Kapitel 31

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Fine

Verschlafen blinzle ich gegen die Sonne an. Als ich wieder realisiere was gestern passiert ist, verkrampfe ich mich wieder. Vorsichtig versuche ich mich auf die Seite zu drehen und sehe, dass Wincent noch schläft. Ich wüsste gar nicht, was ich ohne ihn machen würde. Ein paar Minuten später, zucke ich durch seinen Wecker zusammen. ,,Oh man", murmelt er, greift blind zu seinem Handy und schaltet den Wecker aus. Langsam öffnet er seine Augen und erschrickt fast, als er merkt, dass ich schon wach bin. ,,Morgen", lächle ich leicht. ,,Guten Morgen", flüstert er und legt seine Hand an meine Wange. ,,Wie geht es dir?" ,,Schon ein bisschen besser. Nur das Bein tut bisschen weh." ,,Wir holen dir auf dem Weg zum Studio noch Schmerzmittel okay?" ,,Danke." ,,Am liebsten würde ich jetzt einfach den ganzen Tag mit dir hier liegen blieben", murmelt er und gähnt nochmal. ,,Nicht nur du", seufze ich, rücke näher zu ihm und kuschle mich an seine Brust. ,,Aber leider muss ich dich enttäuschen. Wir müssen gleich aufstehen", stöhnt er und legt seine Arme um mich. ,,Ach schade", murmle ich und küsse ihn sanft. ,,Wince, wo hast du meine Krücken hingestellt?", frage ich, als auf der Bettkante sitze. ,,Ach so, die hab ich an die Wand gestellt", antwortet er und reicht sie mir. ,,Ich geh kurz ins Badezimmer", sage ich und setze mich in Bewegung. Im Badezimmer muss ich mich erstmal auf den geschlossenen Toilettensitz setzen. ,,Darf ich reinkommen?", fragt Wincent und steckt seinen Kopf durch die Tür. ,,Ja, kannst du mir vielleicht helfen?", lache ich leicht. ,,Klar, wobei denn?" ,,Ich komme nicht an meine Zahnbürste ran." Grinsend macht er ein bisschen Zahnpasta auf die Bürste und gibt sie mir. ,,Soll ich dir Klamotten holen?", schmunzelt er. ,,Ja gerne. Schau mal, ich hab Leggings und ein beigefarbenes Strickleid dabei. Kannst du das vielleicht holen?" ,,Ich schau mal", lächelt er und geh wieder aus dem Bad. Kurz darauf kommt er zurück und legt die Klamotten auf die Ablage. Das Kleid anziehen funktioniert super, aber bei der Leggings habe ich so meine Probleme. ,,Kann ich dir irgendwie helfen?", schmunzelt mein Freund.

,,Kannst du vielleicht versuchen, die Leggings über den Gips zu ziehen?" Er nimmt sie mir ab und bekommt es irgendwie hin. Zwar stülpt sie sich oberhalb vom knie zusammen, aber egal. Ich mache mir einfach nur einen Zopf und gehe zurück ins Schlafzimmer. ,,Kann ich so überhaupt gehen?" ,,Natürlich. Du schaust doch gut aus", lächelt er und schmeißt seine Sachen in den Rucksack. Auch wenn wir heute Morgen ein bisschen länger gebraucht haben, verlassen wir pünktlich das Hotel. Im Studio angekommen, lasse ich mich einfach nur erschöpft aufs Sofa sinken. ,,Ist das anstrengend", seufze ich und lege die Krücken auf den Boden. ,,Mmh, das kannst du laut sagen", murmelt Wincent und setzt sich neben mich. ,,Ach stimmt, du hattest ja am Anfang des Jahres auch noch Krücken", sage ich und schaue ihn an. ,,Ja und ich war echt froh, als die Zeit vorbei war", schmunzelt er und zieht mich an sich. ,,Wollen wir einfach noch ein bisschen schlafen?", gähnt er. ,,Das geht leider nicht. Du musst arbeiten", erwidere ich und kuschle mich trotzdem an seine Brust. ,,Morgen", rufen aber plötzlich Mats und Anna, und kommen ins Zimmer. Wir schrecken hoch und kommen kurz nicht auf unser Leben klar. ,,Gott, schaut ihr fertig aus", sagt Mats und schaut uns an. ,,Ja, wir haben auch nur rund vier Stunden geschlafen", gähnt Wincent und streckt sich. ,,Komm du erstmal her", flüstert Anna und zieht mich in ihre Arme. ,,Wie gehts dir?" ,,Psychisch geht es, aber bei Fuß ist leider kaputt", sage ich Zähneknirschend. ,,Was ist genau kaputt?" ,,Das Sprunggelenk ist durch und die Bänder sind angerissen." ,,Musst du operiert werden?" ,,Das wissen wir leider noch nicht. Ich muss das MRT abwarten. Das wollen wir bei Wincent daheim machen."

,,Ach hol dir Ratschläge bei deinem Schatz. Der kennt sich mittlerweile gut aus", lacht Mats und schmeißt sich neben Wincent, der schon wieder eingeduselt ist. ,,Das ist nicht witzig Mats", erwidert Anna und legt mir eine Hand auf die Schulter. ,,Kannst du bitte mal deinen Schatz wecken? Wir müssen gleich zum ersten Meeting", wendet sie sich an mich und deutet auf Wincent, der wieder eingeschlummert ist. Nickend rücke ich näher zu ihm und streichle ihm über die Wange. ,,Schatz, aufwachen. Die Arbeit ruft", flüstere ich und drücke ihm einen Schmatzer auf die Wange. Stöhnend reibt er sich die Augen und setzt sich auf. ,,Ich komme gleich wieder. Mats bleibt bei dir", murmelt er und küsst mich nochmal. ,,Okay", lächle ich leicht und lasse ihn gehen. ,,Wie gehts dir?", fragt Mats, als Wincent aus dem Raum gegangen ist. ,,Ehrliche Antwort?" ,,Natürlich." ,,Beschissen. Es ist gerade alles so aufwühlend." ,,Das verstehe ich komplett Fine", spricht er sanft und schaut mich verständnisvoll an. ,,Wincent meinte am Montag, du würdest gerne ins Publikum?", fragt er und trinkt einen Schluck. ,,Wollte ich eigentlich." ,,Und warum klingt du jetzt aber nicht mehr so sicher?" ,,Ich will da mich eigentlich nicht allein hinsetzen", murmle ich. ,,Aber du würdest gerne?" ,,Ja, super gerne." ,,Warte einen Moment, ich komme gleich wieder", sagt er und verlässt die Garderobe. Währenddessen informiere ich endlich mal meine Eltern, was in den letzten Stunden so alles passiert ist. Augenblicklich versucht Mama anzurufen, aber ich kann einfach nicht drangehen.

,,Hab da etwas geklärt", grinst Mats und steht plötzlich wieder im Raum. ,,Was hast du denn geklärt?", frage ich verwirrt. ,,Wir sitzen beide im Publikum." ,,Wie?" ,,Ich habe eben nachgefragt, ich kann bei dir sitzen." ,,Ah wie toll. Aber musst du nichts arbeiten und ist Wincent einverstanden?" ,,Während der Aufzeichnung kann ich ja eh nichts filmen und zu deiner zweiten Frage, das werden wir gleich erfahren", schmunzelt er und setzt sich neben mich. Ungefähr 10 Minuten später kommen auch Anna und Wincent zurück. ,,Chef, ich sitze heute im Publikum", grinst Mats und schaut von seinem Handy auf. ,,Hä, warum?" ,,Fine würde gerne ins Publikum und möchte leider nicht allein gehen. Deshalb habe ich mich dazu bereit erklärt sie zu begleiten." ,,Und dein Job?", schmunzelt mein Freund und legt seine Unterlagen auf dem Tisch ab. ,,Ich arbeite während der Aufzeichnung doch eh nicht." ,,Aha und dann begleitest du einfach meine Freundin?", grinst Wincent, beugt sich zu mir unter und küsst mich sanft. ,,Ach Chef, gönn mir doch einmal eine hübsche Begleitung", lacht Mats und auch ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. ,,Aufpassen, das ist mein Mädchen", erwidert Wincent streng und wirft ein Kissen nach ihm. ,,Wann gehen die Aufzeichnungen los?", frage ich nun leicht aufgeregt. ,,Bis dahin ist noch ein bisschen Zeit", schmunzelt Wincent und setzt sich neben mich. ,,Ich freu mich richtig", lächle ich und kuschle mich an seine Brust. ,,Das wird schön. Mal sehen, ob ich euch finde." ,,Kann dir ja ein Bild von unser Sicht schicken." ,,Das ist eine gute Idee."

