Nachdem wir noch kurz mit Antonio gesprochen haben, wurden wir schließlich nach Hause geschickt. Wir sollten uns erholen und auf den kommenden Kampf vorbereiten, welcher sicherlich nicht lange auf sich warten lässt. Bevor wir gehen konnten, haben noch einmal einige Helden mit uns gesprochen und uns ihre Hilfe angeboten, welche wir sehr gerne angenommen haben. Sollten also keine Kämpfe anstehen, werden wir von ihnen Tipps erhalten, wie wir unsere Kräfte verbessern können. Das erst ein Unglück passieren muss, damit die Menschen zusammenrücken ist immer wieder traurig. Doch so ist ein Großteil der Menschen wohl.
Die anderen sind schon lange ins Bett gegangen, doch ich sitze hier und weiß nicht, was ich machen soll. Ich kann nicht schlafen, da ich überhaupt nicht müde bin und in meinem Kopf stapeln sich die Gedanken. Es ist zum aus der Haut fahren! Es ist einfach zu viel passiert. Und theoretischen habe ich heute ja schon ziemlich viel geschlafen.
Seufzend stehe ich auf und verlasse mein Zimmer. Ich kann das Schnarchen von Nathan hören, als ich durch den Flur laufe und muss lächeln. Damit kann er auch jeden Schurken verschrecken. In Jogginghose, Pullover, Jacke und einfachen Schuhen verlasse ich das Haus. Kurz bleibe ich stehen, um in das gegenüberliegende Haus zu schauen. Auch dort ist alles dunkel. Dante und Elaine sind bereits eingezogen. Nur Jasper hat es erstmal als Übergangslösung auserkoren. Wobei er auch nicht gezögert hat, die Nacht hier zu verbringen. Wir sind also zum ersten Mal alle zusammen. Aber ich hoffe, dass wir noch viele Tage zusammen hier verbringen werden. Ich werde auf jeden Fall dafür kämpfen. Egal, welcher Schurke sich mir da in den Weg stellen will.
Mitten auf dem Hof bleibe ich stehen und sehe mich um. Mein Zuhause ist wirklich toll. Der Anblick beruhigt mich und endlich kommen die Gedanken etwas zum Erliegen. Noch immer mache ich mir Sorgen um die unterschiedlichsten Dinge, die ich doch nicht ändern kann. Aber so bin ich einfach und das kann ich leider auch nicht so leicht abstellen.
Das Schließen der Haustür reißt mich schließlich aus meiner Betrachtung und ich wende mich um. Hinter mir steht Leo, welcher mich mit einem kleinen Lächeln ansieht. „Mir war klar, dass du noch nicht schlafen kannst. Du machst wieder Pläne, richtig?" Als er zu mir tritt, wird er jedoch wieder ernst und greift nach meiner Hand. „Ich möchte dich um etwas bitten."
Abwartend mustere ich diesen Mann, welcher schon so häufig zum Spaß mit mir geflirtet hat, dass ich es gar nicht mehr zählen kann. Leider hat sich diese Art von Beziehung zwischen uns niemals ergeben. Ich trauere noch immer regelmäßig darum. Doch ändern kann ich es trotzdem nicht. Leopold ist halt eher ein Bruder für mich als ein Liebhaber oder Partner.
„Was willst du denn?", frage ich leise nach, da er nach einer kurzen Pause noch immer nicht weiterspricht. „Mir ist klar, dass ich nicht so stark bin wie Nathan. Und dass die Verbindung zu ihm und Robin viel stärker ist als zu mir. Aber ich möchte, dass wir diesen Austausch von Fähigkeiten auch mit meinen Kräften hinbekommen. Ich will meine Kraft mit euch dreien teilen." Überrascht muss ich blinzeln und kann nicht ganz glauben, was Leo da gerade gesagt hat. Ist das sein Ernst?
Leo scheint mir meine Gedanken anzusehen und zieht mich in eine feste Umarmung. „Ich will euch beschützen. Und das mit allem, was ich habe. Du kannst dir nicht vorstellen, wie es ist immer nur daneben zu stehen und zuzusehen, wie ihr immer die ganze Arbeit macht. Ich fühle mich immer so unnütz." Leicht muss ich bei seinen Worten den Kopf schütteln. „Du bist alles andere als unnütz. Du hast uns in den vergangenen Kämpfen so häufig unterstützt und gerettet! Das muss dir doch bewusst sein!"
Ich spüre, wie Leo seine Arme noch stärker um mich schließt. „Das wird zukünftig aber nicht mehr reichen. Ich weiß es! Das spüre ich!" Die Verzweiflung, welche Leo ausstrahlt, treibt mir die Tränen in die Augen. Tröstend lege ich meine Arme um ihn und streiche beruhigend über seinen Rücken. Manchmal vergesse ich bei seinem aufbrausenden Temperament, wie weich doch sein Herz ist. Auch Leo hat schon einiges verloren. Und das, was er noch hat, will er um jeden Preis beschützen. Wie könnte ich ihm seine Bitte da abschlagen? Ich fühle doch genauso!
