Hassendes Blut

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Haruka hob schlecht gelaunt ihre Speiseglocke ab. „Das kannst du selber fressen", fauchte sie und schlug die Glocke auf den Teller zurück. Sie waren seit zwei Tagen wieder in Handan. Ning Chao wischte sich nervös mit einem Taschentuch über die Stirn, während Qin Shi Huang wieder einmal seine Essstäbchen zerbrach. „Harukaaaaa...", grollte er völlig entnervt. Seit der Kaiser von ihrer Schwangerschaft wusste, hatte er seinem Koch befohlen, ihr nur noch äußerst gesunde und schonend zubereitete Kost zu servieren. „Das kannst du dir abschminken, ich esse das nicht." Sie verschränkte wie ein trotziges Kind bockig die Arme und weigerte sich. „Majestät, Ihr müsst doch etwas essen", sagte Ning Chao verzweifelt. „Aber ganz bestimmt nicht das. Ich esse keine Artischocken und Grünkohl gleich zweimal nicht. Bring mir etwas anderes." Der kaiserliche Koch sah einmal hilfesuchend zu seinem Herrscher, der schwerfällig durchatmete. „Was willst du haben?", fragte er. „Etwas scharfes. Es gelüstet mich nach Chilli oder Hühnchencurry. Es muss so scharf sein, dass mir der Rauch zu den Ohren herauskommt."

„Abgelehnt", knurrte der Kaiser ohne lange darüber nachzudenken. Haruka stand auf. „Viel Spaß noch", sagte sie und ging einfach. Qin Shi Huang knirschte unsanft mit den Zähnen, dann nahm er seine Schüssel voller Reis und warf sie zornig an die Wand. „Das tut sie mit Absicht", fauchte er. „Wäre sie nicht schwanger, könnte sie sich auf ein paar Peitschenhiebe freuen!" Haruka hatte sehr deutlich gezeigt, dass sie dieses Kind nicht wollte und nun tat sie alles mögliche dafür, um es loszuwerden. Die Nahrungsaufnahme zu verweigern, war da schon einmal ein guter Anfang. „Eure Hoheit, wie wollt Ihr nun weiter vorgehen?" Der Kaiser brauchte einen Moment, um sich wieder zu beruhigen. Er seufzte einmal tief. „Harte Zeiten brauchen harte Maßnahmen. Wenn sie nicht essen will, werde ich sie wohl ein bisschen dazu ermuntern müssen." Ning Chao wollte gar nicht wissen, was er damit meinte.

„Shixin! Wo bist du denn, mein kleines Kätzchen?" Sie sah in ihrem alten Zimmer unter dem Bett und unter der Kommode nach. Doch sie fand sie einfach nicht. „Haruka, meine Liebe. Vermisst du etwas?" Die Braunhaarige wirbelte sofort zu ihm herum und starrte ihren Ehemann an, der Shixin im Nacken gepackt hatte und hochhielt. Das wehrlose Kätzchen hing völlig bewegungsunfähig da. „Lass sie sofort runter...", knurrte Haruka bösartig. „Aber natürlich lasse ich dein heißgeliebtes Kätzchen wieder frei. Wenn du deinen Teller leer gegessen hast." Er deutete auf den Servierwagen, den Ning Chao gerade hereinbrachte. „Iss, oder die Katze stirbt!" Die Kaiserin machte ein absolut ungläubiges Gesicht. „Das ist Erpressung!"
„Ich weiß. Manchmal muss man eben auf ein Druckmittel zurückgreifen. Also was ist nun? Das Essen oder die Katze?" Haruka wusste, dass Qin Shi Huang alles dafür tun würde, um seinen Willen durchzusetzen. „...Ich weigere mich...", zischte sie.

