Kapitel 32

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Der Kampf geht weiter und es zeichnet sich ab, dass die Schurken um einiges stärker geworden sind in den letzten Wochen. Irgendwie scheinen sie über mehr Macht zu verfügen als noch zuvor. Denn sie können einige Helden ausschalten, welche schnell innerhalb des Schutzschildes in Sicherheit gebracht werden. Diese werden durch andere Helden ersetzt. Doch dieses Mal stürmt niemand einfach so los, sondern es halten sich alle an den Plan.

Ich bin schon am überlegen meine Heilfähigkeit zu offenbaren, doch Dantes warnender Blick hält mich davon ab. Ja, ich würde dann wohl ausfallen und im Notfall Jasper nicht mehr unterstützen können. Was im Zweifelsfall zu noch mehr Opfern führen würde. Mit zusammengebissenen Zähnen verhalte ich mich ruhig und sehe dabei zu, wie das Team von Caroline dem Bombentypen dermaßen eine verpasst, dass er nicht mehr aufsteht. Da waren es nur noch vier.

Ein erschrockenes Aufkeuchen ist von Leo zu hören und als ich hinter meine Schulter blicke, sehe ich, wie ein Laser den Himmel entzweischneidet. Zudem spüre ich, wie die Erde bebt und im nächsten Moment wird die Frau mit den Energiekugeln zu Boden gerissen und am Boden fixiert. Da waren es nur noch drei.

Mein Blick wandert zu den anderen drei Schurken. Der Frau mit den Blitzen macht es einen Heidenspaß einen Helden nach dem anderen zu Grillen. Dante ist bereits dazu übergegangen die Verletzten nach und nach aus dem Gefahrengebiet zu befördern. Ihre Angriffe sind einfach zu heftig. Da kommt mir eine Idee und mein Blick wandert hinter mich. Das wäre gefährlich, aber vielleicht die einzige Möglichkeit. Unter den gegebenen Umständen werden wir es wohl riskieren müssen.

Doch bevor ich etwas tun kann, wird der Typ mit der Sandfähigkeit von einem Wirbelsturm umhüllt und mit Dornenranken kampfunfähig gemacht. Sehr gute Teamarbeit würde ich meinen. Da waren es nur noch zwei. Wir haben noch eine Pattsituation aus Eis gegen Eis und eine beinahe unbezwingbare Gegnerin mit ihren Blitzen. Ich greife zu meinem Ohrstöpsel.

„Leo. Den nächsten Blitz schnappst du dir." „Bist du wahnsinnig? Hast du vergessen, was das letzte Mal passiert ist?", will er beinahe hysterisch wissen, doch ich kann nur Lächeln. Das scheint ihn heftig erschreckt zu haben. Sonst ist er ja auch zu jeder Schandtat bereit. „Vertraust du mir?", will ich leise wissen und höre ihn leise Flüche murmeln. Ich betrachte das mal als seine Zustimmung. „Wehe ich verletze mich wieder so stark.", höre ich ihn grummeln und muss Lächeln. Das lasse ich nicht zu.

Konzentriert schließe ich die Augen und warte auf den nächsten Blitz. „So sieht man sich wieder! Lust auf eine zweite Runde?", ruft Leo der Frau mit den Blitzen zu, welche jedoch nur hysterisch lacht. Sie ist irre und Leo kann mal wieder seine große Klappe nicht halten. Doch das macht nichts. Dieses Mal wird es anders laufen.

Und dann spüre ich, wie der Blitz Leo trifft. Dieses Mal sorge ich jedoch dafür, dass er sich nicht überlädt, sondern leite die überschüssige Kraft auf mich weiter. Und anschließend zu Jasper, welcher bereits am Ende seiner Kräfte war. Doch wir müssen noch etwas durchhalten. Der sogenannte Mentor ist noch nicht aufgetaucht. Uns steht also noch etwas bevor.

„Das war es schon? Hast du etwa nachgelassen?", höre ich Leo sagen und würde am liebsten die Augen verdrehen. Doch er macht es richtig. Wir brauchen mehr Energie. Und die zweigen wir nun einfach von den Schurken ab. Dante höre ich währenddessen die anderen Helden zurückrufen. Leo ist der einzige, welcher sich diesen Blitzen stellen kann. Wieder wird er von einem getroffen und ich speichere all diese Energie und Kraft in meinem Inneren. Selbst in den letzten Tagen habe ich es nicht geschafft meine volle Stärke zurückzuerlangen. Nun ist die Gelegenheit das zu schaffen.

