Manch einer glaubt es kaum,
es kommt ihm vor wie im Morgentraum.
Manch einer fühlt sich ganz verwunschen,
von dem großen Himmelsfunkeln
Die Mondballade
„Ich habe dich doch gerettet", lachte das Mädchen, „Du musst dich nicht so anstellen."
Juna entfernte sich weiter von ihr. Ihre Beine fühlten sich wie Wackelpudding an.
„Auch wenn man seinen Kopf in den Sand steckst, bleibt doch noch sein Hintern zu sehen. Also hab keine Angst vor mir und verkriech dich nicht hinter diesem Schwert."
Juna hörte nicht auf sie. Sie würde niemanden vertrauen, gar niemanden, und schon gar nicht einen, der gerade jemanden gefährlich verwundet hatte.
Das Mädchen schmiss seinen Pfeil und Bogen auf den Bogen.
„Ist es so besser?"
Juna betrachtete sie misstrauisch. Sie musste unbedingt auf der Hut bleiben. So schnell würde sie nicht nachgeben.
Das Mädchen setzte sich auf den Boden und sah sich um.
„Weißt du, das ist eine ziemlich gefährliche Gegend, wo du dich hier rumtreibst. Es gibt sehr viele Räuber, wie du gemerkt hast."
Junas Hände zitterten immer noch. Ihr Schwert schwankte bedrohlich hin und her. Sie fixierte das Mädchen mit ihrem Blick und starrte sie finster an.
Erst jetzt bemerkte sie ihr merkwürdiges Aussehen und es waren vor allem ihre Augen, die Juna einen Schauer über den Rücken jagten. Augen, die jeden, der an ihr vorbeiging innehalten ließen, Augen in einem so wunderschönen Goldton, der von innen zu leuchten schien. Ihr dunkles Haar war zu einem langen Zopf geflochten und fiel wie eine seidige Welle über ihren Rücken. Ihr dunkelhäutiges Gesicht erinnerte Juna an eine Katze. Um den Mund hatte das Mädchen ein Streifen Stoff gebunden. Das Mädchen zog ihn herunter.
„Du bist stur", stellte sie fest, „Aber keine Sorge, ich würde auch keiner Fremden trauen, die einfach so auftaucht. Dazu auch noch in so einem gefährlichen Land wie Avalion."
Das Mädchen war schön, auf seine eigene Art. Sie strahlte eine Art aus, die sie aufrichtig werden ließ, doch Juna würde nicht darauf hineinfallen. Sie hatte Pfeile auf die Räuber abgefeuert.
Die beiden sahen sich eine Weile lang an. Juna kam es vor, als versuche die heiße Sonne sie zu schmelzen. So erdrückend war die Hitze.
Da bemerkte sie, dass das Mädchen ebenfalls ein Schwert trug. Es war unter ihrer Kleidung halb verborgen und deshalb nicht gut zu erkennen. Das Einzige, was man sehen konnte, war ein unnatürlich langer Griff. Noch ein Grund, um dieser Fremden nicht zu trauen. Ihre Kleidung bestand aus vielen braunen und grauen Tüchern, die im schwachen Wind leicht umherflatterten.
„Ich will dir wirklich nichts tun", bestätigte das Mädchen und zögerte dann kurz: „Mein Großvater sagte mir immer, Augen seien das Fenster zur Seele. Augen sind das Kostbarste, was wir besitzen, untrüglich und klar."
Sie kam vorsichtig näher und bewegte sich mit so geschmeidiger Anmut über den Wüstenboden, wie eine Königin durch ihren Thronsaal.
„Unser Äußeres kann verändert sein, doch die Augen, sie spiegeln die Seele allein. In jedem gesprochenen Wort liegen zwei Pfade, die Wahl zwischen Wahrheit und Lüge stets nahe. Doch die Augen enthüllen das wahre Gesicht, sie spiegeln das Innere, lassen nichts im Verzicht."
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Das Schwert des Thanatos
FantasyWird überarbeitet Juna Montera, ein Mädchen, das nichts kennt außer dem Alleinsein und der ewigen Einsamkeit. Nichts außer unerfüllter Hoffnungen und verlorengegangener Träume. Ihr strenger Onkel verbietet ihr nämlich unter jeglichen Umständen das...