Eine Sekunde später, reichte er Shixin an Ning Chao weiter. „Schmeiß das Viech in den Kochtopf." Das kleine weiße Fellknäuel miaute einmal herzzerreißend. Es wusste nicht, was heute noch auf sie zukommen würde. „Okay, du hast gewonnen! Ich esse ja...", gab Haruka plötzlich nach. Sie wollte nicht, dass ihr geliebtes Haustier als Suppenfleisch endete. „Geht doch." Qin schob ihr den Servierwagen hin und nahm die Speiseglocke ab. Die Kaiserin verzog angewidert das Gesicht. Sie nahm den Löffel, um sich tapfer den Grünkohl und die Artischocken rein zu würgen. Haruka wurde leichenblass. Sie mochte diese beiden Gemüse überhaupt nicht und hatte das Gefühl, sich jeden Moment erbrechen zu müssen. Ihr Ehemann jedenfalls wirkte zufrieden. „Gut gemacht", lobte er. „Und nun werde ich noch eine Stunde bei dir bleiben, damit du nicht auf die Idee kommst, dir den Finger in den Hals zu stecken." Er winkte bei Ning Chao ab. „Lass das Tierchen runter." Shixin fauchte und versteckte sich sofort unter der Kommode. „Das war eine dauerhafte Warnung, Haruka. Wenn du dich weigerst zu essen, wandert die Katze in den Kochtopf."

Wütend und angefressen, legte sich die Braunhaarige ins Bett und zog die Beine an. „Gott, ich hasse dich so sehr...", sagte sie. „Ach, tust du das wirklich? Bevor ich es vergesse, ich möchte, dass du ab sofort oben im Schlafzimmer nächtigst. Dein altes Zimmer wird zum Kinderzimmer umgebaut." Haruka ignorierte ihn, woraufhin sich der Kaiser zu ihr legte. „Wieso wehrst du dich eigentlich so sehr dagegen? Du hast doch hier kein schlechtes Leben." Sie schlug ihm die Hand weg, als er sie streicheln wollte. „Weil du mir alles weggenommen hast. Du hast mich aus meinem gewohnten Leben gerissen. Du hast meine Träume zerstört und wahrscheinlich werde ich meine Familie auch nie wieder sehen. Ich hasse nicht nur dich. Ich hasse dieses Essen, ich hasse diese Menschen, ich hasse diesen Palast und ich hasse dieses Land. Ich will nach Hause! Wann kapierst du das endlich? Du sagst immer, du liebst mich. Wenn du mich wirklich lieben würdest, dann würdest du mich frei lassen." Qin Shi Huang war plötzlich sehr still geworden. Statt eine Antwort zu bekommen, spürte sie sein Gewicht plötzlich auf sich. „Das kann ich nicht", sagte er.

„Ich habe dir schon einmal gesagt, dass es einen Grund geben muss, dass wir zwei uns begegnet sind. Nichts im Leben ist Zufall, unser Schicksal ist uns von Anfang an vorherbestimmt." Er gab ihr einen Kuss. „Ich bin deine Familie und das hier ist dein Zuhause." Dann rollte er sich von ihr herunter und zog sie dabei auf sich. Sanft streichelte er ihr durchs Haar. „Du bist meine Kaiserin, eine wunderschöne Frau und bald wirst du eine Mutter sein. Es gibt Frauen, die würden alles geben, um mit dir das Leben zu tauschen. Also hör auf, dich ständig über alles und jeden zu beschweren." Haruka sagte nichts, sondern verzog nur das Gesicht. „Shin?" Er seufzte. Qin gab es auf, ihr diesen Namen auszutreiben. „Was ist?"
„...Ich muss kotzen..."

