Ich bin gerade bei den anderen angekommen, als unsere Handys klingeln und ein Notfall reinkommt. Na klasse. Zum Glück habe ich mich nicht wieder umgezogen. Schnell bezahlen die anderen ihren Kaffee, dann stürmen wir auch schon los. Als wir in der Heldenzentrale ankommen, gehen die anderen sich schnell umziehen und ich gehe zu Clarissa, welche mir mit einem entschuldigenden Lächeln einen kleinen Kaffee über den Tresen schiebt. Diese Frau ist einfach der Hammer!
Ich habe kaum alles ausgetrunken, da taucht auch schon mein Team auf und mit ihnen die Heldin aus der Besprechung, welche so großes Interesse an den Männern unseres Teams gezeigt hat. Im Schlepptau hat sie zwei weitere Frauen, welche wohl ihre Teammitglieder sind. „Wir hatten nicht die Chance uns gegenseitig vorzustellen. Ich bin Caroline und das sind Naomi und Aleyna. Entschuldigt den plötzlichen Aufbruch, doch in unserem Gebiet ist ein Parkhaus eingestürzt. Es klingt erstmal nicht dramatisch, doch Aufgrund der kürzlichen Ereignisse wollen wir vorsichtig sein."
Ich winke ab. „Das ist doch kein Problem. Umso eher sind wir vielleicht auch fertig." Schnell stimmen wir uns ab, dann machen wir uns auf den Weg zu dem Teleporter der Heldenzentrale. Findus ist dafür zuständig alle so schnell wie möglich an den Ort zu bringen, an den die Helden gebraucht werden. Zumindest bei den Heldenteams, die es alleine nicht schaffen. Bevor wir loslegen, hole ich mein Team allerdings noch einmal beiseite und erzähle ihnen im Schnelldurchlauf, was bei der Besprechung das Thema gewesen ist. Sofort sind alle ernst und konzentriert. Nicht einmal Nathan nimmt es auf die leichte Schulter, was mich sehr beruhigt.
Wir landen direkt vor dem eingestürzten Parkhaus, aus welchem diverse Schreie zu hören sind. Die Feuerwehr und die Polizei sind bereits vor Ort, scheinen aber deutlich erleichtert, als sie uns sehen. Schnell werden wir auf den neuesten Stand gebracht. „Die vordere Seite mit dem Treppenaufgang und den Auffahrten ist in sich zusammengebrochen. Die Leute zu evakuieren ist also nicht so einfach. Zumal jederzeit auch der Rest des Parkhauses zusammenbrechen kann."
„Naomi, du wirst hier die Stützbalken mit deinen Ranken festigen, damit wir genügend Zeit haben alle Leute in Sicherheit zu bringen. Ich gehe rein. Notfalls kann ich auch einen Stützbalken ersetzen." Dann wandert Carolines Blick zu mir und ich mustere meine Truppe. „Jasper, du bleibst bei den Sicherheitskräften. Sollte alles in sich zusammenfallen sorgst du dafür, dass so wenig weitere Menschen wie möglich verletzt werden." Dieser nickt zustimmend und macht sich mit Naomi direkt auf den Weg.
Mein Blick wandert zu Nathan. „Du gehst mit rein. Für dich gilt das gleiche." Dann schaue ich zu Robin und Dante. „Wir probieren etwas aus.", grinse ich die beiden an, welche mich skeptisch mustern. „Dante, du wirst Robin nach oben bringen. Er fängt oben an die Menschen einzusammeln und zu uns nach unten zu werfen. Und du musst sie auffangen." Zweifelnd schauen die Männer sich an. Dann schlagen sie entschlossen ihre Fäuste gegeneinander.
Bevor wir starten sammele ich mich noch einmal, dann bekommt Nathan eine Verstärkung seiner Kraft, gefolgt von Robin und Dante. Das sollte hoffentlich reichen. Im Notfall werde ich auch Elaine und Jasper unterstützen, doch das ist hoffentlich nicht notwendig.
Alle machen sich bereit, dann geht es auch schon los. Elaine macht sich auf den Weg zu Jasper, da dort die meisten Verletzten sind. Ich hoffe nur, dass sie sich nicht gleich wieder übernimmt. Aber Jasper wird schon auf sie achten. Unser kurzer Blickkontakt hat genau das ausgesagt und lässt mich entspannter bei Dante zurückbleiben.
Ich konnte ja leider noch nicht Dantes volles Potenzial aktivieren, doch ich bin zuversichtlich, dass uns dies noch gelingen wird. Alles läuft auch ziemlich gut. Nathan und Caroline holen die Menschen aus der untersten Etage aus dem Parkhaus. Carolines Teamkameradin Aleyna und Leo nehmen diese in Empfang und bringt sie zu den Sanitätern und Elaine. Nathan ist gerade wieder im Parkhaus verschwunden, als hinter uns ein Geräusch ertönt, welches mich aufmerksam werden lässt.
Doch ich kann nicht gleich erfassen, wer da auf dem Häuserdach steht und das ganze Schauspiel beobachtet. „Hol die anderen aus diesem Parkhaus.", flüstere ich leise zu Dante und kann meinen Blick nicht abwenden. Zum Glück steht Robin im nächsten Moment neben mir und ich ergreife seine Hand. „Das kann er nicht sein.", gebe ich entsetzt von mir und spüre, wie Robins Griff sich verstärkt.
Noch während ich versuche mir das einzureden, treffen sich unsere Blicke und ein breites Grinsen erscheint auf dem Gesicht meines Gegenübers. „Na wenn das nicht die kleine Scarlett ist. Das ist ja eine Überraschung. Und wie ich sehe, sind die anderen Trottel auch da." Dieser herablassende Tonfall versetzt mich wieder in alte Zeiten zurück, von denen ich eigentlich dachte, sie hinter mir gelassen zu haben.
„Aber wo steckt denn unser kleiner Nathan? Ist er etwa noch im Parkhaus und spielt tatsächlich den Helden?" Mit großen Augen schaue ich den Mann an, von dem ich mal dachte, ich würde ihn lieben und er mich. „Paolo. Was machst du hier?", will ich leise wissen und bin mir sicher, dass er mich hören kann. Wenn er will, dann hört er alles. Denn seine Fähigkeit sind Schallwellen. Und die kann er beliebig verstärken.
„Ich sorge für etwas Chaos. Das ist doch klar. Und wenn einer von euch Helden dabei drauf geht, ist das ein unerwarteter Bonus." Ein gefährliches Leuchten tritt in seine Augen und er streckt eine Hand nach dem Parkhaus aus. „Nein!", entfährt es mir und mein Blick wandert zu dem Parkhaus, in welchem noch immer Nathan sein muss.
Tatenlos muss ich dabei zusehen, wie unsichtbare Schallwellen auf den Beton treffen und er langsam beginnt noch weiter zu zerbröseln. Entsetzt müssen wir beobachten, wie alles langsam nachgibt und auch die Dornenranken nicht mehr in der Lage sind die schweren Etagen zu halten. Caroline schafft es gerade noch so mit zwei Personen die unterste Etage zu verlassen, ehe diese schon hinter ihr zusammenbricht.
Ängstlich schließe ich die Augen und konzentriere mich auf die unsichtbare Verbindung, welche ich mit Hilfe meiner Fähigkeit zu Nathan aufgebaut habe. Und tatsächlich fühle ich, wie er in der zweiten Etage ist und uns entgegen kommt. Doch mir ist auch klar, dass er zu weit weg ist, um es rechtzeitig zu schaffen. Und selbst mit seiner Stärke wird er nicht in der Lage sein diese massiven Etagen zu halten und das zu überleben.
Wieso kann er nicht einfach die Fähigkeit von Robin haben? Dann wäre er schnell genug, um zu entkommen. Verzweifelt zerquetsche ich Robins Hand, welcher sich jedoch kein bisschen beschwert. Im Geist bin ich noch immer bei Nathan und wünsche mir so sehr, dass er es einfach lebendig dort raus schafft. Er ist doch mein Bruder! Ich kann ihn doch nicht so einfach verlieren!
In meiner Verzweiflung greife ich nach Robins Kraft und über mich scheint eine Verknüpfung zu entstehen. Wie eine Welle schwappt Robins Schnelligkeit zu mir über und ich leite sie, ohne darüber nachzudenken an Nathan weiter. Erschrocken öffne ich die Augen, was die Verbindung abbrechen lässt. Doch in diesem Moment kommt Nathan schon mit einer Frau auf den Armen aus dem Parkhaus gesprungen und wird von Dante aufgefangen.
Ich kann meinen Augen gar nicht trauen und schaue zu Robin, welcher mit offenem Mund Nathan anstarrt. Bis er schließlich zu mir schaut. „Später.", flüstert er mir leise zu und wendet sich dann wieder Paolo zu. Dieser sieht finster zu Nathan und scheint regelrecht enttäuscht zu sein. „Das ist schade.", höre ich ihn murmeln, dann breitet sich aber auch ein verrücktes Grinsen auf seinem Gesicht aus. „Aber keine Sorge, wir werden uns wiedersehen. Das nächste Mal wird es nicht so glimpflich für euch ausgehen." Dann wendet er sich ab und verschwindet auf dem Häuserdach aus unserem Blickfeld.
„Ihr werdet uns das erklären.", höre ich Dante bedeutungsvoll sagen und schaue ihn an. Er hat uns wahrscheinlich die ganze Zeit beobachtet und einiges mitbekommen, was er sich nicht erklären kann. Noch vollkommen durch den Wind nicke ich zustimmend, mache mich allerdings dann von Robin los und laufe auf Nathan zu. Erleichtert umarme ich ihn und er erwidert es umgehend. Ich bin so froh, dass ich meinen Bruder noch habe. Die Erleichterung ist nicht in Worte zu fassen.
Gemeinsam räumen wir alle noch auf und ich unterstütze Elaine dabei die Verletzten zu heilen, bevor wir uns auf den Rückweg machen. Dabei läuft alles in einer ungewohnten Ruhe ab, in welcher ich versuche, meine Gedanken zu sortieren. Heute ist so viel Unerwartetes passiert, dass ich es gar nicht richtig begreifen kann. Aber ich muss mich der Wahrheit stellen, auch wenn es weh tut.
Schließlich kommen Elaine, Jasper und Dante mit zu uns nach Hause. Nathan, Leo, Robin und ich wohnen nämlich schon seit einigen Jahren alle zusammen. Wir haben uns inzwischen einiges zusammen aufgebaut und erlebt. Doch nun werden wir uns unserer Vergangenheit stellen müssen. Das wird wahrschlich noch ein langer Abend.
DU LIEST GERADE
Heldenepos - Team 42
FantasíaScarlett Bright ist dabei eine Heldin zu werden. Nichts, was sie jemals werden wollte, doch sie kann schließlich ihren Bruder Nathan nicht alleine lassen. Wer soll diesen denn beschützen, wenn sie nicht dabei ist? Daher melden sich die beiden mit ih...