sie schon neben Elisabeth. ,,Hey", lächle ich und winke in die Kamera. ,,Wie gehst dir?", fragt Oma und schaut mich liebevoll an. ,,Nicht so gut. Ich weiß nicht was momentan los ist. Die Trauer ist wieder so groß", flüstere ich und schon spüre ich wie Wincent näher zu mir rückt. ,,Ach Hallo Wincent", lächelt Oma. ,,Moin Trixie." ,,Ich bin so froh, das du nun bescheid weißt. Vielleicht kannst du ihr ein bisschen Halt geben." ,,Ich gebe mein Bestes, versprochen", lächelt er und legt einen Arm um mich. ,,Schau mal, wir sind alle zusammen", schmunzelt Elisabeth und schwenkt die Kamera. Am Esstisch sitzen alle, sogar meine Urgroßeltern. ,,Ehm, wir rufen auch aus einem guten Grund an", murmle ich und kratze mich am Arm, worauf Wincent gleich nach meiner Hand greift. ,,Sepp ist ja noch da oder?", frage ich leise. ,,Natürlich ist er noch da Schätzchen. Wir haben da ja mal nur kurz darüber philosophiert. Ohne dich würden wir da eh keine Entscheidung treffen", beruhigt mich Oma. ,,Ich glaube er vermisst dich auch ganz schön", schmunzelt Elisabeth.

,,Ich vermisse ihn auch", lächle ich leicht und lehne mich an Wincent. ,,Also, was ist der Grund, warum ihr euch meldet. Also nicht falsch verstehen, wir freuen uns immer wenn ihr anruft", lacht Opa und trinkt einen Schluck von seinem Bier. ,,Es geht um Sepp. Da ihr vorhattet ihn abzugeben, wollten wir fragen, ob wir Sepp hier hochholen könnten? Fine vermisst ihn unglaublich und will ihn auf keinen Fall verlieren. Meine Schwester reitet ebenfalls seit einigen Jahren und sucht aktuell eine neue Reitbeteiligung. In der Zeit, in der Fine bei euch wäre, könnte Shayenne sich um den Dicken kümmern", erklärt Wincent seinen Plan. Augenblicklich schauen sie sich gegenseitig an. ,,Shay, komm doch mal her", winke ich sie zu uns. Lächelnd kommt sie zu uns und begrüßt meine Familie. ,,Also Fine, wir würden dir da keine Steine in den Weg legen. Ich glaube, das ist eine richtig gute Lösung. Denn wir denken, du wirst in der nächsten Zeit eh öfters bei Wincent sein", schmunzelt Oma. ,,Also heißt das, ich darf Seppl in den Norden holen?", frage ich aufgeregt. ,,Ja natürlich. Kommt doch einfach mal runter und dann kann Shayenne ihn auch mal kennenlernen", schlägt Elisabeth vor. ,,Ja das machen wir", lächle ich. ,,Aber Fine?", erwidert Johannes. ,,Ja?" ,,Ich muss sagen, auch wenn die Trauer um Jonathan und Sofie aktuell sehr enorm ist, schaust du nach Jahren endlich wieder einmal glücklich aus. So hab ich dich wirklich vermisst. Und deswegen Danke auch an dich Wincent. Wir haben unsere kleine Fine von damals die Schritt für Schritt zurückkommt wirklich vermisst. Mein Bruder und ich haben immer darüber gescherzt wie es wohl sein wird, wenn Fine ihren ersten Freund mit nach Hause bringt. Jonathan hat immer Witze gerissen im Form von: ,,Meine Kleine wird niemals einen Mann mit nach Hause bekommen", oder ,,Der muss erstmal durch meine Prüfungen hindurch." Aber ich bin mir mehr als sicher, er würde dich lieben und dir seine Kleine ohne Probleme anvertrauen", spricht Johannes mit Tränen in den Augen.

Bei mir fließen mittlerweile die Tränen. Shay steht hier mir und legt mir ihre Hände auf die Schultern. Wincent neben mir hat ebenfalls Tränen in den Augen stehen. ,,Danke, das bedeutet mir unglaublich viel." ,,Habt ihr denn Höfe in euere Umgebung?", fragt Elisabeth interessiert. ,,Also da wo meine jetzige Reitbeteiligung steht, sind noch offene Stellen. Und ich muss sagen, der Hof ist wirklich toll. Dort hätten wir alles, was wir uns wünschen würden. Zudem befindet sich der Hof genau am Waldrand und dort gibt es ein wunderschönes Gelände zum ausreiten", schwärmt Shay. ,,Sollen wir morgen mal hinfahren?", fragt Wincent. ,,Ja gerne. Shay hast du am Wachende frei?" ,,Ja sogar von Freitag bis Montag." ,,Wollen wir vielleicht runterfahren. Dann kannst du den Süßkeks mal kennenlernen", lächle ich. ,,Super gerne", strahlt Shay und umarmt mich. ,,Ab da bin ich wohl abgeschrieben", schmunzelt Wincent und trinkt einen Schluck. ,,Warte nur ab bis Sepp oben ist. Da sind die beiden wahrscheinlich nie mehr daheim", lacht Opa und stoßt bei Johannes an. Wir haben noch recht lange mit ihnen telefoniert, bis wir uns letztendlich verabschiedet haben. Nach dem Telefonat hat sich auch Shay verabschiedet, da sie morgen Frühdienst haben. Bevor sie nach Hause gegangen ist, haben wir uns für morgen um 16:00 Uhr verabredet. Morgen früh in ihrer Pause möchte sie auch den Stallbesitzer kontaktieren und uns schonmal ankündigen.

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