Voran, voran, immer weiter voran,
der Weg liegt voraus,
immer gerade aus.
Immer der Sonne nach,
wo auch hin sie uns bringt,
wissen wir dann geschwind
Altes Reiselied der Nomaden aus Avalion
Der kommende Tag versprach heiß zu werden. Schon jetzt, am frühen Vormittag, knallte die Sonne vom Himmel.Juna vermisste die angenehme Kühle aus den Wäldern der Formoris. Sie vermisste überhaupt die hohen Kiefern und das geheimnisvolle Etwas, das dieses merkwürdige Volk ausgeströmt hatte.
Manchmal dachte sie an Allura und sie stellte sich vor, wie sie allein zurückwanderte, allein zurück nach Lis Kisriel. Und an die wunderschöne Herrin der Formoris, die in ihrer Trauerweide über dem dunklen stillen See saß.
Aus irgendeinem Grund hatte das etwas Beruhigendes an sich. Juna wusste, dass es immer so bleiben würde. Sie wusste, dass die Formoris unsterblich waren und sie stets in ihren Wäldern zu finden waren. Dass sie immer da sein würden, selbst wenn schon alles um sie herum zu Asche zerfallen war und Sterne erloschen. Denn sie waren unsterblich, genauso wie ihre Wälder und das würde immer so bleiben.
Während sie Adara folgte, stolperte Juna fast ein Dutzend Mal über ihre eigenen Füße. Sie war müde und erschöpft. Noch nie hatte sie sich so gefühlt. Als sie mit Allura durch die Wälder gewandert war, hätte sie Stunden lang gehen können, doch jetzt fühlte sie sich ausgehöhlt und abgekämpft und ohne Kraft.
„So kann das nicht weiter gehen", meinte Adara und betrachtete Juna kritisch.
Junas Kleidung war überall mit Staub bedeckt und ihre Füße ertranken in den Schuhen vor Sand. Sie versuchte den Staub abzuklopfen, doch dabei wurde es nur noch schlimmer. Er wirbelte auf und sie musste kräftig husten.
„Du willst nach Angh'Amat hast du gesagt", sagte Adara, „Wenn es so weiter geht, haben wir noch einen weiten Weg vor uns."
Juna blinzelte den Sand fort.
„Du musst mich ja nicht begleiten", sagte sie zögernd.
Sie vertraute Adara immer noch nicht.
„Ohne mich würdest du den nächsten Räubern direkt in die Arme laufen", beschwerte Adara sich, „Außerdem, ein Balken bricht, viele Balken brechen nicht."
Sie strich sich eine Strähne ihrer dunklen Haare zurück.
„Ein altes Sprichwort bei uns", fügte sie schnell hinzu.
Juna blickte sich um. Am liebsten würde sie ohne Adara ihren Weg fortsetzten.
„Aber ich bin kein Balken", murmelte sie.
„Trotzdem, zusammen sind wir stärker", Adara lächelte leicht und machte sich schon wieder ans Gehen, „Die Straße wird bald schon breiter werden. Dort finden wir auch in regemäßigen Abständen kleine Dörfer. Los komm! Beeil dich!"
Juna folgte ihr. Sie musste zusehen Adara irgendwie zu entwischen. Sie hatte zu viel gesehen. Das Schwert von Thanatos...
Als Juna wieder an gestern dachte, sah sie erneut den schwer verwundeten Räuber vor sich liegen. Adara hatte ihn so zugerichtet. Sie hätte ihn fast umgebracht. Etwas in Juna zog sich zusammen. Würde sie ihr auch etwas antun, wenn sie nicht gehorchte?
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Das Schwert des Thanatos
FantasíaWird überarbeitet Juna Montera, ein Mädchen, das nichts kennt außer dem Alleinsein und der ewigen Einsamkeit. Nichts außer unerfüllter Hoffnungen und verlorengegangener Träume. Ihr strenger Onkel verbietet ihr nämlich unter jeglichen Umständen das...