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MEDINA


Manuel hatte einen schwarzen Anzug an, als er aus dem Schlafzimmer kam. Er hatte sich auch frisch rasiert wie mir schien, denn Manu sah wieder unglaublich gut aus, auch wenn es hier um eine Beerdigung ging.

"Bist du fertig?" fragte er mich und sah an mir runter, was ich ihm kurz nachtat. Ich sah den schwarzen Stoff an, denn ich angezogen hatte und ich dann meinen Blick wieder zum Spiegel schweifen ließ.

"Bei uns schminkt man sich nicht für eine Trauerfeier oder eine Beerdigung." erklärte ich ihm, wieso ich nichts weiter getan hatte. "Das brauchst du auch garnicht." sprach er leise aus, als er hinter mir zum stehen kam und mich an sich ran zog.

Er drückte seine Lippen einmal sanft auf meine Wange, bevor er sich von mir löste.

"Hast du deine Sachen gepackt?" fragte er mich leise, als er mich kurz ansah und ich leicht nickte. Ich zeigte auf die Tasche mit deinen Klamotten, die ich gepackt hatte, da er mir gesagt hatte ich würde eine Zeit lang bei seiner Abuela, wie er sie nannte, leben.

Bis er wieder da war.

Ich wusste nicht wie lange es dauern würde und wo Manuel hin ging, aber so wie er mich angesehen hatte, wollte er mir das ganze ohnehin nicht erklären.

Ich kannte Manuel inzwischen gut genug, um zu wissen, dass ich nicht alles wissen sollte von ihm.

Deswegen fragte ich auch nicht weiter nach und vertraute drauf, dass er wieder kommen würde, wenn er bereit war.

Er nahm die Tasche in die Hand, die er schon Mal ins Auto brachte und ich nocheinmal das Haus ansah und dann auch das Meer noch einmal ansah, da ich mir sicher war, ich würde es eine Zeit lang nicht mehr sehen.

"Wir verschwinden danach wieder nach London. Versprochen." hörte ich ihn sagen, als er mich ansah und ich ihn schwach anlächelte. "Ich hab nur dich Manu. Ich geh dahin wo du bist." lächelte ich ihn ehrlich an und hörte ihn leise auflachen.

"Danke." bedankte er sich leise bei mir und legte seine weichen Lippen sanft auf meine, bevor er von mir abließ, weil sein Bruder kam. Er wusste, dass sich das hier für mich nicht in der Öffentlichkeit gehörte und hörte auch immer sofort auf, wenn jemand kam.

Das einzige das Manuel immer tat, war, meine Hand so zu streicheln.

So wie er es jetzt auch wieder tat.

Er streichelte meine Hand leicht und sagte etwas auf spanish zu seinem Bruder, der ihm auf spanisch antwortete.

Wir fuhren zuerst zu einem Friedhof, auf dem ich die vielen Namen und Grabsteine ansah. Das alles hier erinnerte mich an Zuhause. Daran, dass ich meinen Vater und meine Geschwister einen nach dem anderen selber beerdigen musste und ich für jeden von ihnen gebetet hatte.

Ich schloss ihre Seelen noch immer jede Nacht und jeden Morgen in meine Gebete ein.

Das würde ich ab sofort auch für Tian tun, da ich mir sicher war, er war ein besserer Mann, als viele es glaubten. Ich will ncht sagen, dass er sicher seine Fehler hatte, aber er hatte sich immer bemüht mich nie wirklcih anzusehen, wenn wir miteinander zu tun hatten.

Ich sah Noura an, die weinte, als sie an dem Grab ihres Mannes stand und ich den Sarg ansah.

"Wir gehören zu Gott und zu ihn kehren wir alle eines Tages zurück." sagte ich auf arabisch zu ihr, was ihre Augen zu mir sehen ließ. "Ich weiß. Danke." es war ein aufrichtiges, wenn auch, ein sehr trauriges Lächeln das sie mir schenkte und ich ihr ebenfalls ein aufrichtiges Lächeln schenkte.

