Die Dämmerung setzt ein und ein dunkler Schleier legt sich über die, auch sonst so elend trüben, Gassen der Kleinstadt.
Malcolm geht voraus und weist mir so den Weg zum Quartier der Bricks. Mein Kopf schmerzt und will einfach nicht zur Ruhe kommen. Das Drama mit meinen Eltern raubt mir nun schon seit Tagen den Schlaf. Ich bin völlig ratlos, hoffe auf jede Hilfe und habe große Hoffnung meine Familie wiederzusehen.
Mir entfährt ein Seufzer.
„Alles klar soweit?", sieht mich Malcolm unbeholfen an.
„Alles bestens. Ich hoffe wir sind bald da, ich habe seit Tagen nicht mehr richtig geschlafen".
„Es ist nicht mehr weit. Gib mir deine Tasche". Ich will gerade protestieren, da zieht er mir den Riemen von der Schulter.
„Nimm es einfach an und bedanke dich".
„Ich danke dir, für alles".Nach weiteren zehn Minuten Fußmarsch sind wir endlich angekommen. Malcolm und ich stehen vor einem alten Anwesen, welches seine besten Jahre schon hinter sich hat. Ein paar Fester sind eingeschlagen, andere mit Brettern zugenagelt.
Der Mond taucht hinter dem großen modrigen Gebäude auf und tunkt uns in ein schattenhaftes Zwielicht. Ein Knarre weckt meine Aufmerksamkeit. Ich richte meinen Blick auf die alte Holztür in der Mitte der Veranda. Ein kleiner Junge mit einem Holzbein tritt aus ihrem Schatten. Immer wieder klacken die Dielen unter seinen Schritten während er langsam auf uns zukommt.
„Y/n? Ich heiße Anton und bin der jüngste aus der Bande. Es freut mich dich kennenzulernen". Er streckt mir seine Hand entgegen und grinst. Sein Lächeln enthüllt die schönste Zahnlücke die ich je gesehen habe. Freudig nehme ich seine Hand und lächle ebenfalls.
„Genau die bin ich. Anton, ich freue mich wirklich sehr deine Bekanntschaft zu machen".Anton führt mich ins Haus und zeigt mir alles. Von Schlafsälen, über Einzelzimmer, bis hin zu Toiletten und den Essensräumen.
„Wenn der Mond hinter dem Haus steht brauchen wir keine Kerzen. Wir nutzen das Mondlicht um kein unnützes Aufsehen zu erregen. Steht er jedoch vor dem Anwesen, zünden wir so wenig Kerzen wie möglich an. Die Militärpolizei weiß nicht dass dieses Gebäude bewohnt wird und wir hoffen auch dass dies in nächster Zukunft so bleibt!" erklärt mir eine der Wachen auf dem Turm. „Verstehe".„Wenn du dir einbildest dass wir alle einverstanden waren dir zu helfen dann hast du dich aber gewaltig getäuscht. Für mich bist du Abschaum, Dreck der in der Gosse hätte landen sollen. Nicht jeder kann so viel Glück haben wie du! Aufgeblasenes Ding! Hast eine Familie, Freunde, einen Platz im Aufklärungstrupp und nur weil Mami und Papi sich vielleicht von dir abgewandt haben ziehst du jetzt deinen Schwanz ein und wirfst alles hin?! Du bist wirklich erbärmlich y/n".
„Ja Gina du hast vielleicht Recht". Ich klopfe ihr mit meiner Hand leicht auf die Schulter und verlasse anschließend den Aussichtspunkt. Hinter höre ich nur noch Gina's verachtendes Schnauben.Auch wenn ich es nur ungern zugebe, haben mich Gina's Worte zum Nachdenken angeregt. Ich habe mich nicht verabschiedet. Von keinem. Aus einem Impuls heraus greife ich nach einem Stück Papier und setze den Stift an.
