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MANUEL


Sie hatte den Tisch schön hergerichtet für uns beide, als wäre es ein  Date.

Ehrlich gesagt, hatte noch keiner so mit mir essen wollen bisher.

Weder Alba noch eine andere Frau.

Meist liefen die Abende und das Essen mit allen anderen Frauen gleich ab. Sie endeten auch fast immer gleich im Bett, was ich bei ihr nicht mal wollte.

Ich wollte mir so viel Zeit mit ihr lassen wie ich konnte, bevor ich sie mir nehmen würde.

Natürlich erst, wenn sie meine Frau sein würde.

"Manu reicht übrigens." sprach ich aus, als ich mich wieder fing und die schöne kleine Frau ansah, die mich sanft anlächelte, als würde sie sich drüber freuen, mit mir zu essen. Dabei sollte ich mich wahrscheinlich glücklicher schätzen als sie. "Manuel gefällt mir besser." erklärte sie mir und wieder hörte sich mein Namen an, wie bei einem Engel.

Ich lächelte sie an, als ich mich an den Esstisch setzte und sie sich mir gegenüber setzte, nachdem sie mir einen Teller gereicht hatte.

"Das gefällt mir." gab ich ehrlich zu, da Alba nie wirklich für mich gekocht hatte. Ich hatte es auch nie von ihr erwartet oder sie drum gebeten, aber schön wärs trotzdem gewesen. SChön fand ich es nämlich jetzt gerade.

Ich hatte das Bedürfnis sie Dinge über ihr Leben zu fragen, bei denen ich mir sicher war, dass es viel zu früh war. Ich wollte sie nicht bedrängen mit meinem Interesse an ihr und ihrem Leben.

"Kocht deine Frau nicht für dich?" fragte sie mich und ließ mich für einen Moment die Augen schließen, als ich das hörte. Meine Frau. Außerdem hatte sie scheinbar keine Scheu, mich Dinge zu fragen, die sie eigentlich nichts angingen.

"Meine Frau?" hakte ich leise nach, als ich anfing zu essen und sie dann erst wieder ansah. Ihre Wangen waren rot geworden, als sie meine Frage hörte. "Noura hat mir gesagt, dass du verheiratet bist." antwortete sie mir dann leise und schüchtern, was mich leise auflachen ließ, als ich ihren Namen hörte.

Diese kleine Bitch.

Sie wusste, ich hätte ihr das selber nie erzählt.

"Ich war früher mal verheiratet." ließ ich die Kleine vor mir wissen, die mir so tief in die Augen sah, dass sie mir sicher ansah, dass es die Wahrheit war. Sie war neugierig und bevor ich ihr weitere Fragen zu dieser Frau beantworten musste, wollte ich jetzt doch mehr über sie wissen.

"Wie sieht es bei dir aus Medina?" fragte ich sie dann, da mich die Frage brennend interessierte. Vielleicht war ihr Mann gestorben oder verschleppt worden. So bösartig das klang, aber ich war froh darüber, wenn es so war.

"Bei mir?" hakte sie mit roten Wangen nach und es sah aus wie Scham, was mich tief durchatmen ließ. "Ich war nie verheiratet." erklärte sie mir dann, was mich erleichterte.

Gott. Noch nie in meinem Leben war ich so erleichtert wie gerade eben.

Sie sah etwas traurig aus, über diese Worte, was ich nicht ganz verstand. Es war besser niemanden zu haben, als die falsche Person in seinem Leben zu haben.

Elaia und Alba waren dafür die besten Beispiele.

Nur würde ich ihr das so nie sagen.

"Du bist sowieso zu jung dafür." sprach ich leise aus, als ich ihr Gesicht wieder ansah und sie wirklich unglaublich jung aussah. Ich glaubte nicht mal wirklich, dass sie volljährig war. Langsam aber sicher verabscheute ich mich selber, für diese Gedanken in mir.

"Zu jung?" lachte sie leise, was mich leicht nicken ließ, da ich fast schon ihr Vater sein könnte, wenn sie wirklich so Jung war, wie sie aussah. "Ich bin 24." lachte sie wieder leise und ließ mich nun erleichtert lächeln.

Das hier erleichterte mich genau so sehr.

Sie war alles andere als zu jung.

"Du siehst viel jünger aus." gab ich ehrlich zu und sah in ihr schönes Gesicht, auf dem sich ein breites Grinsen geformt hatte. Was das anging, war sie wohl wie jede Frau. Es freute sie, dass sie jung geblieben war.

"Darf ich wissen, wie alt du bist?" fragte sie mich und ließ meinen Mundwinkel leicht zucken. "29." sprach ich ehrlich aus. Ihre schönen Augen fuhren einmal kurz über mich, ehe sie mir wieder ins Gesicht sah.

Sie nickte nur leicht, bevor sie weiter aß und ich es ihr nachtat.

"Danke fürs essen." sprach ich leise, nachdem es still wurde und es keine unangehme Stille war. Es war immer angenehm mit ihr, aber ich wollte ihr trotzdem für das Essen bedanken.

Es schmeckte nämlich wirklich gut und es war das zweite Mal jetzt, dass ich etwas von ihr probieren durfte.


___

MEDINA


"Du kannst das Schlafzimmer haben."  erklärte er mir, als wir fertig waren mit dem Essen und er mir mit dem Abschwach half. Er war unglaublich gut erzogen. Irgendwie fragte ich mich, wieso er so war und die Männer, die hier waren, seine Brüder hatte er mir erklärt, ganz anders waren.

Nicht schlechter erzogen, aber doch ganz anders als Manuel.

Er hatte ein ganz anderes Wesen und deswegen fragte ich mich, wieso er immer so bedrückt wirkte.

Ich ließ meinen Blick ins Wohnzimmer schweifen, bevor ich wieder zu ihm sah.

Würde er dann hier schlafen? Es fühlte sich nicht richtig an, ihn hier schlafen zu lassen, aber ihm anbieten mit mir im Schlafzimmer zu schlafen, kam nicht in Frage für mich.

"Schau nicht so. Hab schon auf schlimmerem geschlafen." lächelte er mich sanft an und ließ mein schlechtes Gewissen steigen. Er sah mich nicht so an, als hätte er mein Bett gemeint, mit dem schlimmeren.

Ich hatte das Bedürfnis, wenn ich ihn ansah,  seine Wunden zu heilen. Nicht die auf seinem Körper, sondern die, die ihn so aussehen ließen, als hätte er innerliche Qualen.

So sah er für mich aus zumindest.

"Das tut mir Leid für dich Manuel." sprach ich leise aus, als ich verstand, dass er sicher schon viele schlimme Dinge erlebt hatte und sicher gesehen hatte. So wie ich und viele andere Menschen. Nur tat es mir bei ihm mehr Leid, als er sollte.

MANUELWo Geschichten leben. Entdecke jetzt