,,Jungs und Fine, es gibt Essen", ruft Anna und kommt mit unserem bestellten Essen zur Tür rein. Und anders als die letzten Tage, schaffe ich es endlich mal wieder richtig zu essen. Kurz bevor die Aufzeichnungen losgehen, verabschieden sich Mats und ich um unsere Plätze aufzusuchen. Zu meiner Überraschung sitzen wir genau hinter Wincents Stuhl. Grinsend schicke ich ihm ein Bild und bekomme folgende Nachricht zurück. ,,Oh man, hoffentlich kann ich mich konzentrieren." Hinter uns nimmt eine kleine Gruppe an Mädels Platz, die anfangen zu tuscheln. ,,Oh mein Gott Mats, was machst du denn hier?", fragt eine von ihnen plötzlich. ,,Heute habe ich mal die Seiten gewechselt", lacht er und dreht sich zu ihnen um. Kurz blicken sie zu mir und ich erkenne, wie es in ihnen arbeitet. ,,Bist du nicht Wincents Freundin?", fragt die eine plötzlich total ungeniert. ,,Das hat hier doch jetzt wirklich nichts zu tun", antwortet Mats und dreht sich wieder zu mir um. ,,Versuch sie zu ignorieren", murmelt er leise und tätschelt meine Schulter. ,,Geht es mit deinem Bein?", fragt er besorgt. ,,Ja, die Schmerzmittel haben nochmal reingehauen", lächle ich leicht und lehne mich zurück. Nach einer kurzen Ansprache wird die Sendung eröffnet. Die Coaches performen zusammen einen Song und schon bei den ersten Tönen, bin ich wie in einem Bann. Als Wincent sich auf seinen Stuhl setzt, schaut er direkt zu uns. Sofort erscheint ein Strahlen auf seinem Gesicht. ,,Wusste ich es doch", höre ich die Mädels hinter uns tuscheln.

Die komplette Aufzeichnung über habe ich ein fettes Grinsen auf meinem Gesicht. Wincent macht sich immer mal wieder zum Affen, aber genau das verursacht, dass ich mich immer mehr in ihn verliebe. In der Drehpause zwischen den einzelnen Aufzeichnungen, machen wir uns auf den Weg zu Wincent. ,,Da sind sie ja", lächelt Anna und deutet auf uns. Wincent steht mit dem Rücken zu uns und dreht sich augenblicklich zu uns um. ,,Hey", strahlt er und kommt auf mich zu. Vorsichtig nehme ich meine Krücken in eine Hand und lege meinen Arm um ihn. ,,Hat es dir bisher gefallen?" ,,Es war so toll", strahle ich und schaue ihn an. ,,Das freut mich. Also schaut ihr bei der nächsten Aufzeichnung auch zu?" ,,Ja oder?", wende ich mich lächelnd zu Mats. ,,Klar." Bis die nächste Aufzeichnung los geht, hat Wincent noch ein bisschen Zeit. Zusammen gehen wir essen und natürlich kommt unter dem Team das Thema Joshua auf. Aber Wincent blockt die Gespräche in meinem Beisein ab. Auch die zweite Aufzeichnung an diesem Tag haben Mats und ich im Publikum verbracht. Mittlerweile bin ich schon mit Wincent zurück im Hotel. Unterwegs haben wir noch an einer Pizzeria gehalten und haben uns Pizza geholt. ,,Oh man, die nerven mich jetzt schon", seufze ich und lege die Krücken auf den Boden. ,,Aber leider werden sie dich vorerst begleiten", schmunzelt Wincent und kommt mit den Pizzakartons zu mir aufs Bett.

Während wir unsere Pizza schmecken lassen, lassen wir im Hintergrund eine Serie laufen. ,,Bist du fertig?", fragt Wincent und deutet auf die letzten Stücke von meiner, die ich nicht mehr angerührt habe. ,,Ja", lächle ich und lehne mich an ihn. Grinsend greift er nach den Stücken und isst sie noch auf. ,,Wollen wir uns gleich hinlegen. Du siehst nämlich ganz schön müde aus", sagt er leise und stellt die Kartons auf den Boden. ,,Ja, das wäre nicht schlecht. Die letzten Tage waren sehr herausfordernd", antworte ich und stehe auf, um mich bettfertig zu machen. Eine halbe Stunde später kuschen wir uns schon wieder ins Bett. ,,Schlaf gut. Wenn was sein sollte, weck mich", flüstert er und haucht mir einen Kuss auf die Stirn. ,,Danke, ich liebe dich." ,,Ich liebe dich auch", lächelt er und legt seine Arme um mich. Auch wenn ich ein bisschen brauchte, um einzuschlafen, hatte ich seit Tagen einen erholsamen und traumlosen Schlaf.

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