Ming Ming schüttete dem Kaiser einen Eimer voll Wasser über den Kopf. „Jetzt mal ehrlich, Haruka, hättest du dir das nicht noch fünf Sekunden länger verkneifen können?" Er saß splitterfasernackt im Badezimmer auf einem Hocker und ließ sich von seiner Zofe waschen. „Das war die Strafe dafür, dass du mich gezwungen hast Grünkohl zu essen. Du hast es verdient." Dabei achtete sie penibel darauf, ihm nicht unter die Gürtellinie zu schauen. „Bist du dir sicher, dass der Grünkohl Schuld daran war?" Er stand auf und band sich ein Handtuch um die Hüfte. „Gut, du kannst dann mit Haruka gleich weiter machen, Ming Ming."
„Jawohl, mein Herr." Die Zofe sah die Kaiserin an. „Dürfte ich Euch darum bitten, Eure Kleidung abzulegen?"
„Nein", sagte sie direkt heraus. „Aber, Eure Hoheit..."
„Nix, aber Eure Hoheit. Ich habe Nein gesagt", brummte sie. „Haruka, Ming Ming macht doch nur ihre Arbeit", stöhnte ihr Ehemann. „Ich gebe Ming Ming gleich ein Ding Ding, wenn sie mir noch näher kommt", fauchte sie. „Na schön, wie du willst. Ming Ming, mach sie nass", befahl er. „Majestät, soll ich etwa wirklich...?"
„Ja, mach es einfach. Sei einmal ein Arschloch."
„Na wenn Ihr das sagt..." Zwei Minuten später, saß Haruka mit übergeschlagenen Beinen und mit verschränkten Armen vor der Brust schmollend auf dem Hocker. „Na siehst du, so schlimm ist das doch gar nicht", lachte er. „Ich hasse dich..."

Haruka wälzte sich in der Nacht schon über eine Stunde hin und her. Egal welche Position sie einnahm, fand sie doch keine Ruhe. „Kannst du nicht schlafen?" Sie stöhnte einmal genervt. „Oh nein, wie kommst du denn nur darauf? Ich bin eigentlich am schlafwandeln und finde einfach keine bequeme Position", sagte sie sarkastisch. Qin Shi Huang schob seine Augenbinde ein Stück nach oben und sah sie feurig aus seinem rubinrotem Auge an. „Oh, ich kenne da etwas, womit ich dich garantiert müde machen kann", sagte er und grinste. „Träum mal schön weiter. Dein kleines Puppenwienerchen hat bei mir Hausverbot auf Lebenszeit."
„Wie bitte, Puppenwienerchen?!" Qin kann nicht glauben, dass sie sein bestes Stück gerade so dermaßen beleidigt hatte. „Ach warte, du bist ja Chinese, also passt Puppengelbwurst bei dir besser." Da bekam der Kaiser eine dicke Wutader an seiner Schläfe. „Das ist mehr als nur unverschämt von dir", fauchte er. „Was denn, habe ich bei seiner kaiserlichen Hoheit etwa einen wunden Punkt getroffen?" In der Beziehung sind sie alle gleich. Wenn es um ihren männlichen Stolz ging, reagierten alle Männer empfindlich darauf. Zumindest war Haruka dieser Meinung gewesen.

„Bist du nur so frech und vorlaut, da du weißt, dass ich dir nichts tun werde, oder hast du die Bestrafung im Spielzimmer schon wieder vergessen?" Der Kaiserin ging eine Gänsehaut auf. Bei der Erinnerung, verging ihr das große Mundwerk wieder. „Hmm... wusste ich es doch..." Qin Shi Huang strich ihr eine Haarsträhne hinter das Ohr. „Ich kann dich auch mit Liebe und Leidenschaft bestrafen, meine Liebe. Das wird unserem Kind gewiss nicht schaden", sagte er. „Es ist dein Kind", knurrte sie. Haruka hegte noch immer eine immense Abneigung gegen das winzige Etwas, dass in ihrem Bauch zu einem Baby heranwachsen wird. Sie machte kein Geheimnis daraus, dass sie den unerwünschten Mitbewohner lieber heute wie morgen loswerden wollte.

„Fass mich nicht an", zischte sie, als ihr Ehemann einen zweiten Annäherungsversuch startete. „Haruka, siehst du das?" Er zeigte ihr seinen Ehering. „Soweit ich mich erinnere, trägst du den gleichen, also habe ich ein Anrecht darauf. Komm schon, jetzt schmuse endlich mit mir." Die Braunhaarige gab ein abfälliges Geräusch von sich. So schnell konnte die Kaiserin gar nicht gucken, da war er unter ihr Nachthemd gekrochen, um sein Gesicht zwischen ihren nackten Brüsten zu wälzen. Haruka kreischte auf. „Sag mal, spinnst du?! Komm da sofort raus."
„Nein", flötete er und begann mit seiner Zunge ihre empfindliche Knospe zu bearbeiten. Haruka quietschte. Sie fühlte, wie es feucht zwischen ihren Schenkeln wurde. Obwohl sie es nicht wollte, reagierte ihr Körper darauf. Sie kratzte und beißte ihn, trommelte mit den Fäusten auf seinem Rücken herum. Ihr Ehemann ließ sich davon allerdings nicht beirren. „Lass... das...", grunzte sie hilflos.

