Kapitel 23

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Wincent

Als ich mich umdrehe, steht Fine in der Badezimmertür und schaut mich mit einem traurigen Blick an. ,,Hey Süße, du bist ja wach", lächle ich und gehe auf sie zu. Nickend legt sie ihre Arme um mich und kuschelt sich an mich. ,,Hast du Hunger? Wollen wir etwas frühstücken?" Kopfschüttelnd kuschelt sie sich wieder an mich. ,,Und einen Tee?", frage ich leise. ,,Hast du Kakao?", flüstert sie kaum hörbar und genau wegen diesen drei Wörter freue ich mich innerlich tierisch. ,,Ja habe ich da. Willst du?" Lächelnd nickt sie und löst sich von mir. ,,Dann mach dich fertig. Ich bereite ihn dir vor", lächle ich und hauche ihr einen Kuss auf die Stirn. Während sie ins Badezimmer geht, gehe ich runter und bereite ihr einen Kakao zu. Für mich mache ich ein Porridge. ,,Sollen wir auf dem Sofa essen?", frage ich Fine, die gerade nach unten kommt. Nickend nimmt sie mir die Tasse ab und geht zum Sofa. Dort kuschelt sie sich gleich in die Decke. ,,Hast du kalt?", frage ich verwirrt, denn heute ist es nochmal richtig warm draußen. ,,Ja", haucht sie leise und trinkt einen Schluck. Nach ein paar Minuten, stell sie die Tasse ab und rennt schon fast ins Badezimmer. ,,Schatz?", rufe ich ihr nach und stelle die Schüssel auf den Beistelltisch. ,,Fine, ist alles okay?", frage ich und klopfe an die Tür. Doch als ich verdächtige Geräusche höre, drücke ich die Türklinke nach unten und Gottseidank hat sie nicht abgeschlossen. Und der Anblick der mich erwartet, erschüttert mich. Fine hängt über der Toilettenschlüssel und erbricht sich. ,,Wince", schluchzt sie leise. ,,Ich bin hier", flüstere ich, knie mich neben sie und halte ihre Haare nach hinten. Sachte streichle ich ihr über den Rücken und spreche beruhigend auf sie ein. Erschöpft lehnt sich sich kurz darauf an die Wand neben der Toilette. Ich betätige die Spülung, hole ein Waschlappen aus der Schublade und befeuchte ihn. Fine hat mittlerweile die Arme geschlossen und atmet schwer. Ich gehe wieder vor ihr in die Hocke und streiche ihr eine wirre Haarsträhne hinters Ohr. ,,Nicht erschrecken", flüstere ich und mache ihr das Gesicht sauber. ,,Oh, hast du dich verschmiert?", frage ich und wische ihr das Erbrochene vom Shirt.

,,Nicht geschafft", haucht sie und öffnet leicht ihre Augen. ,,Warte hier okay? Nicht aufstehen", sage ich und stehe auf. Schnell gehe ich nach oben und hole eines von meinen Shirts. Damit gehe ich wieder zu Fine. Sie ist völlig fertig. ,,Darf ich es dir überziehen?", frage ich vorsichtig. Denn ich weiß nicht, wie weit ich aktuell gehen kann. Als sie leicht nickt, ziehe ich das Oberteil vorsichtig über ihren Kopf und muss schon wieder schlucken, als ich die Hämatome an ihrem Oberkörper sehe. ,,Hab dir ein Shirt von mir geholt. Das ist schön bequem", lächle ich und ziehe es ihr an. ,,Danke", flüstert sie und schließt wieder ihre Augen. ,,Soll ich dich rüber tragen?" Ihr Nicken nehme ich als Einverständnis und so nehme ich sie hoch. ,,Du bist auch ganz blass", murmle ich, als ich sie auf dem Sofa ablege. Kurz überlege ich und gehe hoch. Oben im Schlafzimmer schnappe ich mir das Bettzeug und nehme es mit nach unten. ,,Danke", haucht sie leise, als ich die Bettdecke über sie lege. ,,Jetzt ruh dich bisschen aus. Ich bin da." Falls sie sich nochmal übergeben muss, hole ich eine Schüssel aus dem Schrank. Als ich diesen neben Fine aufs Sofa stelle, schläft sie schon. Kurz setze ich mich neben sie und beobachte sie einen Moment. Sie bereitet mir einfach unnormal Sorgen. Ich bin auch ein bisschen überfordert mit der gesamten Situation. Während sie ein bisschen schläft, setze ich mich ans andere Ende vom Sofa und schalte mir irgendeine Serie an.