Ich verstand nichts von dem was der Mann sagte, der die Rede hielt. Das einzige das ich die ganze Zeit wahrnahm, war das weinen und wimmern seiner Frau, bis sein Sarg in die Erde gegeben wurde und sie dann von Eros und den anderen zurückgehalten wurde, als sie zusammen brach.

"Nein, bitte." weinte sie laut, als sie ihre Hände in die Erde grub und sie fast ebenfalls in das Loch gefallen wäre, wenn Eros sie nicht festgehalten hätte. "Du darfst mich nicht alleine lassen Tian. Bitte komm zurück zu mir." weinte sie und sprach die Sprache, die hier vermutlich auch alle verstanden.

Noura war selber Araberin und fühlte sich so wahrscheinlich am einfachsten in ihrer Ausdrucksweise.

"Te amaré por siempre, mi Vida." hörte ich sie leise sagen, als angefangen wurde, Erde auf  ihn draufzuschaufeln. Mein Blick schweifte zu Manuel, der hinter mir stand und ich ihn fragend ansah.

"Ich liebe dich für immer, mein Leben." übersetzte er mir leise und zog mich an sich ran, sodass ich seine Wärme an mir spürte und ich wieder das Grab vor mir ansah. Langsam fing ich dann selber an für ihn zu beten, während ich nur das Loch ansah.

Ein Loch, in dem wir alle mal landen würden.

"‚As-Salaamu 'alaykum Ahl-ul-Diyyaari min-al-Mu'miinina wa-l-Musliimin. Wa innaa in-schaa'a-Allahu bikum lahiquun. Nas'alul-laaha lanaa wa-lakum-ul-'Aafiyah!'" sprach ich leise flüsternd aus, auch wenn ich wusste, er war kein Muslim, würde ich mir wünschen, dass er doch noch den Weg zu Gott gefunden hatte, bevor er starb.

Noura ließ ihren Blick zu mir schweifen, als sie das hörte und sie dann aufstand und zu mir kam. Sie nahm mich in den Arm und weinte in meinen Armen so lange, bis schon viele der Menschen gingen.

"Danke. Ich glaube außer mir und seiner Brüder, bist du eine der wenigen, die für ihn gebetet haben." sprach sie leise aus, als sie sich von mir löste und sie sich dann an Eros wandte und etwas aus spanisch zu ihm sagte.

Es klang vielleicht etwas kalt, aber ich hatte dem Tod schon so oft mit ansehen müssen, dass mich das hier berührte, aber es war nichts, dass mich mehr so mitnahm. Ich hatte akzeptiert, dass Menschen gingen und wir auf dieser Welt nur Besucher waren.

Nicht mehr.

Manuel redete noch mit einigen Menschen hier, während ich mich umsah und ich Elaia und Eros an einem anderen Grab stehen sah.

Langsam ging ich zu den beiden, da ich alleine da stand und ich dann den Namen und die Jahre ansah, die auf dem Grabstein verewigt waren.

Es war ein Kind das da lag. 

Der Name des Kindes war Mael.

"Unser verstorbener Sohn." erklärte mir Eros leise, der seine Frau tröstete, die da stand und weinte. "Kinder kommen automatisch ins Paradies." erklärte ich ihm leise und hörte ihn rau auflachen, als er etwas zu Elaia sagte, die mich dann ansah.

"Sie sagt danke." erklärte mir Eros dann, bevor ich die beiden schwach anlächelte und ich das Grab wieder ansah. "Mein Bruder starb, da war er gerade einmal zwei." erklärte ich ihm ehrlich, auch wenn es das nicht besser machte.

Die beiden sollten aber wissen, dass Elend und Leid, etwas ist, das uns alle traf.

MANUELWo Geschichten leben. Entdecke jetzt