Schreie nach Freiheit

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In aller Ruhe, schneidet Haruka durch das weiche Fleisch eines Apfels, den sie ebenfalls in ihrem Hanfu versteckt hatte. „Faszinierend, nicht wahr, Eure Majestät?" Sie halbierte ihn, viertelte ihn und schnitt das Kerngehäuse heraus. „Auch wenn das Messer klein ist, kann es dennoch großen Schaden anrichten. Ein kleiner Hund hat schließlich auch ein scharfes Gebiss." Qin Shi Huang verhielt sich ruhig und war sehr entspannt gewesen. Er zeigte weder Angst noch Misstrauen. „Wollt Ihr ein Stück?"
„Nein, vielen Dank. Du brauchst den Apfel mehr als ich."
„Wie Ihr wollt... bleibt mehr für mich übrig." Haruka biss in ein Apfelstückchen und kaute lange darauf herum. Dabei behielt der Kaiser sie im Auge und wartete geduldig darauf, dass sie die knackige Frucht komplett verspeist hatte. „Haruka, gib mir das Messer", forderte er sie auf. „Nein." Mit einem Taschentuch, wischte sie den Fruchtsaft von der Klinge ab. „Haruka, gib mir das Messer", forderte er sie erneut auf. „Nein", antwortete sie ebenso.

Qin grinste einmal verschmitzt. „Du hast recht, meine Liebe", sagte er. „Auch ein kleines Messer kann viel Zerstörung mit sich bringen. Und aus dem Grund solltest du es besser ablegen, bevor du dir noch selbst wehtust." Haruka brach in schallendes Gelächter aus. „Ich mir selbst wehtun? Das war der beste Witz, den ich jemals gehört habe." Sie würde niemals die Schmerzen vergessen, die Qin Shi Huang ihr zugefügt hatte. „Ich sage es jetzt zum dritten und letzten mal, Haruka. Gib mir das Messer!" Und wieder verneinte sie. Plötzlich veränderte sich seine Haltung etwas. „Du willst dir unbedingt nochmal ein paar Peitschenhiebe verdienen, nicht wahr?" Das löste eine enorme Aggression in ihr aus. „Und Ihr wollt Euch wohl den Tod verdienen!" In der nächsten Sekunde sprang sie auf, holte aus und wollte ihm die scharfe Messerklinge seitlich in den Bauch rammen, wo sie die Nieren vermutete. So schnell konnte Haruka gar nicht schauen, da hatte er schon ihr Handgelenk gepackt, sie entwaffnet und ihr den Arm schmerzhaft auf den Rücken gedreht. Die Braunhaarige gab einen erstickten Schrei von sich und ging in die Knie. Schließlich gab der Kaiser die Anweisung die Kutsche zu stoppen.

Der Hauptmann riss sofort die Tür auf. „Majestät, was ist passiert?"
„Alles in Ordnung, Haruka hat nur versucht, mich umzubringen." Nun sah der Kapitän der kaiserlichen Leibgarde das Messer auf dem Kutschenboden liegen. „Elendes Frauenzimmer! Wie kannst du es wagen, den Kaiser anzugreifen?" Qin lachte einfach nur amüsiert. „Keine Sorge, Hauptmann. Sie hat nie eine ernsthafte Bedrohung für mich dargestellt. Aber da wir eh schon einmal angehalten haben..." Er warf Haruka seinem Hauptmann in die Arme. „Durchsucht sie nach weiteren spitzen Gegenständen, danach setzen wir unsere Reise fort." Der jungen Frau gefiel dieser Gedanke gar nicht. „Fass mich nicht an", zischte sie den Hauptmann böse an. „Hmm... da ist tatsächlich etwas dran...", meinte der Kaiser nachdenklich.

„Mei Ying? Ming Ming?"
„Natürlich, Eure Hoheit." Die Magd und die Zofe würden seinen Befehl sofort ausführen. „Kommt bitte mit, werte Dame." Der Durchsuchungsbefehl hatte länger gedauert, als ursprünglich angenommen, denn man musste bei Haruka leichte Gewalt anwenden. Hinterher wurde ihr noch eine spitze Haarnadel abgenommen, die sie mit einem Gummiband an ihrem Oberschenkel unter dem Rock des Hanfu's versteckt hatte. „Ganz schön dreist von dir, mich einfach umbringen zu wollen. Nur ist dein Attentat auf mich ziemlich dumm gelaufen, was?" Qin Shi Huang grinste sie einmal breit an. „Ich nehme an du weißt, dass ich dir das nicht ungestraft durchgehen lassen kann?" Haruka wandte sich trotzig von ihm ab, was ihn auflachen ließ. „Ach, Haruka... du bist einfach wunderbar", lachte er. „Ich hasse dich...", sagte sie nur leise. „Mhm...? Was hast du gesagt?"
„Gar nichts..." Sie wusste, dass das eine Anspielung auf das Duzen war. Qin schmunzelte und rückte ihr nun auf die Pelle. „Du scheinst mit meiner Anrede immer noch nicht klar zu kommen. Dagegen kann man etwas tun. Komm meiner Forderung nach und heirate mich, dann darfst du mich so viel duzen wie du willst."

Die Tränen der KaiserinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt