Kapitel 15

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Fine

,,Fine, es tut mir leid. Aber ich muss nochmal los", erklärt er und klingt mehr als enttäuscht. ,,Oh", murmle ich und ziehe das Handtuch enger um mich. ,,Das war Anna. Sie meinte, ich soll so schnell wie möglich ins Büro kommen. Es wäre mehr als dringend", antwortet er und schaut mich mit einem enttäuschten Blick an. ,,Schon gut", sage ich und ringe mich zu einem Lächeln. Denn traurig bin ich schon. ,,Willst du vielleicht mitkommen? Dann musst du nicht den Abend hier allein verbringen." ,,Wenn ich nicht störe, würde ich gerne mitkommen", lächle ich leicht. ,,Natürlich störst du nicht. Vielleicht dauert es nicht allzu lange, dann können wir ja vielleicht doch noch was essen oder trinken gehen." ,,Dann mache ich mich mal fertig", erwidere ich und gehe zu meinem Koffer. Eine halbe Stunde verlassen wir das Hotel und machen uns auf den Weg zu Annas Büro. ,,Bin ich jetzt mal gespannt was sie von mir möchte", seufzt Wincent und greift nach meiner Hand. ,,Hast du denn gar keine Ahnung?" ,,Nein, sie hat mir nichts verraten. Aber es muss wohl was ernsteres sein. Sonst würde sie mich nicht so spontan ins Büro einfordern", murmelt und hält mir oben die Tür auf.

Als wir Anna sehen, schaut sie uns schon mit einem undefinierbaren Blick an. ,,Setz euch erstmal. Wollt ihr was trinken?" ,,Ich würde einen Kaffee nehmen", antwortet Wincent und nun schaut sie mich fragend an. ,,Ein Wasser reicht", lächle ich und setze mich neben Wincent an den Schreibtisch. ,,So", seufzt Anna und setzt sich gegenüber von uns an den Tisch. ,,Wie ich stark vermute, wart ihr noch nicht im Internet", spricht sie und schaut uns fragend an. ,,Nein, wieso fragst du?", fragt Wincent verwirrt. ,,Gut, nächste Frage. Wart ihr zufällig gemeinsam am Meer?", fragt sie nun weiter und ich kann mir schon denken was jetzt kommt. ,,Ja als wir die Tage bei mir daheim waren", erwidert er und schaut mich nun einen Hauch besorgter an. ,,Dann wurdet ihr leider gesehen", sagt Anna leise und schiebt uns eine Zeitschrift hin. Auf der sind wir beide zu sehen. Wincent erkennt man deutlich, aber was mir Angst macht ist das man mich auch komplett erkennt. Ich sitze einfach nur starr da und kann nicht glauben, was ich da sehe. Klar, mir war klar das Wincent eine bekannte Persönlichkeit ist und er oft erkannt wird. Aber ich war wahrscheinlich zu naiv. Ich dachte, wir haben noch ein bisschen Zeit. Im Augenwinkel bemerkte ich Wincents besorgten Blick auf mir. Sanft greift er nach meiner Hand und streichelt über meinen Handrücken. ,,Da gibt es aber leider noch ein Problem", sagt Anna und schaut mich nun an. ,,Fine, du warst mit deiner Familie auch schon im Internet oder?" ,,Ja, auf ein paar Bildern bin ich auch mit drauf und natürlich auch auf unsere Homepage", antworte ich zögerlich. Stumm greift sie nach einer anderen Zeitschrift und gibt sie uns.

,,Wincent Weiss schnappt sich Tochter vom Promi Hotelbesitzer. Mit wie vielen Prominenten war sie wohl schon zusammen?", steht ihn Druckbuchstaben über unseren Köpfen. Und darunter haben sie das Foto von uns als Familie gedruckt. ,,Ist das deren ihr Ernst?", springt Wincent fluchend vom Stuhl auf. Ich kann nicht verhindern, dass sich Tränen in meinen Augen sammeln. ,,Ganz ehrlich, warum mache ich diese Scheiße eigentlich? Das diese Idioten so einen Scheiß schreiben können? Sollen sie mich doch posten. Aber warum hacken sie jetzt auf ihr herum?", schreit Wincent schon fast, was mich immer mehr zusammenzucken lässt. ,,Wincent, beruhig dich bitte", erwidert Anna und steht auf. ,,Fine, darf ich dich was fragen?", fragt mich Anna vorsichtig. ,,Ja", flüstere ich und wische mir die Tränen aus dem Gesicht. ,,War das mit deinem Vorfall vor 2 Jahren in den Medien?" ,,Bei uns im Umkreis war es drinnen. Vor allem in den Lokalzeitungen bei uns." Seufzend schließt sie kurz ihre Augen und tippt anschließend auf ihrem iPad herum. Und diese Schlagzeile, die ich nun zu lesen bekomme, trifft mich enorm. ,,Neue Freundin von Wincent Weiss hat wohl schon einige Erfahren mit Männern gesammelt". Als ich den Artikel anfange zu lesen, thematisieren sie meinen Vorfall von vor zwei Jahren. Wincent der hinter mir steht und mitgelesen hat, flippt nun komplett aus. ,,Ich bring sie um", schreit er und fährt sich verzweifelt durchs Haar. Durch Wincents Geschrei und diese Schlagzeilen, drohe ich in eine Panikattacke zu rutschen und dies bemerkt auch Anna. ,,Wince, bitte", redet sie auf Wincent ein. ,,Ich kann mich gerade nicht beruhigen", flucht er und schaut stur aus dem Fenster.