„Du weißt, dass ich davon noch keine Ahnung habe? Bisher habe ich nur zufällig reagiert, ohne irgendetwas davon steuern zu können.", gebe ich leise zurück und spüre, wie Leo sich wieder etwas entspannt. „Dann finden wir gemeinsam heraus, wie es funktioniert. Ich weiß, dass wir das schaffen. Gemeinsam schaffen wir alles!" Nun schließe ich auch meine Arme um Leo und konzentriere mich auf meine Fähigkeit. Ich habe noch immer Angst vor dem, zu was ich fähig sein könnte. Aber das hier ist ein anderer Teil.
Gedanklich reise ich zu meiner Kraft und suche den Strang, welcher zu Leo und seiner Fähigkeit führt. Er ist stärker geworden, doch noch nicht so eigen wie bei Robin und Nathan. Daher leite ich meine Kraft hinein und konzentriere mich lediglich darauf. Ich versuche mit meiner Fähigkeit auf Leos zuzugreifen. Während ich das tue, gibt er ein leises Keuchen von sich, lässt mich jedoch einfach weitermachen, ohne mich von sich zu stoßen.
Und dann spüre ich schließlich die Elektrizität seiner Kraft auch in diesem Strang. Die Stärke von Nathan, die Schnelligkeit von Robin und die Elektrizität von Leo. Sie sind ein Teil von mir geworden und nun spüre ich auch, wie es funktioniert. Vertrauen und Liebe sind der Schlüssel. Und zwischen uns vieren besteht diese Verbindung bereits seit Jahren. Wir teilen alles, wie eine Familie. Ab diesem Zeitpunkt auch unsere Fähigkeiten.
„Wir sind eine Familie und werden zusammenhalten. Nichts wird uns trennen.", flüstere ich und Leo verstärkt noch einmal seinen Griff. „Auf keinen Fall. Das lassen wir nicht zu.", flüstert er zurück. Wieder hören wir die Haustür und schauen beide zur Seite, nur um auf die verwirrten Blicke von Nathan und Robin zu treffen. „Was ist denn hier los?", will Robin noch etwas verschlafen wissen und mustert uns neugierig.
„Wir haben etwas probiert und es hat tatsächlich funktioniert.", gebe ich lächelnd von mir und löse mich langsam von Leo. Lächelnd schaue ich zu ihm nach oben, welcher mein Grinsen erwidert. „Du hast irgendetwas mit unseren Fähigkeiten gemacht, oder? Dieses Gefühl von letztens hat mich geweckt.", höre ich Robin sagen und kann nur zustimmend nicken. Dann schließe ich die Augen und versuche etwas.
Über mich leite ich ihre Fähigkeiten um und sorge dafür, dass sie kurz die Kräfte tauschen. Leo begreift es als erster und steht plötzlich am anderen Ende des Hofes. Reflexartig stützt sich Robin vor Schreck an Nathan ab, welcher eine ordentliche elektrische Ladung abbekommt und daraufhin kurz schmerzerfüllt aufstöhnt. Lachend mache ich es wieder rückgängig und spüre, wie anstrengend es für mich ist diese Kraft einzusetzen. Das muss ich definitiv noch üben.
In seiner normalen Geschwindigkeit kommt Leo wieder zu uns gelaufen, während Robin sich bei Nathan entschuldigt. Dieser winkt jedoch nur ab. Im Laufe der Jahre hat er schon einige Schläge von Leo einstecken müssen. Das bringt ihn nicht so schnell aus der Fassung. „Du hast es also geschafft uns zu verbinden und weißt nun, wie du es anwenden kannst." „Ja, aber es ist nicht ganz einfach. Wir sollten das erstmal nur im äußersten Notfall anwenden, bis ich besser geworden bin."
Breit grinsend kommt Robin auf mich zu und umarmt mich ebenfalls. „Ein Ass im Ärmel zu haben, ist bei der momentanen Situation ja nicht allzu verkehrt." Die anderen stimmen zu und auch Nathan umarmt mich vorsichtig. „Wir werden Helden sein, welche die Welt noch nie gesehen hat!" Dem kann ich nur zustimmen.
„Lasst uns wieder rein gehen. Wir müssen uns ausruhen, um für die Kämpfe gerüstet zu sein. Das wird nicht so einfach wie bisher.", meint Robin und wir folgen ihm nach drinnen. Erschöpft, aber mit einem hoffnungsvolleren Gefühl schaffe ich es nun endlich ins Bett zu gehen und auch einzuschlafen. Endlich haben wir einen Plan, an welchem wir arbeiten können. Ich sorge dafür, dass wir nicht noch mehr verlieren, als wir bereits opfern mussten. Wir lassen uns von den Schurken nichts mehr wegnehmen!
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Heldenepos - Team 42
Viễn tưởngScarlett Bright ist dabei eine Heldin zu werden. Nichts, was sie jemals werden wollte, doch sie kann schließlich ihren Bruder Nathan nicht alleine lassen. Wer soll diesen denn beschützen, wenn sie nicht dabei ist? Daher melden sich die beiden mit ih...