Kapitel 24

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Ich spüre Schmerzen am ganzen Körper. Alles tut mir weh, doch ich kann mich einfach nicht bewegen. Es will einfach nicht funktionieren! Was ist das nur? Wieder überrollen mich Schmerzen, welche ich nicht zuordnen kann. Ich kann meinen eigenen Schrei hören, doch auch die Stimmen von den Männern aus meinem Team. „Es geht schon wieder los! Was ist das nur?", höre ich Leo fluchen und bin im nächsten Moment froh, dass er wohl am Leben ist.

Ich spüre, wie mich mehrere Hände festhalten und spüre eine weiche Unterlage unter mir. Wir sind wohl nicht mehr auf dem Schlachtfeld. Das ist gut. Dann sind sie wenigstens in Sicherheit. Wieder überrollt mich eine Welle aus Schmerz, doch dieses Mal ist es nicht ganz so schlimm und ich spüre, wie sich mein Körper langsam daran gewöhnt. Als wäre es ganz normal, dass jede Faser meines Körpers schmerzt.

Die Zeit vergeht gefühlt endlos, doch es verändert sich nichts. Ich kann nicht aufwachen, immer wieder überrollt mich eine schmerzhafte Welle und dann habe ich wieder eine Verschnaufpause. Nach einem weiteren heftigen Schub beschließe ich etwas Kraft in meiner Fähigkeit zu suchen. Doch so, wie es vorher war, ist es nicht mehr. Meine Kraft scheint nun ganz anders zu sein als noch zuvor. Hatte ich vorher einen Kern, in welchem meine Fähigkeit und Kraft beinhaltet waren, scheine ich nun zwei zu haben.

Mit meinen geistigen Augen sehe ich dabei zu, wie diese beiden Kugeln aufeinander zu schweben. Je näher sie einander kommen, desto mehr Schmerz spüre ich in meinem Körper. Eine weitere heftige Welle überrollt mich und endet erst als diese beiden Kräfte sich wieder weit genug voneinander entfernt haben. Das verursacht also meine Schmerzen! Was ist nur mit mir geschehen?

Zögerlich schaue ich mir die erste Kugel an, welche ich als meine ureigene Kraft identifiziere. Das ist die Fähigkeit, welche mir von Geburt an gegeben worden ist. Dann schaue ich zu der anderen. Und erkenne etwas Bekanntes. Elaines Fähigkeit des Heilens! Das hat sie also gemeint als sie sagte, dass sie mir ein Geschenk hinterlassen würde. Sie hat mir mit ihrem letzten Atemzug ihre Fähigkeit geschenkt!

Wäre ich jetzt in diesem Zustand dazu fähig würde ich weinen. Doch ich kann meinen Körper noch immer nicht steuern, sondern einfach nur daliegen oder mich vor Schmerzen winden. Wieder beobachte ich diese beiden Fähigkeiten dabei, wie sie aufeinander zusteuern und dann wieder voneinander abgestoßen werden. Diese Schmerzwelle macht mich einen Moment lang so benommen, dass ich keinen klaren Gedanken mehr fassen kann.

Irgendwann komme ich wieder zu mir und erinnere mich auch, welche Erkenntnis ich hatte. Diese beiden Fähigkeiten, meine und Elaines, versuchen miteinander zu verschmelzen, doch es scheint nicht zu funktionieren. Und das ist unglaublich schmerzhaft. Dunkel erinnere ich mich an die letzten Minuten mit Elaine und mein Versprechen, welches ich ihr gegeben habe. Wie soll ich denn die anderen beschützen, wenn ich es nicht mal schaffe, wieder auf die Beine zu kommen? Es muss doch eine Möglichkeit geben!

Entschlossen stelle ich mich zwischen die beiden Kugeln, welche sich gerade wieder aufeinander zu bewegen. Elaine hat mir ein Geschenk gemacht und ich werde es weise nutzen! Niemand soll mehr leiden oder sich sorgen machen! Ich werde sie beschützen und mein Versprechen halten! Dieses Geschenk und das damit verbundene Vertrauen werde ich in Ehren halten! Das ist ein Versprechen, welches ich mir selbst gebe!

Geistig platziere ich mich genau zwischen den beiden Kugeln, welche meine Fähigkeiten darstellen und setze beides auf einmal ein, um es auf mich selbst anzuwenden. Ich verstärke die Fähigkeit zu heilen und heile mich selbst währenddessen. Während dieses Prozesses scheint die Welt einfach nur still zu stehen. Es ist so friedlich! Doch dann beginnen die beiden Kugeln damit miteinander zu verschmelzen. Sie werden immer größer, bis sie eine Einheit geworden sind.

Noch einmal spüre ich einen heftigen Schmerz herannahen, doch dieses Mal bin ich mir sicher, dass es das letzte Mal ist. Die beiden Fähigkeiten haben sich zusammengeschlossen und verankern sich nun endgültig in mir. Die letzte Welle aus purem Schmerz fegt über mich hinweg und wieder werde ich bewusstlos.

Langsam komme ich wieder zu mir. Ich fange an meinen Körper zu spüren und kann schon die Finger wieder etwas bewegen. Vermehrt höre ich die besorgten Gespräche der anderen, doch richtig verstehen kann ich sie noch nicht. Doch es dauert nicht allzu lange, da kann ich schließlich die Augen öffnen.

Ich komme in einem Moment zu mir, als alles dunkel ist. Was sehr angenehm ist. So kann ich mich erstmal etwas sammeln. Der Mond scheint zum Fenster hinein und erleuchtet mir ein wenig den Raum. Zu meiner rechten kann ich Nathan erkennen, welcher halb mit auf meinem Bett liegt, auf der anderen Seite ist Leo. Auch er hat es sich gemütlich gemacht und liegt halb auf meinem Oberschenkel.

Rechts neben mir ist noch ein Bett, in welchen Robin liegt. Sein Bein ist etwas hochgelegt und steckt in einem Gips. Das muss Paolo zu verantworten haben. Wenn das noch nicht verheilt ist, dann muss es eine heftige Verletzung sein. Auch die Heldenzentrale verfügt schließlich über Heiler. Besorgt schaue ich zu meinem langjährigen Freund, welche jedoch friedlich zu schlafen scheint. Das bekommen wir schon noch hin. Elaine hat dafür gesorgt!

Links von mir ist ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen, an welchem Jasper und Dante sitzen. Dante ist in sich zusammengesunken und schläft bewegungslos im Sitzen. Während Jasper sich halb auf dem Tisch liegend ausruht. Das beide so schlafen können überrascht mich wirklich. Wer weiß wie geschafft sie sind. Sie müssen sich unglaubliche Sorgen gemacht haben. Und dann wäre da ja auch noch der Tod von Elaine. Das wird an den Kräften aller gezehrt haben.

Innerlich schaue ich nach meiner Kraft und prüfe die Verbindungen zu meinem Team. Sie sind noch immer vorhanden. Ich spüre das Vertrauen, welches hindurch fließt. Es entspannt mich und bringt mich dazu erneut die Augen zu schließen. Meine Kraft ist noch ganz erschöpft und ich bin unglaublich müde. Ich schlafe jetzt erstmal und lasse auch die anderen schlafen. Morgen stellen wir uns wieder gemeinsam der Welt. Aber erstmal brauche ich eine Pause. Ich muss mich erholen und Kraft für das sammeln, was als nächstes auf mich zukommt. 

Heldenepos - Team 42Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt