Ajin, Augenfresser, dieses Volk hat viele Namen.
So oft habe ich schon von ihnen gehört, doch gesehen habe ich sie noch nie.
Diese Kreaturen mit den goldenen Augen, werde ich sie jemals zu Gesicht bekommen?
Die Entdeckungsreisen des großen Mandulin
Aus der kaiserlichen Bibliothek des Östlichen Reiches
Nach einigen Tagen erreichten sie einen Bach. Er schlängelte sich zwischen großen Eichen und grünen Linden hervor und Adara sagte, er hieße Sonnenstrahlfluss. Die Hitze hatte sich gelegt, es war jetzt angenehm warm. Auf den höchsten Bergspitzen des Himmlischen Gebirges sah man Wolkenfetzen umhertreiben. Nach der trockenen Wüste, die den Großteil Avalions ausfüllte, war dieser kleine grüne Fleck eine angenehme Abwechslung. Selbst Vögel hörte Juna in den Baumkronen zwitschern.
Als sie nun mit Ferdinands Wagen am Sonnenstrahlfluss entlangfuhren, fühlte sich Juna unglaublich erleichtert. Endlich hatte sie diesen gefährlichen Teil hinter sich gelassen und endlich war sie an ihrem Ziel. Nicht mehr lange und sie würden zu dem See kommen, an dem die Ajin lebten.
Adara hatte ihr von ihrem Volk erzählt. Sie hatte gesagt, die Ajin wären launische Wesen und unberechenbar. Sie liebten ihre Freiheit und würden sie für nichts auf der Welt hergeben. Sie hatte Juna gewarnt nicht vor ihrem Anblick zurückzuschrecken. Wenn du sie erblickst, wirst du sehr verwundert sein, hatte sie gesagt, aber merke dir. Das Aussehen sieht man im Licht, den Charakter im Dunkeln.
Adara warf einen Blick in den Himmel. Es hatten sich dunkle Wolken gebildet. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht.
„Komm mit!", rief sie Juna zu, „Das wird unglaublich!"
„Was wird unglaublich?"
„Stell nicht immer diese Fragen! Wir müssen auf einen Hügel, sonst verpassen wir es noch. Komm schnell! Es fängt gleich an!"
Sie stellte den Wagen am Wegesrand ab und eilten den nächstgelegensten Hügel hinauf. Von hier oben konnte man sogar noch die große trockene Wüste erkennen. Große dunkle Wolken hatten sich gebildet. Sie waren so schwarz wie die Nacht und türmten sich aufeinander wie Schlösser und Paläste aus finsterem Dunst. Blitze, die so grell waren, dass es blendete, zuckten durch die Luft und kräftige Donner ließen die Erde unter ihren Füßen erzittern.
„Ist das denn nicht gefährlich?", fragte Juna besorgt und sah hinüber in die düsteren Wolken.
Plötzlich setzte kräftiger Regen ein, der sich wie ein Wasserfall über die fernen Dünen ergoss. Es wurde unheimlich laut.
„Aber nein doch", sagte Adara, „Das Gewitter zieht nie bis ins Tal. Da draußen kann es so viel wüten, wie es will, uns hier drinnen geschieht nichts."
Sie beobachteten gemeinsam, wie die Blitze über den Himmel jagten, die Donner grollten und wie der peitschende Regen auf die Erde schlug. Langsam verzog sich das Gewitter wieder und der Himmel klarte auf.
Es war eine sehr friedliche Gegend, in der sie sich befanden. Nichts deutete auf die bedrohliche Wüste hin, die sich nur wenige Kilometer weiter westlich von ihnen erstreckte. Nachdem Juna den ganzen Sand und Staub gewohnt war, kam ihr dieser grüne Ort ganz unwirklich vor.
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Das Schwert des Thanatos
FantasyWird überarbeitet Juna Montera, ein Mädchen, das nichts kennt außer dem Alleinsein und der ewigen Einsamkeit. Nichts außer unerfüllter Hoffnungen und verlorengegangener Träume. Ihr strenger Onkel verbietet ihr nämlich unter jeglichen Umständen das...