Ymir,
Bitte verzeih mir. Ich hatte keine Ahnung dass unsere gemeinsame Zeit nur von so kurzer Dauer sein würde. Ich vermisse die Trainingseinheiten mit dir. Das Putzen mit Christa und auch die anderen Kadetten. Ich möchte das du weißt dass ich nicht zurückkommen werde. Mach dir keine Vorwürfe oder Sorgen denn mit mir ist alles in Ordnung. Strengt euch an und lebt euer Leben steht's mit Freude.
In Liebe, eure Freundin Heavensbee.Bei dem Namen musste ich Schmunzeln. Es war der Mädchenname meiner Großmutter und Ymir fand ihn, seit ich ihr von ihm erzählt hatte, grauenhaft. Sie würde bestimmt wissen wer ihr diesen Brief geschrieben hatte. Ich legte den Brief unter mein Kopfkissen und machte mir Gedanken darüber, wie ich ihn ihr am besten zukommen lassen könnte.
Unter diesem Gedanken schlief ich letztendlich ein.Am nächsten Morgen stieg mir eine leichte Note von Minze in die Nase. Ich öffnete vorsichtig ein Auge und direkt darauf das andere.
„Guten Morgen Schlafmütze"
Ich gähnte. „Hi Tris, vielen Dank für den Tee. Ich bin gleich bei euch".
„Immer mit der Ruhe", nickte sie und verlies das Zimmer.Ich schwang meine Beine von der alten Matratze und lief zum Waschbecken, welches direkt nebenan stand. Über dem Schränkchen war ein klappriges Regal befestigt, auf dem eine große Scherbe stand.
Ich ging etwas näher heran um mich genauer zu betrachten. Viel zu lange hatte ich mich selbst nicht mehr gesehen. Ich strich mir durch die Haare und fuhr mit den Fingern über mein Gesicht. Meine Augenringe konnte ich fast zu Springseil hüpfen verwenden aber dass machte nichts.
Auf dem Rand des Schrankes stand ein Eimer gefüllt mit kaltem Wasser. Ich dachte gar nicht lange nach und formte mit meinen Händen eine Art Gefäß um mir das eisige Wasser ins Gesicht zu schütten.
Als die kalte Flüssigkeit meine Haut berührte wurde ich schlagartig wach. Meine Augen waren nicht mehr schwer und meine Gedanken so klar wie das Wasser.
Der Tag hatte begonnen.
Schnell zog ich meine Sachen an und eilte die Treppe nach unten. Gina schenkte mir nur einen abwertenden Blick als ich mich zu Malcolm, Tris und Swon setzte.„Wie ist der Plan für heute?", suchte ich direkt das Gespräch. „Easy Y/n. Erstmal wird gegessen".
Ich tat also was man mir riet und aß meinen vollgeladenen Teller leer.„Jetzt aber", beharrte ich auf Informationen.
„Wir werden zum Markt gehen und uns neues Essen suchen. Wir teilen die Gruppe in zwei Teams. Team 1 übernimmt die umliegenden Märkte wo wir uns gut auskennen. Team 2 wird in die nächste Stadt reiten und neue Märkte und Straßen auskundschaften. Falls wir erwischt werden, befindet sich ein Zweites Quartier im Untergrund", Swon holte kurz Luft und biss von seinem Apfel ab. Tris nickte ihm zu und fuhr an seiner Stelle fort.
„Falls dich der Aufklärungstrupp erwischen sollte redest du kein Wort über uns und kommst direkt zum Untergrund. Wir werden dich finden. Es ist zu gefährlich für uns wenn du die genaue Position kennst. Ich hoffe für dich dass unsere Leute neue Infos zu deiner Familie haben".
„Danke! Ohne euch wäre ich nie soweit gekommen!"
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Flavors of you (LevixReader) *noch nicht überarbeitet
FanfictionGrüne Umhänge die im Wind tanzen, das schrille Klirren wenn die Schwerter aneinander schlagen. Das Zischen, wenn den Titaten das Fleisch von den Knochen verdunstet. Y/n hatte schon immer einen Traum, Soldatin im Aufklärungstrupp zu werden. Durch di...