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MANUEL


Tot.

War ich gestorben?

Dieses grelle Licht ließ mich das glauben.

Nicht nur dieses Licht. Auch dieses Gefühl. So friedlich wie das gerade eben , konnte sich nur der tod anfühlen.

Es sah so unfassbar hell aus und so unfassbar warm und angenehm. So warm und angenehm, dass ich für nen Moment dachte, ich wäre im Himmel. So musste sich der Himmel nämlich anfühlen. Einfach so angekommen.

Aber dann erinnerte ich mich dran, wer ich war.

Verdiente ich den Himmel?

Wohl kaum.

Das hier war sicher nicht der Himmel in dem ich steckte und gerade, als ich das realisierte, fiel ich wieder in Dunkelheit.

Ja, das war schon eher meins.

Dunkel. Allein.

Das fühlte sich so viel besser an, als dieses wohlige warme in meiner Brust.

Leider hielt diese Dunkelheit nicht lang genug an. Das Licht traf meine Augen, die ich langsam öffnete und ich für einen Moment verschwommen sah, weswegen ich meine Augen wieder schloss und ich ausblendete wie hart dieses Bett war, auf dem ich lag.

Besser als der Boden würde ich sagen, aber es nahm sich kaum was, ehrlich gesagt.

Ich war mir nicht mal sicher ob ich wirklich auf einem Bett lag oder doch auf dem Steinboden.

Meine Augen öffnete ich langsam wieder und sah endlich schärfer. Scharf, aber die Wand auf die ich sah, kannte ich trotzdem nicht. Es sahen auch eher aus wie Trümmer eines Gebäudes in dem ich lag und weniger nach einem wirklichen Dach. 

Zumindest zog es hier und das lag sicher an dem Loch aus dem ich gerade sah und ich erkannte es war Tag.

 Tief durchatmend, richtete ich mich auf und spürte ein Ziehen an meiner Brust und auf der rechten Seite, an meinem Bauch, als ich runtersah und ich übel aussah.

Irgendjemand hatte mich verarztet, weil ich angeschossen wurde. Nichts das ich nicht schon kannte. Es waren nur zwei weitere kleine Narben die sich auf meiner Haut zeichneten.

Mein Blick schweifte durch den kleinen Raum, in dem nur dieses Bett, wenn man es so nennen konnte und einem kleinen Schrank, bei dem die Türen schon kaputt waren und das ganze Zimmer an und für sich sehr runtergekommen wirkte.

Wer hier wohnte, wusste ich nicht, aber gut hatte es diese Person sicher nicht.

Mein Blick schweifte, auf den Stuhl, der neben dem Bett stand und auf dem mein blutiges Hemd und meine Waffe darauf lag, die ich mir griff und ich dann aufstand und auf die Tür, die sicher rausfliegen würde, wenn ich sie richtig ziehen würde, zu ging.

Die Augen schloss ich, als ich die Türe aufmachte und es laut genug war, dass jeder es sicher gehört hatte und ich mich eigentlich erstmal in Ruhe umsehen wollte.

Mein Blick, nachdem ich meine Augen wieder öffnete schweifte durch das kleine Wohnzimmer. Wohnzimmer oder Küche. Es sah aus wie beides und wirklich größer als das, schien diese Wohnung nicht zu sein.

Wohnung. Es war sicher mal eine Wohnung. Jetzt war es eigentlich nur noch eine Ruine.

Hier musste etwas eingeschlagen haben und da es hier ein Kriegsgebiet war, konnte ich mir denken, wieso es hier so aussah.

Meine Augen blieben bei der kleinen zierlichen Frau hängen, die am Esstisch stand und ein Messer in der Hand hatte.

Sie hatte mich nicht gehört oder nicht hören wollen.

Ungerührt schnitt sie das Gemüse, das auf dem Tisch lag weiter ohne mit dern Wimper zu zucken. 

Ich räusperte mich leicht, damit sie sich nicht gleich erschrecken würde und mir das Messer ins Gesicht warf. Ohne eine Reaktion maachte sie weiter, bis ich mich dazu entschied sie anzusprechen, nachdem ich mich lang genug umgesehen hatte.

Außer uns beiden war niemand anderes hier in dieser Wohnung.

„Warst du das?" fragte ich sie dann leise und sah ihren Kopf den sie hob und sie mir direkt ins Gesicht sah. Ihren Augen sahen in meine.

Nein, diese Frau sah mir nicht nur in meine Augen gerade. Sie sah förmlich in mich rein, so intesiv war dieser Blickkontakt. Erst als ich mir ihr Gesicht weiter ansah, wusste ich eine Sache. 

Ihr perfektes Gesicht glich dem eines kleinen Engel. 

Ein Engel.

Was anderes konnte sie nicht sein.

So wie sie mich ansah und so wie sie mich mit einem Blick fühlen ließ, war es ausgeschlossen das sie etwas anderes war.

Minuten lag starrte wir uns an, ohne das einer von uns beiden noch ein weiteres Wort sagte.

Ich weiß bei Gott nicht was ich gerade für ein Problem hatte, aber alleine in ihren Augen zu sehen reichte aus um alles um mich herum zu vergessen. Den Schmerz an meinen Wunden nahm ich garnicht mehr wahr, seit ich in ihr Gesicht gesehen hatte.

Erst als ich Schüsse hörte, die aus der Straße kamen wachte ich aus meiner Trance auf. Das sie nicht zuckte, gab mir zu verstehen, dass sie das schon gewohnt war und in mir kam bedauern hoch.

Ich bedauerte es zu tiefst, dass so ein kleines Ding gewöhnt war an sowas.

Der Wunsch der gerade in mir aufkam, war eigentlich lächerlich, da ich sie nicht kannte, aber irgendwas in mir sagte mir, dass ich sie beschützen wollte. Ich sollte die Kleine vor Leuten wie mir beschützen, aber hier stand ich.

Halbnackt im Wohnzimmer einer wildfremden Frau, die mich jede andere Frau vergessen ließ.

Ich hätte nie geglaubt, dass Elaia mir mal so weit aus meinen Gedanken entgleiten könnte, aber diese Frau vor mir hatte es wirklich geschafft, dass ich vergaß wie alle anderen aussahen.


MANUELWo Geschichten leben. Entdecke jetzt