Wir Raelyn werden seit jeher gejagt und getötet.
Jahrhundertelang mussten wir uns fürchten und unsere Gaben verstecken.
Doch diese Zeit ist jetzt vorbei.
Als einer der mächtigsten aller Raelyn, sehe ich es als heilige Pflicht uns alle zu beschützen
und endlich den anderen das Fürchten zu lehren.
Aus den Archiven des Klosters
Von Varius Valar
Das ständige Schaukeln der Wellen machte Finnian nichts aus. Er war es von zu Hause gewohnt. Er hatte gelernt nicht seekrank zu werden und ein gutes Gleichgewicht zu bewahren. Für ihn war es, als würde er auf normalen Boden stehen. Als er kleiner gewesen war, hatte er sogar selbst eine Gondel besessen. Zwar lag sein Heimatort nicht am Meer, aber ein großer Fluss, die Ondra, war daran vorbeigeflossen. Vor vielen Jahren aber schon, hatte er die Stadt verlassen und jetzt würde er zurückkehren. Finnian wusste nicht, ob er sich eher freuen oder Angst davor haben sollte. Seine Eltern hatten in Samoria gelebt und er würde ihnen nur ungern wiederbegegnen. Es war eine Menge passiert seitdem. Es hatte so viele Kämpfe im Norden gegeben, so viele Menschen, die versucht hatten zu flüchten. Finnian glaubte nicht, dass sie ihn überhaupt noch erkannten. Genau genommen wollte er nicht einmal zurück nach Asurien. Lieber würde er sich irgendwo verkriechen und allein sein.
Kehre zurück zum Kloster, hatte man ihm gesagt, man wird dich dort erwarten.
Dieser Satz ließ ihm keine Wahl. Er musste dorthin zurück. Das Kloster lag am Fuße des Großen Speers, eines hohen Berges in Asurien. Der Weg dorthin durch den Schnee war kalt und gefährlich.
Finnian packte seinen Beutel und stand auf. Er musste unbedingt mit Dorothea sprechen, das hätte er schon seit Tagen tun sollen. Nur wusste er nicht wie er beginnen sollte. Was wenn er zu viel sagte? Oder wusste sie es bereits?
Finnian fand sie in der Kombüse, zusammen mit den zwei Mädchen. Die Wahrsagerin hielt eine Schüssel in der Hand und backte Kekse. Sie machte immer nur Kekse.
Als er direkt neben ihr stand und sie vorsichtig antippte, bemerkte sie ihn.
„Da ist ja der geheimnisvolle Fremde!" rief sie viel zu laut, „Hast du beschlossen endlich dein Gesicht zu zeigen?"
Finnian schüttelte den Kopf. Warum waren alle immer nur so laut? Konnten sie nicht leiser sprechen?
„Warum suchst du dann das erste Mal seit Tagen die Gesellschaft von menschlichen Wesen auf?", sie nickte zum Mädchen mit den goldenen Augen, „Naja, die da drüben ist nicht ganz so menschlich."
Adara, hatte die andere in MiKen sie genannt.
Adara schnaubte verächtlich: „Und du bist nicht ganz dicht im Kopf!"
„Was willst du dann? Willst du Kekse, oooooder brauchst du meinen außergewöhnlichen Rat?", fragte Dorothea ihn und klimperte mit den Augen.
„Nur reden", flüsterte Finnian.
„Dann schieß mal los."
„Allein."
Dorothea zog die Augenbrauen hoch: „Du willst mit mir allein reden? Nur wir zwei? Was für eine Ehre!"Sie klopfte ihm auf die Schulter. Finnian zuckte zusammen, solche Berührungen mochte er nicht.
„Gehen wir an Deck", schlug sie vor, „und ihr zwei", sie deutete auf die Mädchen, „lasst eure Finger von meinem Teig! Wehe ich erwische euch!"

DU LIEST GERADE
Das Schwert des Thanatos
FantasyWird überarbeitet Juna Montera, ein Mädchen, das nichts kennt außer dem Alleinsein und der ewigen Einsamkeit. Nichts außer unerfüllter Hoffnungen und verlorengegangener Träume. Ihr strenger Onkel verbietet ihr nämlich unter jeglichen Umständen das...