Meine Atmung wird immer unkontrollierter. ,,Wince", wispere ich und nun dreht er sich endlich zu mir um. Augenblick wird sein Blick sanfter. ,,Schatz", sagt er und kommt auf mich zu. ,,Hey, schau mich bitte mal an", flüstert er und legt eine Hand an meine Wange. ,,Fine, du musst atmen", redet er sanft auf mich ein und versucht mit mir zu atmen. ,,Komm, nochmal", ermutigt er mich, als ich einen tiefen Atemzug hinbekomme. ,,Es tut weh", wimmere ich. ,,Ich weiß. Aber ich weiß auch, du schaffst das", spricht er weiter. Und endlich schaffe ich es. Doch nun fällt mir alles von den Schultern. Schluchzend kralle ich mich in Wincents Pulli. ,,Shh, alles ist gut", flüstert er und streichelt mir durchs Haar. ,,Wince", schluchze ich und vergrabe mich immer mehr an seiner Brust. ,,Ich bin hier. Ich lass dich nicht allein", spricht er liebevoll und legt seine Arme enger um mich. ,,Es tut mir so leid", flüstert er und haucht mir einen Kuss aufs Haar. ,,Du kannst doch nichts dafür", schniefe ich und schaue ihn an. ,,Doch. Du bist mir zusammen." ,,Das wird mich trotz allem nicht davon abhalten, dies nicht mehr zu sein. Dafür bist du mir in der letzten Zeit viel zu wichtig geworden", sage ich und schaue ihn eindringlich an. ,,Und das ist das schönste, was du mir sagen konntest. Ich liebe dich", flüstert er und lehnt seine Stirn an meine. ,,Ich liebe dich auch", lächle ich und kämpfe mit den Tränen.

Sanft wischt er mir die Tränen aus dem Gesicht. ,,Geht es wieder?", fragt er besorgt. Leicht nicke ich und kuschle mich wieder an ihn. ,,Wir versuchen schon dagegen anzugehen. Aber ihr wisst ja, was schon im Umlauf ist, ist nicht mehr aufzuhalten", erwidert Anna und setzt sich wieder zu uns. ,,Ich muss auf jeden Fall meine Eltern anrufen", murmle ich. ,,Das wäre gut. Haben sie jemanden für die Öffentlichkeitsarbeit?", fragt Anna.  ,,Ja haben sie. Johannes ist dafür zuständig." ,,Gib ihm doch einfach mal meine Kontaktdaten. Vielleicht finden wir ja zusammen eine Lösung", sagt sie und schaut mich aufmuntern an. ,,Danke", murmle ich und nehme mein Handy, um Johannes Annas Kontaktdaten zu schicken. Um meine Eltern anzurufen, bin ich noch nicht bereit.

Anna und Wincent haben noch ein paar Dinge besprochen, bevor wir uns verabschiedet haben. Uns beiden ist der Appetit vergangen. Deshalb sind wir gleich zurück zum Hotel gegangen. Mittlerweile sind wir schon auf dem Weg nach Friedrichshafen. Vor ein paar Minuten bin ich aufgewacht, habe mich aber noch nicht bemerkbar gemacht. Als ich niesen muss, schaut mich Wincent an. ,,Oh, du bist ja wach", lächelt er und legt eine Hand auf meinen Schoß, nach der ich sofort greife. ,,Mmh", murmle ich und kuschle meinen Kopf wieder in das kleine Kissen. ,,Noch so müde?", schmunzelt er. ,,Ja, habe in der Nacht nicht so gut geschlafen", seufze ich leise. ,,Ich hab es gemerkt", sagt er leise und schaut mich besorgt an. ,,Ist es wegen den Schlagzeilen?" ,,Ja, weißt du wieviele mich schon auf Instagram gefunden haben?", murmle ich und schaue ihn an. ,,Es tut mir so leid", flüstert er. ,,Du kannst doch nichts dafür", erwidere ich und drücke seine Hand. Zwei weitere Stunden später kommen wir an und werden gleich von den Ersten begrüßt. ,,Wincent, ich gehe vor an den See", sage ich, als er seine Garderobe bezieht. ,,Ist gut. Ich komme gleich nach. Will bisschen baden gehen", lächelt er und haucht mir einen zarten Kuss auf die Lippen. Am See ziehe ich meine Schuhe aus und betrete mit meinen Füßen das Wasser. Kurz schließe ich meine Augen und atme tief ein-und aus. Mit zittrigen Händen ziehe ich mein Handy aus der Hosentasche und wähle eine allbekannte Nummer.

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