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MEDINA


Seine schönen Augen blickten in meine, bevor er mich sanft anlächelte. Er hielt mir eine Tüte hin, die ich langsam in meine Hand nahm und ich erst ihn ansah, bevor ich kurz reinsah und ich Stoff darin sah.

"Ich fand, die Farbe passt am besten zu deinen Augen." hörte ich ihn leise sprechen, als er mich ansah und ich wieder in die Tüte sah. Er hatte mir ein Pastellrosa farbenes Hijab besorgt. Der Gedanke, dass er fand, dass es mir stehen könnte, ließ mich rot werden.

"Dankeschön." bedankte ich mich schüchtern bei ihm, ehe ich dann in das Schlafzimmer ging und mich Bett fertig machte.

Ich lag ewig lang im Bett und dachte nach. Ich versuchte ehrlich gesagt nicht an Manuel zu denken, aber immer wieder schlich er sich in meine Gedanken. Immer wieder, bis ich irgendwann einschlief. Es war unglaublich, dass ich so seelenruhig einschlafen konnte, während in einem Raum neben mir ein eigentlich fremder Mensch schlief.

"Medina." ein klopfen und seine raue Stimme weckten mich aus dem Schlaf. Er kam nicht rein und ich war mir sicher nur aus dem Grund, dass er mich in keine unangenehme Situation bringen wollte.

Er wusste nicht ob ich schon wach war und ich schon was anhatte.

Das er so rücksichtsvoll war, ließ mich irgendwie blöd grinsen.

"Darf ich?" fragte er noch, als ich nichts sagte und ich mir schnell mein Kopftuch überwarf. "Ja." rief ich, als ich mir sicher war, dass er rein konnte und ich dann die Türe ansah, die sich leicht öffnete.

Mein Herz sprang leicht auf, als ich sein Gesicht sah und ich dann versuchte so schnell wie möglich wegzusehen.

So sehr ich mich auch freute ihn zu sehen, ich sollte nicht und das wusste ich.

"Ich bin heute unterwegs. Du bist alleine, bis ich wieder da bin." erklärte er mir und ließ mich mit seinen Worten überrascht zu ihm aufsehen. Er wollte nicht gehen ohne mir Bescheid zu geben. Wieder schlug mein Herz schneller gegen meine Brust. Er hätte einfach gehen können und mich im Unwissen gelassen.

"Falls du etwas brauchst, kannst du das hier gerne ausgeben." sprach er aus, als er einen Bündel mit Scheinen auf den Tisch legte und ich große Augen bekam. "Das ist viel zu viel." sprach ich flüsternd aus, als ich ihn wieder ansah und er schwach lächelte. "Ist es nicht. Gib es einfach aus, wie du willst." lächelte er mich dann wieder an.

Tief atmete ich durch, als ich seine Lippen anblickte und ich sofort wieder wegsah. Ich musste wegsehen. "Dankeschön." bedankte ich mich leise bei ihm, wohlwissend, dass ich mir nichts kaufen würde. Aber ich fand den Gedanken schön, dass er so darüber dachte.

Das es nicht zu viel war für mich. Als wäre ich es ihm Wert.

"Manuel." sprach ich ihn noch an, als ich seinen breiten Rücken ansah und er gerade gehen wollte. Langsam drehte er sich zu mir um und sah mich dabei kurz fragend an. "Beeil dich bitte." bat ich ihn leise, auch wenn es mir peinlich war, dass laut auszusprechen.

Er sollte aber wissen, dass ich ihn gerne um mich hatte und ich mich an seine Anwesenheit gewohnt hatte.

Seine Mundwinkel zuckten leicht, ehe er nickte und er dann wirklich ging.

Irgendwie fühlte ich eine Leere in mir, als er ging die ich davor nie hatte. Vielleicht war diese Leere aber auch immer da gewesen und er hatte sie in den wenigen Tagen gefüllt.

Ich sah den ganzen Tag eigentlich nur aus dem Fenster und beobachtete die vielen Menschen hier. Alleine würde ich mich hier nie raustrauen. Es waren unglaublich viele Menschen die hier auf den Straßen zu sehen waren und mir fremd waren.

Alles hier war mir fremd.

Irgendwann hatte ich mir die vielen Gesichter lang genug angesehen und mich entschieden seine Wohnung nochmal richtig zu putzen.

Ich hoffte nur, dass er nicht sauer sein würde, da ich einige seiner Möbel umgestellt hatte.

Meine Augen schlug ich schnell auf, als ich starke Arme unter meinem Körper spürte und ich erleichtert ausatmete, als ich Manuel's Gesicht sah.

"Ich wollte dich nicht wecken." hörte ich seine raue Stimme sagen, als ich auf das Sofa sah und ich scheinbar darauf eingeschlafen war. Er trug mich ins Schlafzimmer und legte mich sofort im Bett ab. "Es ist etwas spät geworden. Es tut mir Leid." entschuldigte er sich bei mir und sah mich dabei an.

"Aber dafür hab ich morgen etwas für dich." lächelte er mich sanft an. Sein Lächeln war einfach nur unfassbar schön. "Das ist nicht nötig Manuel." sprach ich leise aus und sah seine Augen, die zu meinen Haaren streiften. Eine Strähne war mir rausgefallen und diese sah er an, ehe er seine Augen von mir wegnahm.

"Eine ungewöhnliche Haarfarbe für eine Palästinenserin, oder?" fragte ich ihn leise, als ich ihm ansah, dass er mich gerne länger angesehen hätte. Seine blauen Augen schweiften wieder zu mir, als hätte er die Erlaubnis, die ich ihm gerade gegeben hatte, verstanden.

Die hätte ich ihm nicht geben sollen, aber ich hielt es gerade für richtig.

"Ja, aber es ist wunderschön."  sprach er leise und hob seine große Hand. Er nahm die Strähne zwischen seine Finger, bevor er tief durchatmete. "Ich sollte dich alleine lassen." sprach er flüsternd aus, was mich hart schlucken ließ.

Das hir fühlte sich so schön an, auch wenn es eigentlich falsch war.

"Aber?" fragte ich ihn leise und sah seinen Mundwinkel leicht zucken. "Aber du schickst mich nicht weg." sprach er genau so leise aus wie ich, was mich leise zum lachen brachte. "Es fühlt sich bei dir nicht falsch an." gab ich ehrlich zu und legte meine Hand leicht auf seine.

Diese kleine Berührung war unfassbar schön. Es war die schönste Berührung die ich je von einem anderen Menschen je empfunden hatte. Das hier galt sicher nicht für ihn, denn er hatte sicher schon viele andere Frauen berührt und sicher intimer.

Aber für mich war das hier gerade die Welt.

"Ich geh jetzt lieber." gab er leise von sich, als er meine Strähne losließ und ich die Wärme seiner Haut unter meiner vermisste. "Sonst tu ich etwas, dass du mir nicht verzeihen kannst." sprach er noch leise und ging dann.

Er ließ mich alleine zurück.

Was wollte er tun?

Was würde ich ihm nicht verzeihen?

MANUELWo Geschichten leben. Entdecke jetzt