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MANUEL


Meine Augen sahen nur für eine Sekunde von ihrem unglaublich schönem Gesicht weg und dabei sah ich, dass die Frau ein schwarzes Kopftuch trug. Dieses tiefe Schwarz, ließ ihre hellen braunen Augen heller wirken und ihren Blick noch intensiver.

Ihre großen Augen sahen an mir runter, bevor sie sich schnell wegdrehte und ich mich dran wieder erinnerte, dass ich nur eine Hose anhatte.

Sicher nichts was sie gerade sehen wollte.

„Warst du das?" fragte ich sie nochmal und diesmal auf arabisch, da ich vergessen hatte wo ich war und ich mir nicht sicher war, ob sie englisch sprach. „Ja." Sprach sie dann leise aus und bestätigte mir, dass sie kein Englisch sprach und sie mich erst jetzt vertanden hatte.

Sie hatte mir auf Arabisch geantwortet.

Ihre Stimme war unglaublich sanft und leise, aber ich konnte nur noch an ihre Stimme denken.

Was machte sie mit mir?

Wie war sowas überhaupt möglich?

Wie konnten jemand den man nicht kannte, mich so sehr aus der Bahn werfen?

Sie sah überrascht aus, dass ich ihre Sprache sprach und ich konnte sie verstehen. Ich sah sicher für sie total am Arsch aus und anders als die Männer die sie sonst um sich hatte.

„Im Schrank sind T-Shirts." bot sie mir leise an und meinte wohl mir so zu sagen, dass ich mir was anziehen sollte, weil es sich nicht gehörte hier so rum zu stehen. Schon garnichtn vor einer Frau wie ihr. 

Damit sie mich wieder ansah, ging ich langsam wieder in das Zimmer und sah in den kleinen Schrank der fast zusammen fiel, als ich die Tür mehr oder weniger ausversehen rausriss.

 Hier waren kaum genug Sachen für sie drinnen.

War das alles was sie besaß?

Fünf T-Shirts, lagen in dem Schrank, von denen ich eines rausnahm und ich es ansah. Es war alt und klein. Viel zu klein für mich, weswegen ich es wieder in den Schrank legte und mein Hemd in die Hand nahm und es überzog. Auch wenn es durchgeblutet war und genau so beschissen roch wie es aussah, war es besser als wieder halbnackgt zu ihr zu gehen.

Ihre Augen blickten in meine Richtung, als ich wieder aus dem Zimmer kam und sie das blutige Hemd anblickte, bevor sie ihren Blick wieder auf den Tisch schweifen ließ und sie für einen Moment noch trauriger aussah, als ohnehin schon.

Kränkte es sie, dass ich keines der T-Shirts angezogen hatte?

Vielleicht dachte sie ich war mir zu fein für ihre Sachen.

Gott. Das war es sicher nicht.

„Es hat nicht gepasst." Erklärte ich ihr dann leise, damit sie nicht dachte, dass ich undankbar war, denn irgendwas in mir gerade ist zum leben erwacht und das war sicher mein beschissener Überlebensinstinkt. 

Den hatte Elaia damals eigentlich getötet, als sie mit Eros verschwunden war und ich nie wieder was von ihr gehört hatte. 

Nicht nur mein Überlebensinstink für mich, sondern jetzt auch für sie ist geweckt worden. 

Das letzte mal war ich so bereit zu leben, als ich Elaia damals das erste mal geküsst hatte. 

Danach war dieser Teil von mir immer mehr gestorben und nun wollte ich leben. Überleben. Um ihre Mühe nicht mit den Füßen zu treten. 

„Es hat meinem Vater gehört. Er war kleiner und schmaler." Erklärte sie mir und die Tatsache, dass sie von ihm in der Vergangenheit sprach, machte mir bewusst, dass er vermutlich nicht mehr unter uns weilte.

Deswegen lebte sie vielleicht alleine hier, denn hätte sie einen Mann, würde ich sicher nicht in ihrem Bett liegen. Schon garnicht während sie alleine in der Küche stand.

„Bitte." Bat sie mich, als sie einen Teller auf den Tisch stellte und ich das Essen darauf ansah. Der Blick auf diesen Teller, ließ mich sofort wieder in ihr Gesicht sehen und jetzt sah ich auch, dass ihre Wangen etwas eingefallen waren.

Sie hatte nicht genug für sich selber, wollte mir aber ihr essen anbieten.

„Du musst etwas essen." Sprach sie nochmal leise aus, bevor ich den Kopf leicht schüttelte, da ich der Frau ihr essen nicht wegnehmen wollte. „Ich weiß, es sieht nicht gut aus, aber ich habe nur das da gehabt." Sprach sie entschuldigend aus und brach etwas in mir damit.

Sie dachte wirklich, dass ich mir zu fein war dafür. Das war es bei Gott nicht. Ich verdiente das einfach nicht und ich wollte nicht, dass es ihr schlecht ging wegen mir. Damit ich etwas hatte.

Sie wusste nicht mal, wem sie ihr Essen gerade anbot.

Und ich wusste nicht mal, wie lange sie hungern müsste, dafür das sie es einem Menschen wie mir anbot.

„Das ist es nicht." Sprach ich ehrlich aus, bevor ich mich dann setzte und ich es probierte. Es sah wirklich nicht so lecker aus, das musste ich schon zugeben, aber dafür schmeckte es umso besser.

Ich aß das auf, was sie mir anbot und sah dann auf den leeren Teller, bevor ich meinen Blick hob und sie mich schwach lächelnd ansah.

Freute sie sich drüber?

„Danke, es war wirklich gut." Bedankte ich michbei ihr und wollte gerade aufstehen, als wir beide zur Türe sahen, gegen diejemand hämmerte und sie jetzt zusammenzuckte, als sie das hörte.


Sah für mich nichtso aus, als würde sie jemanden erwarten oder sich freuen darüber das geradejemand kam, deswegen griff ich nach meiner Waffe, dieauf dem Tisch vor mir lag. 


MANUELWo Geschichten leben. Entdecke jetzt