Kapitel 20

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⚠️ Triggerwarnung ⚠️

Wincent

Langsam trete ich näher und nehme ihm Fines Handy aus der Hand. ,,Das ist ihre Schürze", flüstere ich und schaue mir den Stoff in seiner anderen Hand an. ,,Fine", ruft Marc und Daniel weiter. Alma steht einfach nur da und weint. ,,Wincent, es tut mir leid. Ich hätte besser aufpassen müssen." ,,Alles gut Alma. Du hast keine Schuld. Ich hätte auch mitkommen können", sage ich und ziehe sie in meine Arme. ,,Komm, wir helfen den anderen", murmle ich und löse mich von ihr. ,,Ja", erwidert sie leise und wischt sie die Tränen aus dem Gesicht. Wir streifen bestimmt für die nächste halbe Stunde über das Gelände und rufen ihren Namen. Plötzlich kommen zwei Typen auf uns zu. ,,Hey, sucht ihr ein Mädchen?" ,,Ja, seine Freundin", sagt Marc und deutet auf mich. ,,Da hinten sitzt ein Mädchen völlig aufgelöst auf dem Boden. Und irgendwie ist ihr Dirndl total zerstört. Unsere Freundinnen sitzen gerade bei ihr. Wir wollten gerade jemand von er Polizei aufsuchen." ,,Das ist Fine", hauche ich und spüre es förmlich in meinem Bauch. ,,Dann kommt mal mit", sagt der andere und zeigt in eine Richtung. Als wir um eine Ecke biegen, hat sich schon eine kleine Menschenmenge gebildet. ,,Lasst uns mal durch", schreit Daniel. Als ich das Mädchen erblicke, bleibe ich stocksteif stehen. Es ist tatsächlich meine Fine. Die Freundinnen von den zwei Typen stehen schützend vor ihr und reden auf sie ein. ,,Fine", hauche ich und trete näher. Das eine Mädel scheint mich zu erkennen, den sie schaut mich geschockt an, macht mir aber Platz. Langsam gehe ich vor Fine in die Hocke und schaue sie mir genauer an. Ihr Oberteil und Rock ist zerrissen und sie hat ihre Oberweite mit ihren Armen verdeckt, die ebenfalls aufgeschürft und blau sind. Zudem hat sie nur noch einen Schuh an. ,,Fine", flüstere ich und berühre sie am Arm. Aber dadurch zuckt sie nur noch mehr zusammen. ,,Hey Schatz, ich bin es", versuche ich es sanft weiter. Und nun hebt sie ihren Kopf leicht und scheint mich zu erkennen.

Als ich in Gesicht anschaue, muss ich schlucken. Sie hat eine aufgeplatzte Lippe und sieht einfach nur verdammt fertig aus. ,,Was haben sie mit dir gemacht", hauche ich und streiche ihr eine nasse Haarsträhne von der Wange. Durch den Regen ist sie total durchnässt. Ich überlege nicht lange, ziehe meine Jacke aus und lege sie ihm um die Schulter. ,,Kleine, schlüpf mit den Armen rein. Dann wird dir gleich wärmer", flüstere ich. Doch sie rührt sich nicht. ,,Darf ich dir helfen?", frage ich sanft. Leicht nickt sie und daher helfe ich ihr. Als ich ihren rechten Arm berühre, zuckt sie zusammen. ,,Hast du da Schmerzen?" Wieder nur ein Nicken. ,,Ich knöpfe dir die Jacke zu okay?", spreche ich sanft weiter. ,,Wince, ich habe die Polizei geholt", reißt mich Daniel nun aus den Gedanken. ,,Was ist passiert?", fragt eine Polizistin einfühlsam. ,,Wir haben meine Freundin über eine Stunde gesucht und sie in diesem Zustand gefunden. Ich weiß leider nicht was passiert ist", antworte ich. Sie kniet sich neben mich und spricht Fine an. ,,Wie heißt sie denn?", wendet sie sich an mich, als Fine sich nicht rührt. ,,Fine", antworte ich leise. ,,Fine, wir wollen dir nur helfen. Ich bin Anja, du kannst mir vertrauen. Wir können alle ahnen, was dir passiert ist. Wir würden dich gerne untersuchen lassen. Ist das okay?" Aber von Fine kommt nichts. ,,Schatz, lass dich bitte untersuchen", versuche ich auch mein Glück. ,,Ihr Freund kann jeder Zeit dabei bleiben." Und diesmal nickt sie Gottseidank.

Im Hintergrund nehme ich Polizisten wahr, die Schaulustige wegschicken. Hoffentlich sehe ich davon morgen nichts auf Social Media. Bis die Sanitäter kommen, setze ich mich neben Fine auf den Boden und ziehe sie an mich, was sie nach kurzem Zögern zulässt. Nachdem die Sanitäter sie äußerlich angeschaut haben, wollen sie Fine mit ins Sanitätszelt nehmen. ,,Sollen wir eine Trage holen?", fragt eine vom Team. ,,Schatz, soll ich dich tragen?", frage ich behutsam. Langsam nickt sie und deswegen stehe ich wieder auf. ,,Ganz ruhig, ich hab dich", flüstere ich und hauche ihr einen Kuss auf die Schläfe. Sachte krallt sie sich mit der linken Hand in mein Hemd. Auf dem Weg zum Zelt, spüre ich die Blicke auf uns. Die Polizei und die Jungs versuchen uns so gut es geht abzuschirmen. Als ich sie auf der Trage ablege, schluchzt sie plötzlich los. ,,Shh, ich bin da", murmle ich. Sie möchte sich kaum hinlegen, sie versucht förmlich zurück in meine Arme zu springen. ,,Fine, ich bin da", spreche ich behutsam auf sie ein und drücke sie sanft auf die Liege. Nach ein paar Untersuchungen steht fest, Fine musste es wieder über sich gehen lassen. ,,Herr Weiß, wir würden sie bitten, mit ihrer Freundin nochmal ins Krankenhaus zu fahren. Ihr Arm müsste auf jeden Fall nochmal geröntgt werden. Ich vermute mal ganz stark, dass ihr Arm gebrochen ist", erklärt der Arzt und reicht mir einen Zettel. Nachdem ich nochmal mit der Polizei geredet habe, kommt Marc zu mir. ,,Pass auf. Fahr du mit ihr in die Klinik. Sollen wir ihr von Jackie etwas zum anziehen bringen?" ,,Das wäre lieb. Ich denke, sie würde sich gerne was anderes anziehen."

,,Soll ich dich wieder tragen?" Diesmal nickt sie wieder nur. Also nehme ich sie wieder hoch und trage sie zum Auto. Behutsam schnalle ich sie an und schließe die Tür. Als ich ums Auto herumlaufe, muss ich tief durchatmen. Ihr Zustand überfordert mich gerade extrem. ,,Ich bin da", flüstere ich und greife nach ihrer Hand. Sie schaut zu mir und fängt wieder an zu weinen. ,,Es tut mir so leid", murmle ich und hauche ihr einen Kuss auf die Stirn. In der Klinik angekommen, muss sie sich wieder alle Untersuchungen unterziehen. Als sie mit zum Röntgen muss, klammert sie sich förmlich an mich. ,,Ihr Freund kann da leider nicht mitkommen", antwortet die Krankenschwester behutsam. Nach gutem zureden, geht sie letztendlich doch mit. Währenddessen gehe ich vor und hole bei Marc die Klamotten ab. ,,Danke", sage ich. ,,Ich kann es einfach nicht fassen", murmelt er. ,,Ich auch nicht. Ich habe total Angst, wie ich mit ihr umgehen soll." ,,Das verstehe ich. Darf sie nach Hause?" ,,Ja, sie ist gerade nur noch beim Röntgen." Kurz unterhalten wir uns, bevor ich wieder reingehe. Kurz darauf kommt sie auch schon wieder. ,,So Frau Hauser, sie haben einen Unterarmbruch. Wir würden es konservativ versuchen. Die Schwester legt ihnen gleich einen Gips an", erklärt die Ärztin. Auch das noch. ,,Jackie hat dir ein paar Klamotten gebracht. Sollen wir sie anziehen?", frage ich, nachdem ihr der Arm eingegipst wurde. Wieder nur ein Nicken. Als ich ihr aus dem Dirndl helfe, verkrampft sie  sich wieder enorm. Nun sitzt sie komplett nackt vor mir und ich muss wieder mit mir kämpfen. Jetzt erst sehe ich, was diese Schweine mit ihr gemacht haben. Behutsam helfe ich ihr in den Hoodie und in die Jogginghose.

Wenig später sitzen wir wieder im Auto und fahren ins Hotel. Oben verkriecht sie sich direkt ins Bett. ,,Brauchst du noch irgendwas?", frage ich leise und decke sie zu. Sie holt ihre gesunde Hand unter der Decke hervor und deutet auf mich. ,,Mich?" Wieder nickt sie. ,,Ich ziehe mich schnell um und dann komme ich", sage ich und schnappe mir ein paar Klamotten. Schnell ziehe ich mich um und lege mich zu ihr. Als sie das Gesicht verzieht, setze ich mich wieder auf. ,,Hast du Schmerzen?" Als sie wieder nickt, stehe ich auf und hole ihr eine Schmerztablette und eine Flasche Wasser. Sachte schiebe ich ein kleines Kissen unter ihren Arm, sodass er hochgelagert ist. Ich schalte das große Licht wieder aus und lege mich wieder hin. ,,Ich bin hier", flüstere ich und streichle ihr über den Arm. Ich sehe es ihr an, dass sie versucht etwas zu sagen, aber leider kommt nichts raus. ,,Kannst du nichts sagen?" Diesmal schüttelt sie den Kopf und eine Träne läuft ihr die Wange hinunter. ,,Alles gut. Ruh dich einfach aus", flüstere ich. ,,Soll ich den Fernseher anmachen?" Also greife nach der Fernbedienung und schalte irgendwas an. Plötzlich bewegt sich Fine neben mir und bettet ihren Kopf auf meinem Schoß. ,,Ist es so bequem?", lächle ich leicht. Wieder nickt sie und legt ihren gesunden Arm um mein Bein. Gedankenverloren streichle ich ihr durchs Haar. Gerade als ich dachte, sie ist eingeschlafen, steht sie auf. Mit langsamen Schritten läuft sie ins Badezimmer.

Eine gefühlte Ewigkeit später kommt sie mit einem verweinten Gesicht wieder ins Bett. ,,Hast du Schmerzen?", frage ich vorsichtig. ,,Wo?", versuche ich es weiter, nachdem sie genickt hat. Mit einer zittrigen Hand deutet sie auf ihren Intimbereich. ,,Komm her und versuch bisschen zu schlafen", flüstere ich und halte die Decke hoch. Als sie sich ein bisschen an meine Brust kuschelt, fange ich an leise Lieder zu summen. Zu meiner Überraschung, braucht sie nicht lange bis sie eingeschlafen ist. Nachdem ich sicher bin, dass sie schläft, stehe ich auf und schnappe mir ihr Handy. Kurz blicke ich nochmal zu ihr, bevor ich auf den kleine Balkon trete und auch wenn es schon spät ist, eine Nummer in ihrem Handy suche.

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