Eine Stunde später wacht Fine wieder auf. Aber in dem Moment, vibriert mein Handy. ,,Wincent, ich hab hier 1/2 Dinge die geklärt werden müssen. Könnte ich eventuell kurz vorbeikommen?" ,,Schatz, hättest du was dagegen wenn meine Mum vorbeikommen würde. Sie hätte was wichtiges", wende ich mich an Fine. ,,Nein", murmelt sie, dreht sich zu mir um und kuschelt sich auf meinen Schoß. Also schreibe ich Mum zurück, das sie vorbeikommen kann. Plötzlich schreckt Fine hoch. ,,Hier ist eine Schüssel", sage ich hastig und halte ihr die Schüssel hin. Als sie fertig ist, gehe ich in die Küche und hole ihr etwas zu trinken. ,,So schwindelig", nuschelt sie und legt sich ins Kissen zurück. ,,Du bereitest mir wirklich ein paar Sorgen", flüstere ich und lege eine Hand an ihre Stirn. Gottseidank fühlt sie sich normal an. Ich kraule ein bisschen ihren Kopf, bis sie wieder eingeschlafen ist. Ein paar Minuten später klingelt es schon an der Tür. ,,Oh, du auch dabei?", frage ich, als ich meine Schwester erblicke. ,,Ja, ich hab noch zwei Kisten mit Fanpost dabei", antwortet Shay. ,,Aber könnt ihr vielleicht ein bisschen leiser sein. Fine ist gerade eingeschlafen." ,,Wie geht es denn der armen Maus?", fragt Mum besorgt und folgt mir nach drinnen. ,,Überhaupt nicht gut. Psychisch geht es ihr verständlicherweise total schlecht. Aber seit heute Morgen ist ihr total übel und schwindelig. Sie hat die letzten Tagen überhaupt nicht geredet. Heute fielen ein paar einzelne. Ich habe einfach den Eindruck, sie ist mit der Gesamtsituation überfordert." ,,Das ist ja auch nicht leicht zu verarbeiten Wince. Hast du mit ihr schonmal bezüglich professioneller Hilfe gesprochen?" ,,Nein, dazu kam ich noch gar nicht", sage ich und setze mich an den Esstisch. ,,Aber wenn es ihr so schlecht geht, schafft sie es wahrscheinlich ohne nicht", erwidert Mum sanft und schaut mich besorgt an. ,,Ich weiß. Vielleicht kann ihr ja meine Therapeutin helfen", murmle ich.

Die nächste Stunde haben Mum und ich noch ein bisschen Buchhaltung gemacht. ,,Hey Fine", sagt Shay plötzlich. Augenblicklich drehe ich mich um und sehe Fine auf dem Sofa sitzen. ,,Hallo Fine, schön dich zu sehen", lächelt Mum sie an und Fine erwidert es leicht. Doch dann geht ihr Blick zu mir und ich erkenne, dass sie meine Nähe braucht. ,,Komm her", sage ich und rücke mit dem Stuhl bisschen nach hinten. Langsam kommt sie auf mich zu und als sie bei mir angekommen ist, ziehe ich sie seitlich auf meinen Schoß und sofort lehnt sie sich an mich. ,,Arm", haucht sie kaum hörbar. ,,Hast du Schmerzen?", frage ich besorgt. Nickend schaut sie mich an. ,,Mama, kannst du mal bitte die Tabletten holen. Die liegen da vorne auf der Küche", sage ich und deute auf die Tablettenpackung. Als sie mir die Packung gibt, hole ich für Fine eine Tablette heraus. ,,Danke", flüstert sie und nimmt sie. ,,Gerne, aber Schatz du musst jetzt mal was essen. Du hast schon den ganzen Tag nichts gegessen." ,,Okay", haucht sie und kuschelt sich wieder an mich. ,,Fine, du musst mich schon aufstehen lassen", schmunzle ich und hauche ihr einen Kuss auf die Stirn. ,,Bleib bei ihr. Habt ihr etwas da?", fragt Mama und steht auf. Sie geht in die Küche und öffnet den Kühlschrank. ,,Fine, ist Naturjoghurt mit Banane okay? Mehr habt ihr nicht hier." ,,Sie nickt Mama. Ich müsste auch noch einkaufen gehen", antworte ich. ,,Soll ich fahren?", wirft Shay ein. ,,Damit würdest du mir enorm helfen." ,,Gut, dann mache ich es. Schreib auf was ihr gebrauchen könnt." Also lasse ich mir von ihr einen Zettel geben und schreibe einiges auf.

