Kapitel 22: Begleitest du mich?

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Josha Longspear

Die letzten zwei Wochen mit Yurio waren unfassbar schön gewesen. Wir waren zwar als Gruppe unterwegs, doch ich verbrachte dennoch am Ende des Tages sehr viel Zeit mit Yurio allein. Ich weiß nicht, woran es lag, aber seitdem wir uns wiedergesehen hatten, wurde ich das starke Gefühl nicht los, Yurio nie wieder gehen lassen zu wollen, doch leider sah die Realität anders aus.

Yurio war es nur erlaubt, drei Wochen von der Hauptstadt entfernt zu sein, und sein Urlaub neigte sich dem Ende, da er ja auch wieder den ganzen Weg zurückreiten musste. Im Großen und Ganzen konnte ich die letzten Tage dadurch nicht wirklich genießen, bis etwas Unerwartetes geschah.

Wir wollten eigentlich zusammen als Gruppe uns auf den Weg machen, einen Dungeon zu erkunden, um wie in guten alten Zeiten wieder als vollständige Gruppe agieren zu können. Wir hatten uns bereits alle ausgerüstet und wollten gerade aufbrechen, also Yurio, der bereits auf sein Pferd gestiegen war, wieder abstieg und zur Gruppe sprach.

"Es tut mir leid, aber ich möchte euch um einen Gefallen bitte", sagte er und schaute in die Gruppe, "Ich möchte nicht mitkommen, ich habe etwas anderes, noch wichtigeres zu erledigen, dass ich schon seit Jahren vor mich herschiebe", wir sahen ihn alle verwundert an, er hatte etwas wichtigeres zu tun, als mit uns, seinen engen Freunden zusammen Zeit zu verbringen.

Ich spürte, wie die Wut in mir hochstieg, wir hatten kaum noch Zeit zusammen und er wollte etwas anderes unternehmen? Das war für mich unverständlich, zumal, wenn es nach mir ginge, würde ich noch mehr Zeit mit ihm allein verbringen, doch scheinbar war dieser Gedanke nur einseitig gewesen.

"Josha, würdest du mich bitte begleiten?", fragte er mich plötzlich.

Ich war sehr verwundert darüber, innerlich freute ich mich natürlich, dass ich noch die Möglichkeit bekam, ihn heute länger zu Gesicht zu bekommen, doch irgendetwas war komisch an der Sache.

"Ich weiß ja nicht mal, was du machen willst", sagte ich und hätte mich am liebsten dafür schlagen können. Diese Gelegenheit war einmalig gewesen und alles, was ich zustande brachte, war, ihn dumme Antworten zu geben?

"Ich möchte mit dir den heutigen Tag verbringen", sagte er ruhig, ohne mit der Wimper zu zucken.

"Warte, was hat er gerade gesagt?", ich konnte es kaum glauben, diese Aussage überraschte mich sehr und ich spürte, wie mir das Blut in den Kopf stieg und sich mein Gesicht erwärmte. Es fühlte sich an, als würde ich knallrot anlaufen, doch glücklicherweise wusste ich, dass man es mir nicht ansah, wenn so etwas passierte.

"ähm", war das Einzige, was ich äußerte, ich war so durcheinander, dass ich anscheinend nicht mal mehr richtig sprechen konnte. Ich sammelte meine Gedanken einen Moment und wollte gerade antworten, als Erik sich einmischte.

"Was soll das denn jetzt?", fragte er erzürnt, "wir haben uns alle fertig ausgerüstet und wollen jetzt auf Dungeon Erkundung gehen, und dann kommst du aus dem Nichts und willst mit Josha verschwinden?"

Warum war er so erpicht darauf gewesen, jetzt auf Dungeon Erkundung zu gehen. Erik s Stimme klang zudem noch aggressiv und unbeherrscht. Ich schaute zu Yurio, der einen Blick draufhatte, den ich bei ihm lange nicht mehr zu Gesicht bekam. Es war entsetzen das sich in seinen Augen widerspiegelte, er schien irgendetwas bemerkt zu haben, auch wenn er es nur für einen kurzen Moment gezeigt hatte, mir war das nicht entgangen.

Yurio schwieg für einen Augenblick, doch dann schaute er Erik ins Gesicht und begann zu sprechen.

"Ich habe mein Leben lang nicht den Mut besessen, doch ich muss an mich denken und kann nicht auf andere Rücksicht nehmen. Wir zwei verstehen uns nicht gut, aber dennoch sehe ich dich als meinen Freund an. Mir ist es vorher nicht aufgefallen, aber ich weiß nun, was hier für ein Spiel läuft", Yurio schwieg wieder für einen kurzen Augenblick und sein Blick blieb weiter auf Erik gerichtet und dann entschuldigte er sich bei ihm.

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