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MEDINA


Ihre Hand flog wieder in sein Gesicht und Manuel nahm das hin, ohne mit der Wimper zu zucken. Er sah sie einfach nur an, während er mich an seine Brust drückte und das so fest, dass ich mich kaum bewegen konnte.

Seine große Hand lag auf meinem Rücken, über den er immer wieder lansam streichelte und mich vermutlich so beruhigen wollte, da ich selbst in seinen starken Armen zitterte.

"Ich lass nicht zu, dass dir jemand hier was tut, mi Vida." hörte ich seine leise Stimme, bevor er seine Lippen auf meinen Kopf drückte. "Ich verspreche es dir." hörte ich ihn leise flüstern, als er sich von mir löste und ich hoch sah zu ihm.

Ich traute mich nicht, irgendwen hier anzusehen. Schon garnicht die Frau vor uns stand, denn sie schien hier das sagen zu haben. Zumindest wirkte Manuel nicht so, als würde er sich je gegen sie wehren.

Er wies mir auf, mich umzudrehen, was ich langsam tat und die schöne Frau dann ansah.

Ihre langen braunen Haaren fielen über ihre Schultern. Ehrlich gesagt konnte ich nicht genau sagen, wie alt die Dame war, denn sie war zwar unglaublich schön und sah nicht alt aus, aber ich war mir sicher, dass sie viel älter war, als ich es sagen könnte.

"Mein Enkel." lächelte sie kalt und sah Manuel an, bevor sie mich wieder ansah. "Er hatte schon immer einen sehr guten Geschmack, wenn es um die Schönheit einer Frau ging." sprach sie kühl aus, als sie nach meinem Gesicht greifen wollte und ich nur die tätowierte Hand ansah, die sie davon abhielt.

Manuel's Hand hielt die seiner Großmutter fest und das so, dass sie schockiert zu ihm sah.

"Niemand hier legt Hand an sie. Nicht mal du." sprach er leise aus und das auf arabisch, damit ich ihn verstand. Meine Augen schweiften von der schönen Frau zu dem Mann, der sogar seine Großmutter für mich festhielt, damit sie mir nicht wehtat.

Sie zog ihre Hand aus seiner und sah mich an und das mir einem Blick, der mich sicher getötet hätte, wenn sie gekonnt hätte.

Allein dieser Blick ließ mich erschaudern.

"Lasst uns essen." sprach sie dann aus, als sie sich umdrehte und sie dann davon stolzierte. Die Männer die um uns herum standen, gingen ohne ein Wort zu sagen hinterher.

Nur ich und Manuel blieben zurück.

Am liebsten wäre ich einfach raus gelaufen.

Aber ich konnte nicht. Ich konnte Manuel nicht einfach dazu zwingen seiner Familie für mich den Rücken zu kehren.

"Danke." bedankte ich mich leise bei ihm, als ich sicher war, dass nur noch wir da waren. Seine blauen Augen sahen zu mir runter, bevor er leise lachte. "Bedank dich nie wieder dafür. Ich werde dich beschützen vor jedem. Auch vor ihr." sprach er bestimmt aus, als er meine Hand in seine nahm und er mich dann hinter sich her zog.

Wir gingen einen Gang nach dem anderen durch, bis wir schließlich in einen Raum kamen und alle Blicke auf uns gerichtet waren.

Seine Großmutter saß genau gegenüber von uns beiden, als wir uns setzten.

Die beiden fingen an spanisch zu sprechen. Das es dabei um mich ging brauchte ich nicht nur zu denken, denn ich wusste es. Mein Name fiel zwei Mal und aus ihrem Mund klang es wie eine Beleidigung.

"So wurde ich damals auch aufgenommen." lächelte mich Noura an, die sich neben mich setzte und sie und ihr Mann beide ebenfalls hier waren. "Und du kommst trotzdem wieder her?" fragte ich sie leise, als ich zu ihr sah.

Sie lächelte schwach, bevor sie nickte.

"Das ist jetzt meine Familie." sprach sie leise aus, als sie sich kurz zu ihrem Mann wandte und dieser irgendwas kurz sagte, ehe er aufstand und sich zu der Frau setzte. Er legte seinen Arm um sie, was sie für einen Moment von Manuel abscheifen ließ.

Manuel's raue Hand streichelte meine, die er festhielt und sie beide auf meinem Schoß lagen.

"Irgendwann akzeptiert sie es. Hat sie immer." sprach er und sah Noura an, die leicht nickte und ich ihn wieder ansah. "Es tut mir Leid, dass du solche Probleme wegen mir hast." sprach ich leise aus, da ich ein schlechtes Gewissen hatte. Wegen ihm und weniger wegen mir selber.

"Schau nicht so." lächelte ich ihn schwach an, als ich seine Hand leicht drückte. Er sah mich nämlich besorgt an und so als würde mich das ganze hier verletzen. "Mir ist egal, ob mich irgendwelche Menschen akzeptieren." erklärte ich ihm und nahm wahr, wie die Frau mir zuhörte.

Aufmerksam zuhörte.

"Mir ist nur wichtig, dass Allah mich akzeptiert und du." lächelte ich ehrlich und sah die Frau wieder an. Mein Blick war genau so ausdruckslos wie ihrer. Wir sahen uns Minutenlang in die Augen, bevor ihr Mundwinkel zuckte und sie leise anfing zu lachen.

"Die Frau hat Mumm." lächelte sie Manuel an, der leise auflachte. "Hat sie." lächelte er mich an, als er seine Lippen auf meine Schläfe drückte.

Das Essen war aufbrausend und laut, aber es gab kein Fleisch. Darauf hatte Manuel genau geachtet und irgendwie brachte mich der Gedanke zum lächeln. Er passte immer wieder mehr auf mich auf. 

"Ich komme gleich wieder, mi Reina." hörte ich Manuel sagen, als er meine Hand kurz losließ und er dann aufstand. Jetzt überkam mich die Panik, als ich ihn gehen sah, bis ich seinen Rücken nicht mehr sehen konnte.

Seine Großmutter setzte sich nun neben mich, was mein Herz schneller schlagen ließ. Ich machte mich auf alles gefasst und beobachtete sie genaustens.

"Manuel sieht glücklich aus." sprach sie, als sie mich ansah und ich die Frau ebenfalls ansah. "Das letzte mal sah er so aus, als er noch ein Kind war." sprach sie schwach lächelnd. "Deswegen werde ich das akzeptieren." sprach sie aus, was mich schwach lächeln ließ.

Mir selber war es zwar egal, aber für ihn freute es mich, wenn er es nicht so schwer hatte mit seiner Familie.


MANUELWo Geschichten leben. Entdecke jetzt