Eine gute Stunde später, lag sie mit glühenden Wangen zusammengerollt auf der Seite. Sie war tatsächlich schwach geworden und schämte sich massiv dafür. „Nun, sieht wohl so aus, als ob die Puppengelbwurst dein Problem gelöst hat, was?" Er lachte, während ihr nur noch mehr die Schamesröte ins Gesicht stieg. „Ich hasse dich...", wimmerte sie leise. Qin Shi Huang verteilte zarte Küsse auf ihrer Schulter. „Tust du nicht", schnurrte er. „Deine kleinen Augenlider verraten mir, dass du müde geworden bist. Daher gebe ich dir den Rat, dass du besser schlafen solltest." Haruka seufzte einmal schwer. „Ich muss mich noch waschen...", nuschelte sie schläfrig. „Das kannst du morgen früh auch noch machen. Schlaf jetzt", sagte er und hauchte ihr einen letzten Kuss auf die Schulter. Die Kaiserin gab nach und machte drei Sekunden später die Augen zu. Es dauerte nicht lange, vielleicht zwei oder drei Minuten. Dann war sie direkt eingeschlafen. „Hmm... sag ich doch... Sex löst alle unsere Probleme." Qin kuschelte sich an sie, und versuchte dann ebenfalls einzuschlafen.

Am nächsten Morgen, wurde der Landesherrscher von einer aufgebrachten Ming Ming geweckt. „Majestät, etwas furchtbares ist passiert. Eure Gemahlin hat den Verstand verloren!" Qin Shi Huang sprang sofort aus dem Bett. „Was? Was ist denn los?" Die Zofe war ganz bleich um die Nase. „Die Kaiserin... sie... sie hat sich..." Er zog sich nur schnell frische Unterwäsche an, um sich von Ming Ming zu seiner Frau bringen zu lassen. Dort roch er sofort, was vorgefallen war. „Haruka, hast du etwa getrunken?!" Sie stank bestialisch nach Sake und Rotwein. Mit verschwommenen Blicken, sah sie zu ihm auf. „Oh... du bist es, Teddybär...", sagte sie völlig desorientiert. „Sie muss einem der Beiköche den Küchenschlüssel gestohlen haben und hat den Alkoholvorrat geplündert. Jiang Li hat ihr sofort ein Brechmittel gegeben, aber leider haben ihre Magenschleimhäute den Alkohol bereits aufgenommen und in die Blutbahn abgegeben." In diesem Moment, konnte sich Qin Shi Huang einfach nicht mehr beherrschen. Er ohrfeigte sie. „Haruka, hast du den Verstand verloren? Du bist schwanger, du darfst keinen Alkohol trinken." Sie war nicht nur angeheitert, sondern stockbesoffen.

In der nächsten Sekunde, grinste sie ihn einmal an. „Ich werde...-" sie hickste einmal kurz. „... dir schon zeigen, was ich darf und was nich'. Es ist mein verdammter Körper und ich mach damit was ich will, kapiert?" Der Kaiser stieß einen Wutschrei aus. „Jetzt reicht es mir endgültig mit dir, Haruka. Ab sofort werde ich dich rund um die Uhr bewachen lassen. Und von deiner dummen Katze kannst du dich auch verabschieden", knurrte er. Die Kaiserin lachte. „Shishi hab ich gut versteckt, du kleiner Scheißer. Die wirst du niemals finden", lallte sie und zog ihm die Wangen auseinander. „Was du kannst, kann ich auch... nur besser..." Dann rollte sie sich erneut zur Seite, um sich nochmals zu übergeben.


(Artwork by Lys-Chan)


Die Tränen der KaiserinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt