Kapitel 26

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Als wir wieder zurückkommen, scheint das Foyer wie leer gefegt zu sein. Kaum ein Held ist zu sehen, doch durch die Verbindungen zu einigen ist mir bewusst, dass sie alle noch da sind. Sie haben sich lediglich zurückgezogen und versuchen wieder zu ihrer alten Form zu kommen. Daher gehen wir direkt auf Clarissa zu.

„Wie ist die Lage?", will ich wissen und lehne mich auf den Tresen. Mit meiner normalen Kleidung hier zu stehen ist irgendwie merkwürdig, doch ich habe noch keine Lust darauf wieder in die Heldenklamotten zu schlüpfen. „Schön, dass es dir wieder gut geht. Ich freue mich, ganz ehrlich." Clarissa schenkt mir noch ein aufrichtiges Lächeln, ehe sie direkt zur Sache kommt.

„Dank euch haben sich die Helden langsam wieder beruhigt. Einige sind zu Einsätzen aufgebrochen, andere haben beschlossen auf der Krankenstation auszuhelfen. Ihr seid ja dort gewesen. Näheres brauche ich daher nicht mehr sagen." Wir nicken alle zustimmend und ich sehe, wie Clarissa Tränen in den Augen stehen. Auch sie scheint äußerst mitgenommen zu sein von der Situation, versucht sich aber zusammen zu reißen.

„Antonio hält gerade eine Besprechung mit den anderen Teamleitern ab. Soll ich dich hinbringen?" Kurz denke ich darüber nach, schüttele jedoch den Kopf. Wir haben erst unter uns einiges zu klären. „Hast du einen Raum, den wir für uns nutzen können?", will ich daher wissen und ohne zu zögern bringt Clarissa uns in einen kleineren Beratungsraum. Nachdem die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen ist und wir uns gesetzt haben, mustere ich meine Teammitglieder eingehend. Sie sehen müde und eingefallen aus. Die letzten Tage haben wohl ihren Tribut gefordert.

„Ich möchte, dass ihr mir ehrlich sagt, ob ihr überhaupt noch dabei sein wollt. Ich könnte verstehen, wenn ihr lieber ein anderes Leben führen wollt, nach allem, was geschehen ist.", beginne ich und sehe die Überraschung in den Augen der anderen aufblitzen. Damit haben sie wohl nicht gerechnet. Eine Weile herrscht eine angespannte Stille, während alle über meine Frage nachdenken.

Mein Blick trifft auf den von Leopold. „Ich lasse dich nicht alleine kämpfen. Ich bin weiterhin dabei, Scarlett." Wir schenken uns gegenseitig ein entschlossenes Lächeln, dann werde ich von Nathan abgelenkt. „Wir sind Helden. Und werden es auch immer sein. Ich bin auch dabei." Robin starrt die ganze Zeit schon auf seine Hände, welche er auf dem Tisch liegen hat. Es bricht mir das Herz ihn so traurig und am Boden zerstört zu sehen.

„Robin, worüber denkst du nach?", will ich leise wissen und schenke ihm ein vorsichtiges Lächeln, welches er versucht zu erwidern. Eher schlecht als recht. „Mit meinem Bein bin ich euch keine Hilfe. Ich wäre euch nur im Weg.", flüstert er und ich verstehe nun sein Problem. „Man Kumpel, mach dich doch nicht so fertig deswegen! Das heilt schon noch! Außerdem brauchst du doch nicht deine Beine, wenn du unsere hast!", meint Leo mit einem verschmitzten Grinsen und schlägt Robin enthusiastisch auf die Schulter.

„Wir werden auf dich warten. Du wirst gesund werden. Das weiß ich.", gebe ich von mir und lasse etwas Heilung über unsere Verbindung in ihn fließen. Meine Kraft ist zwar noch immer sehr begrenzt, doch für den Anfang reicht es erstmal. Wie es scheint, sind die Knochen in kleine Teile zersplittert. Da hat Paolo wirklich ganze Arbeit geleistet. Aber dank Elaine haben wir eine Chance erhalten das wieder gerade zu biegen. Wir brauchen nur etwas Zeit.

„Ich bin weiterhin euer Schild. Ohne mich seid ihr doch verloren. Und außerdem bin ich verdammt wütend. Das können wir doch nicht so auf uns sitzen lassen!", gibt Jasper von sich und schlägt mit der Faust auf den Tisch. Ja, Wut über unsere Hilflosigkeit verspüre ich auch. Doch so hilflos werden wir nie wieder sein. Dafür sorge ich schon.

Mein Blick wandert zu Dante, welcher mich unentschlossen ansieht. „Ich weiß es nicht. Wir haben schon Elaine verloren. Sollten wir wirklich weitermachen?" Empört holen die anderen Luft, doch ich winke ab. „Das ist ganz allein deine Entscheidung, Dante. Und egal wie du dich entscheidest, du hast immer einen Platz bei uns." Innerlich ist mir bereits klar, wie er sich schlussendlich entscheiden wird. Doch darauf muss er alleine kommen.

Heldenepos - Team 42Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt