Die drei Schwestern, es gab sie schon immer,
seit Anbeginn des Tagesschimmer,
ihr Gesicht verschleiert, niemand sieht sie altern,
die Fäden der Zeiten in den Händen sie halten
Altes Gedicht der Morganen
In den folgenden Tagen gewöhnte sich Juna an die Hitze. Auf den Armen und im Gesicht hatte sie einen Sonnenbrand bekommen, weshalb Adara sich beschwert hatte, dass sie viel zu unvorsichtig sei.
Der Fahrer war ins Dorfzentrum marschiert, um Waren zu beschaffen und zu verkaufen. Wie Juna erfahren hatte, hieß der Fahrer Ferdinand und kam aus einem kleinen Ort an der Küste Avalions. Vor ein paar Jahren war er zum Händler geworden und reiste seitdem kreuz und quer durch das Land.
Adara hatte in der Zwischenzeit beschlossen einen Spaziergang zu machen und trieb sich irgendwo allein in der trockenen Wüste herum. Juna hatte verstanden, dass sie ihre eigenen Geheimnisse hatte und, dass sie sehr gut auf sich selbst aufpassen konnte.
Juna saß auf dem Wagen am Rande des Dorfes. Es gab keine Straßen, nur Wege aus festgetretenem Sand. Die Gebäude sahen aus wie Rundhäuser und bildeten einen Kreis um einen alten Brunnen. Juna beobachtete, wie einige Frauen mit Krügen Wasser daraus schöpften. Sie waren alle schrecklich abgemagert, so wie eine Gruppe von kleinen Kindern, die Sand hockten und mit Stöcken spielten. Sie waren alle arm und kränklich, kämpfen jeden Tag ums Überleben. Kämpften jeden Tag, um Essen und um kostbares Wasser. Sie trugen kaum mehr als ein paar Kleiderfetzen am Körper und hatten sich Kopftücher um das Gesicht gewickelt. Nach einer Weile zogen sich die Frauen wieder zurück und die Kinder folgten ihnen. Ihre Haut war von der Sonne braun gebrannt und ihre Haare mit Sandkörnern verklebt und verdreckt. Diese Menschen taten Juna leid, denn sie hatten so gut wie nichts und besaßen auch keine Perlen, um sich irgendwas leisten zu können. Ferdinand würde kein Essen und keine Waren verkaufen können.
Das Dinosaurierwesen, rieb seinen Kopf an seinen Vorderbeinen. Es war eigentlich ein Necromi, das hatte Ferdinand ihr erklärt.
Plötzlich raschelte etwas unter dem Wagen. Erschrocken zog Juna ihre Beine über die Kante. Ein kleiner Wüstenfuchs huschte darunter hervor. Er winselte und humpelte auf einem Fuß und sah sich nach allen Seiten um, ganz so als ob er einen Fluchtweg suchen würde.
„Sie kommen, sie kommen", jaulte er.
Juna blinzelte. Hatte er etwa gerade gesprochen.
Er sprang auf den Wagen und zog an ihrem grünen Mantel.
„Los, schnell weg hier!"
Juna stieß ihn entsetzt von sich weg und sprang auf.
Der Wüstenfuchs sah sich abermals um. Sein Schwanz zuckte nervös und seine schwarzen Augen spiegelten seine Panik wider.
Augen sind das Fenster zur Seele, schoss es Juna durch den Kopf.
„Sie sind bald da", winselte er, „Los komm."
Juna starrte ihn nur an. Doch nach all dem, was sie in dieser Welt schon gesehen hatte, dürften sie sprechende Tiere nicht mehr überraschen.
Sie öffnete ihren Mund, um etwas zu sagen.
Plötzlich fing der Wüstenfuchs an zu knurren und seine spitzen Zähne kamen zum Vorschein. Er legte seine Ohren zurück.
„Sie sind schon ganz nahe. Ich kann sie riechen!"
DU LIEST GERADE
Das Schwert des Thanatos
FantasyWird überarbeitet Juna Montera, ein Mädchen, das nichts kennt außer dem Alleinsein und der ewigen Einsamkeit. Nichts außer unerfüllter Hoffnungen und verlorengegangener Träume. Ihr strenger Onkel verbietet ihr nämlich unter jeglichen Umständen das...