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MEDINA


Meine Augen blieben an Manuel hängen, der in dem großen Bett in enem der vielen Zimmer lag und ich mich nur eine Sache fragte.

Würde er diese ganzen Verletzungen überleben.

Er sah friedlich aus, während er so da lag. Friedlicher, als er es bisher getan hatte. Bisher hatte er immer angespannt gewirkt und auf der Hut. Selbst als wir beiden nur alleine waren, als könnte ich ihm etwas tun.

Aber er kannte mich nicht und daher nahm ich ihm das nicht wirklich übel.

Vermutlich hätte auch ich etwas mehr auf der Hut sein sollen und ihm nicht so leichtfertig vertrauen sollen.

Aber er hatte mich gerettet und das wusste er. Genau so gut, wie ich es wusste.

Er hatte mich gerettet und sollte jetzt mit seinem eigenen Leben dafür bezahlen. Dieser Gedanke machte mich unglaublich traurig. Ich hätte ihm so gerne geholfen, aber wusste nicht wie.

Meine Blick schweifte zu der offenen Türe, durch die sein Cousin reinkam mit einem Kleinkind in der Hand, dass ihm unglaublich ähnlich sah und ich meinen Blick wieder senkte und zu MAnuel sah.

"Er wirds überleben." hörte ich seine raue Stimme, die ähnlich wie die von Manuel klang und ich dann doch zu ihm hochsah. Der Mann war riesig. Genau wie Manuel. Keine Ahnung was die hier aßen, aber das die beiden so groß waren, war etwas unheimlich für mich.

"Er hat schon schlimmeres überlebt." lächelte mich sein Cousin an, der den kleinen Jungen auf seinen Arm ansah und ihm einen Kuss auf seinen kleinen Kopf drückte.

Er hatte schon schlimmeres überlebt.

Vermutlich wollte ich nicht wirklich wissen, was er alles in seinem Leben schon durchgemacht hatte, dass Eros das zu mir sagte.

Vielleicht wollte er mich aber auch nur beruhigen.

Seine Augen sahen aufrichtig und ehrlich aus, deswegen versuchte ich auch dran zu glauben, dass er das überleben würde.

Dieser Blickkontakt kam mir alles andere als richtig vor, deswegen sah ich wieder zu Manuel, für den ich die letzten Stunden gebetet hatte. 

Es fiel mir bei Eros nicht schwer wegzusehen. So schön er auch war, an ihm hielt mich nichts fest. Nicht so wie es Manuel tat. Seine Augen. Er selber. Er hatte mich irgendwie gefangen genommen und ich wusste nicht wieso. Er war der erste Mensch. Der erste Mann, bei dem es sich falsch anfühlte ihn nicht anzusehen.

Ich hatte es versucht. Bei Gott. Ich hatte es so sehr versucht, das, was auch immer es war, nicht gewinnen zu lassen. Aber ich konnte es nicht. Ich musste ihn ansehen. Er war vollkommen. ER war mehr als nur perfekt. Aber es war nicht sein Aussehen das mich nicht wegsehen ließ.

Es war diese Art an ihm.

Er hatte mich kaum angesehen bisher.

Nur wenige Male und selbst da, hatte ich ihm angesehen, dass er es mit einem schlechten Gewissen tat.

"Er hat mich gerettet." sprach ich leise aus, da es still wurde und ich nicht wollte, dass er stirbt, ohne das jemand wusste, dass er ein guter Mensch war. Das ich ihm verdankte, dass ich noch lebte.

"Es sah für mich so aus, als hättest du ihm das Leben zuerst gerettet." sprach er aus und ließ mich nun doch wieder zu ihm sehen. "Das hat der Arzt zumindest gesagt." sprach er aus und ließ mich schwach lächeln, da ich es versucht hatte.

Ich wusste nicht mal, ob das richtig war, was ich getan hatte, aber wenn es geholfen hatte, machte mich das froh.

In Eros Blick, den er zu Manuel schweifen ließ, hing etwas unfassbar trauriges.

War er traurig, dass er so aussah, wie er gerade aussah?

Das er fast im Sterben lag?

Was für ein Verhältnis hatten die beiden zu einander?

"Danke für deine Hilfe." sprach ich leise aus, da ich mir sicher war, Manuel hatte mit ihm im Auto gesprochen und wir wären nie da raus gekommen. Ganz egal, wie wenig legal alles aussah hier, es war nicht an mir darüber zu Urteilen.

Das einzige was ich tun konnte, war mich für seine Hilfe zu bedanken.

Leise lachte er, was das kleine Kind ihm nachtat und der Kleine müde zu sein schien, denn er rieb sich seine Augen mit seinen kleinen Händen.

"Ich musste auch noch ein paar Pluspunkte bei Gott sammeln. Genau wie er." sprach er grinsend aus, was mich fast zum lachen brachte.

Ich würds mir für die beiden wünschen, aber wusste nicht so Recht ob das wirklich was brachte.

Normalerweise urteilte ich nicht über Menschen, aber ich war mir ziemlich sicher, dass keiner von den beiden unkriminell war. Wenn es das Wort so überhaupt gab. So oder so, ich wollte nicht schlecht über die beiden denken und dachte es auch nicht.

Sie hatten mir keinen Grund gegeben.

"Du solltest dich etwas ausruhen. Er wacht erst Morgen wieder auf." erklärte er mir und gab mir zu verstehen, dass ich ihm folgen sollte.

Mit langsamen Schritten verließen wir das Zimmer in dem Manuel lag und gingen in ein anderes Zimmer, dass den Gang runter lag.

"Du bekommst Morgen früh neue Kopftüchter und den Rest." fing er an mir zu erklären was mich überraschte. Er war unglaublich freundlich zu mir ohne mich zu kennen. "Außer du möchtest was anderes haben, dann bekommst du ein paar Klamotten von Elaia." sprach er weiter und sah mich fragend an.

Leicht schüttelte ich den Kopf, da die Frau. Seine Frau. Die Dinge konnte ich nicht tragen. Das er mir das trotzdemanbot, fand ich sehr nett. Er war sich nicht sicher ob ich das Kopftuch freiwillig trug und bot mir damit an, es abzulegen, was ich freiwillig nie tun würde.

Ich liebte es. Es schenkte mir eine Art Geborgenheit, die nur wenige verstanden.

"Hier kommt niemand reingeplatzt, deswegen fühl dich frei." lächelte er mich schwach an, bevor er zur Türe ging und er mir noch eine Gute Nacht wünschte und ich dann alleine in dem riesigen Zimmer blieb.

Zu aller erst nahm ich eine warme Dusche, da ich schlimm aussah und auch so roch sicher. Und da keiner reinkommen würde, legte ich mich mit dem T-Shirt, dass auf dem Bett mit dem Handtuch lag in das warme und weiche Bett, in dem ich irgendwann einschlief.

MANUELWo Geschichten leben. Entdecke jetzt