Kapitel 5: An meine Freunde

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Yurio Sokolov

Wie lange ist es her, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben? Es sind bald zwei Jahre vergangen, seit unserem letzten Treffen, die Beförderung zum Königsmagier ist Fluch und Segen zugleich. Ich habe euch viel zu erzählen, ich habe in drei Wochen Urlaub und würde euch gerne wiedersehen. Ich weiß, dass ihr auch viel um die Ohren habt, die Dungeons schlafen nie und Spellheaven ist groß, dies könnte ein Treffen verkomplizieren, doch ich glaube daran, dass wir es schaffen können, es unter Dach und Fach zu bringen. Ich möchte nach Aetheria reisen, dort soll es einen hervorragenden Schmied geben. Ich möchte mir dort etwas anfertigen lassen und da Aetheria recht zentral im Königreich liegt, dürfte es für euch machbar sein, dort aufzukreuzen. Ich werde für die gesamten Kosten der Unterkunft für euch aufkommen und mit euch nahegelegene Dungeons erkunden, wie in den guten alten Zeiten. Ich weis, dass Josha nicht begeistert sein wird, eure aktuelle Position schlagartig zu verlassen, da sie ihre Aufgaben immer sehr strikt durchzieht, doch in meiner Position ist es wirklich nicht leicht, mir frei zu nehmen. Ich weis ihr werdet mich nicht hängen lassen, also sehen wir uns in Aetheria meine Freunde.

Liebe Grüße, Yurio.

Als ich mit dem Schreiben des Briefes an meine Freunde fertig war, ließ ich einen Wanderflügler aus einem Käfig und befestigte den Brief an seine kleine Tragetasche.

"Pass gut auf ihn auf", sagte ich zu ihn und öffnete das Fenster. Der Wanderflügler streckte sich und schoss in Windeseile davon, ich schaute ihm hinterher und war erneut erstaunt über die absurde Geschwindigkeit, die dieses kleine Manabiest erreichen konnte. "Hoffentlich wird er nicht angegriffen." dachte ich mir und schloss das Fenster.

Ich entfernte mich vom Fenster und sah mich im Raum um, mein Blick kam am Bild von meinen alten Kameraden und mir zum stehen. Ich nahm das Bild in die Hand und betrachtete es vom Nahen. "Das war kurz vor unserem Abschied", dachte ich und ließ meinen Blick über die verschiedenen Gesichter schweifen und als ich mir Joshas Gesicht genauer ansah, begann ich laut zu lachen. "Wie sauer sie gewesen ist", sagte ich und ein schönes Wohlbefinden schoss durch mein Herz.

Der Abschied war für keinen von uns leicht gewesen, damals habe ich mit vierzehn Jahren meinen ersten Dungeon betreten, dort habe ich Chris kennengelernt. Einen jungen, aber für sein Alter echt reifen Burschen, damals war er gerade einmal sechzehn und er hat mir bei meiner ersten Dungeon Tour echt viel beigebracht. Danach reiste ich mit ihm weiter und wir trafen in einem Dorf auf Erik. Erik war der Jüngste und hitzköpfige aus unserer Truppe, er war immer voller Abenteuerlust und konnte seine Grenzen nicht einschätzen, weshalb er sich und die Gruppe schon mehr als einmal in Gefahr gebracht hat. Obwohl er so hitzköpfig war, hatte er ein gutes Gespür dafür, wie sich die Menschen um ihn herum fühlten. Ich habe mich häufig mit ihm gestritten, aber dennoch mochte ich ihn irgendwie. Wir reisten Monate zu dritt durch das Königreich und erkundeten mit anderen Gruppen zusammen Dungeons. Nach knapp einem Jahr trafen wir auf eine Gruppe, die aus acht Mitgliedern bestand, dort lernten wir Josha und Lydia kennen. Noch am selben Abend erzählte mir Chris voller Stolz, dass er Lydia toll findet und nach ein paar Wochen ist mir klar geworden, dass er sich in sie verliebt hatte.

Die beiden wären ein tolles Paar, wäre da nicht die Zwangsheirat gewesen, denn Lydia gehörte einer Adelsfamilie an und konnte sich ihren Partner fürs Leben nicht aussuchen, doch das sollte Chris nicht aufhalten und er schaffte es sie zu erobern und das Obwohl sie einem anderen versprochen war. Seitdem darf Lydia nicht mehr ihren Familiennamen tragen, doch das war eh egal, denn sie hat schon vor der Hochzeit den Namen Ashborn abgelegt und den ihres Verlobten angenommen. Vor zwei Jahren haben sie geheiratet "Das war eine schöne Hochzeit", dachte ich und stellte das Bild wieder auf den Tisch. Ich wollte mich gerade auf den Stuhl an meinem Schreibtisch setzen, als es an meiner Tür klopfte.

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