Nun, da ich einmal den Dreh raus habe, kann ich auch wieder die Augen öffnen und meine Umgebung mustern. Drei Schurken sind gefasst und die schlimmste Gegnerin haben wir nun erstmal beschäftigen können. Einige Fernangreifer haben sich zu Leo gesellt und versuchen nun die Frau zu bezwingen, während Leo die ganze Elektrizität abfängt. Wir haben also ganz gute Chancen auch ihr Einhalt zu gebieten. Bleibt also nur noch die Sache mit dem Eis.

Ich kann sehen, wie die Heldin, welche ich schon einmal gesehen habe als wir den Vulkan bezwungen haben, beginnt zu schwanken. Sie ist eine der wenigen, zu der ich keine Verbindung habe. Deshalb kann ich sie nicht unterstützen. Mein Blick wandert zu Zane, welcher diesen Kampf mit geballten Fäusten beobachtet. Er hat damals gegen sie verloren. Seine Hitze war nicht stark genug. Doch dieses Mal könnte es vielleicht anders laufen.

„Willst du sie schlagen?", will ich leise über den Kopfhörer wissen und sehe, wie Zane erst zusammenzuckt und sich dann zu mir umwendet. Ich strecke ihm meine Hand entgegen und sehe, wie es in seinem Inneren rattert. Dann scheint er zu begreifen, was ich ihm hier gerade anbiete. Und so schnell kann ich gar nicht schauen, da steht er auch schon vor mir und schlägt ein. „Vertraust du mir?", will ich leise wissen, obwohl ich die Antwort bereits kenne. Doch ich will es von ihm selbst hören.

„Ich vertraue dir mein Leben an und das meiner Kameraden. Und ich versichere dir, dass du auch mir vertrauen kannst.", gibt er entschlossen zurück und unsere Blicke treffen sich. „Dann gib alles und mach sie fertig.", gebe ich grinsend zurück und greife auf das Band zwischen uns zurück, um seine Kräfte zu verstärken. Hitze flammt auf und will aus Zane herausbrechen, doch er bekommt es gerade noch so unter Kontrolle.

Zane erinnert mich ein bisschen an den Vulkan, als er den Schild verlässt und sich der Frau mit der Kältefähigkeit entgegen stellt. Dante zieht die andere Heldin zu uns in den Schutzschild und wir sehen alle gemeinsam dabei zu, wie die Hitze auf die Kälte trifft, was einen leichten Nebel verursacht. Ich hoffe nur, dass Zane auch wirklich mächtig genug ist die Schurkin zu schlagen. Ihre Macht scheint immens zu sein.

Wieder trifft ein Blitz auf Leo und ich erreiche beinahe meine vollständige Kraft. Wie lange hat das jetzt gedauert? Ich weiß es nicht. Aber dank Elaine besitze ich nun eine beinahe unerschöpfliche Energie. Im Zweifelsfall muss ich mir wohl Zanes Fähigkeit leihen und sie selbst besiegen. Oder ich gebe sie jemand anderem. Mein Blick wandert zu Nathan, welcher noch immer versucht nicht einzugreifen. Abzuwarten ist so gar nicht sein Ding, aber er tut es. Wir sind wohl alle etwas reifer geworden, seitdem wir Helden sind.

„Mentor!", höre ich plötzlich Paolos jammernde Stimme und sehe zur Seite. Und da ist Paolo tatsächlich einige Meter entfernt außerhalb des Schildes auf dem Boden liegend. Über ihm steht ein Mann, welcher scheinbar ein ähnliches Alter hat wie ich. Er sieht auf jeden Fall sehr viel jünger aus, als ich ihn mir vorgestellt hätte. Doch dann hebt er seinen Blick und mir wird ganz anders. Seine Augen sprechen nämlich eine andere Sprache. Sie scheinen schon sehr viel gesehen und erlebt zu haben.

„Du bist wirklich unbrauchbar, Paolo! Ich habe wahrlich mehr von dir erwartet!", gehöre ich den Typen sagen und sehe dabei zu, wie er Paolo gegen den Kopf tritt, welcher etwas zur Seite geschleudert wird und schließlich regungslos liegen bleibt. Über die Brutalität überrascht zucke ich deutlich zusammen. Ich dachte er wäre der Mentor von Paolo. Wieso behandelt er ihn dann so?

Langsam richtet sich der Schurke auf und mustert das Schlachtfeld. „Ihr habt euch gut geschlagen. Das bedeutet, dass ihr Stark und Fähig seid. Genau mein Geschmack. Immerhin hat dieser Schandfleck es zustande gebracht mir euch alle auf dem Silbertablett zu servieren. Dann wollen wir doch mal beginnen!" 

Heldenepos - Team 42Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt