Momente vergehen,
doch Erinnerungen bleiben für immer
Sprichwort der Ajin
Finnian rannte durch die Kanalisation. Er trug ein schwarzes bewegliches Gewand. Die Kapuze hatte er sich tief ins Gesicht geschoben und eine schwarze Maske ließ nur einen Spalt für die Augen frei. Auf seinen Schultern und auf der Kapuze war ein rotes Symbol gezeichnet. Es sah fast so aus wie ein Auge.
Hier unten war es dunkel und es stank entsetzlich. Finnian hastete lautlos durch die Gänge, er musste sich beeilen. Durch seine dünnen Fußsohlen spürte er jeden noch so kleinen Stein. Er musste es so schnell wie möglich erfolgreich sein, den Auftrag hinter sich bringen.
Er blieb stehen. Vor ihm aus der Mauer ragten verrostete Eisensprossen. Er kletterte sie hinauf. Nach gut zehn Metern endeten sie, nur eine grob behauende Felswand führte im Schacht weiter hoch. Es war nicht leicht nach ganz oben zu kommen, doch Finnian war schon mehrere Male hier gewesen, um das Gitter und den Stein dahinter zu lockern.
Finnian erreichte das Ende des Schachts. Hier war auch das Gitter. Behutsam löste er es aus der Verankerung und drückte den Stein fort. Vor ihm tat sich ein schmaler Schlitz auf. Er zwängte sich hindurch und setzte Gitter und Stein wieder in Position.
Finnian befand sich in einem edlen Badezimmer. Es grenzte am Schlafgemach des Kaisers. Die Fließen im Bad bestanden aus teurem Marmor, doch Finnian beachtete ihn nicht. Für so was hatte er keine Zeit.
Er öffnete die Tür zum Schlafzimmer und trat ein. Es war riesig. Ein gigantisches Himmelbett stand im Zentrum. Finnian zog zwei gebogene Dolche. Die Klingen der Nacht, so hatten die Morganen sie genannt. Sie waren so schwarz und hart wie Obsidian. In der Mitte des Griffs leuchtete jeweils ein roter Blutjuwel.
Er schritt auf das Bett zu. Der Kaiser war nicht dort, auch sonst nirgends im gesamten Zimmer. Eine Welle Furcht durchflutete Finnian. Der Auftrag musste gelingen.
Da fiel ihm die Balkontür auf. Sie war offen, weißer Vorhang wehte davor herum.
Leise ging Finnian darauf zu. Da stand Kirin Karneol. Auf dem prächtigen Balkon aus Marmor sah er in seine Hauptstadt hinab. Es nieselte und der Regen platschte leise.
Finnian steckte eine der Klingen fort und zog einen Wurfstern hervor. Ebenfalls tiefschwarz und mit einem Blutjuwel in der Mitte.
Er holte aus. Da drehte sich der Kaiser um, erblickte ihn und riss die Augen auf.
„Du“, sagte er stimmlos, „Wie bist hier reingekommen? Was ist mit den Wachen? Hast du sie alle getötet?“
Vor lauter Überraschung ließ Finnian den Wurfstern beinahe fallen. Der Kaiser hätte ihn niemals sehen dürfen. Was wenn er um Hilfe rief? Finnian musste schnell handeln.
Er hob erneut den Wurfstern.
„Warte“, sagte der Kaiser hastig, „Warte, bitte. Noch einen kurzen Moment.“
Er atmete tief durch und blickte wehmütig auf MiKen hinab.
Er fuhr mit den Händen über das weiße Geländer: „Ich wusste immer, dass es so kommen würde. Ich wusste immer, dass eines Tages jemand kommen wird, um meinem Leben ein Ende zu setzten. Du hast keine Ahnung wie oft ich deshalb nicht schlafen konnte. Tausendmal habe ich mir ausgemalt, wer und wie es sein würde. Was der Grund ist, um einen Menschen zu was Grausamen zu treiben. Rache, Eifersucht oder purer Hass? Sag mir Meuchelmörder, willst du mir antworten?“
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Das Schwert des Thanatos
FantasyWird überarbeitet Juna Montera, ein Mädchen, das nichts kennt außer dem Alleinsein und der ewigen Einsamkeit. Nichts außer unerfüllter Hoffnungen und verlorengegangener Träume. Ihr strenger Onkel verbietet ihr nämlich unter jeglichen Umständen das...