Währenddessen isst Fine ein paar Happen von ihrem Joghurt. ,,So ist gut", flüstere ich lächelnd und hauche ihr einen Kuss auf die Schläfe. Als Shay später mit den Einkäufen zurück ist, verabschieden sie sich auch wieder und fahren nach Hause. Fine liegt mittlerweile wieder oben im Bett. Ich hingegen arbeite noch ein paar Mails ab. Nachdem ich mit der letzten fertig bin, gehe ich in die Küche und bereite uns etwas zu essen zu. Damit gehe ich wieder nach oben zu Fine und sehe, dass sie sich einen Film angemacht hat. ,,Schatz, ich hab uns was zu essen gemacht", sage ich leise um sie nicht zu erschrecken. ,,Danke", haucht sie leise und nimmt mir den Teller mit den Nudeln ab. Mit meinem Teller setze ich mich daneben und sehe das sie sich Harry Potter angemacht hat. ,,Du schaut Harry Potter?" Mit leuchtenden Augen schaut sie mich an. ,,Sollen wir heute Abend einen Filmmarathon machen?", frage ich leicht aufgeregt. ,,Au ja", flüstert sie und strahlt mich an. Sie greift nach der Fernbedingung und schaltet auf das normale TV-Programm. Verwirrt schaue ich sie an. ,,Dann schauen wir nachher weiter." ,,Ach so", schmunzle ich und habe schon einen Plan in meinem Kopf. ,,Wie geht es deiner Übelkeit?", frage ich, nachdem wir wir aufgegessen haben. ,,Bisschen besser", murmelt sie und kuschelt sich an mich. ,,Das ist gut. Willst du dich noch fertig machen, bevor wir starten?", frage ich leise. ,,Darf ich vielleicht baden gehen?", fragt sie kaum hörbar. ,,Natürlich. Fühl dich wie zu Hause", lächle ich und hauche ihr einen Kuss auf die Stirn.

,,Weißt du was, bleib liegen. Ich bereite dir was vor", lächle ich und stehe auf. Im Badezimmer lasse ich die Wanne volllaufen und mache etwas von dem Badezusatz rein. Ich dimme das Licht und schalte nur das kleine Licht über den Spiegeln an. ,,Süße kommst du?", rufe ich und schalte die zwei Kerzen an, die eh schon zur Deko an der Badewanne gestanden haben. ,,Danke", lächelt sie und kommt ins Badezimmer. ,,Jetzt entsannst du noch ein bisschen und ich gehe nach unten aufräumen. Ich ruf dich dann okay?" ,,Ja", antwortet sie, streckt sich und legt ihre Lippen sanft auf meine. Das ist der erste richtige Kuss seit dem Vorfall. ,,Ich liebe dich", flüstert sie, als wir uns wieder lösen. ,,Ich liebe dich auch, so verdammt sehr", hauche ich und küsse sie nochmal. Als sie anfängt sich ausziehen, ziehe ich mich zurück. Im Schlafzimmer schnappe ich mir unser Geschirr und gehe nach unten. Zu allererst räume ich ein bisschen auf und dann fange ich im Wohnzimmer an, alles für heute Abend vorzubereiten. Dafür lasse ich mir auch so einiges einfallen.

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