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„Ich versuche mich so bald wie möglich bei dir zu melden." Rosen, Lavendel, Apfelkuchen.

Ediths Parfüm gemischt mit dem Duft von frisch gebackenem Apfelkuchen vernebelte mir die Sinne. Ich drücke sie fest an mich während sie mir sanft über den Rücken streicht. Am liebsten hätte ich sie nie wieder los gelassen, dass ich mich vermutlich nie wieder bei ihr melden werde weiß sie nicht, aber ich. Umso schwieriger ist es für mich Abschied zu nehmen, weil ich weiß, es ist ein Abschied für immer. Als wir uns wieder voneinander lösen klemmt sie mir liebevoll eine rote Locke hinter mein linkes Ohr.

„Sei nicht traurig liebes. Es wird alles wieder gut." ihre Hand verweilte an meiner Wange während ich in ihre strahlend blauen Augen starrte und versuchte mir jedes einzelne Detail so gut wie möglich einzuprägen.

„Ich werde dich vermissen.", hauche ich.

„Wir werden uns wieder sehen.", erwidert sie schmunzelnd, worauf ich nicke.

Nein, werden wir nicht.

Rosen, Lavendel, Apfelkuchen.

Immer und immer wieder spielte sich das Szenario in meinem Kopf ab, während Ich mit vier Psychopathen in einem Auto saß. Harry saß am Steuer, Liam auf dem Beifahrersitz und ich saß hinten in der Mitte zwischen Niall und Louis.

Am liebsten hätte ich geweint, geschrien und um mich geschlagen bei dem Fakt wie nah ich den beiden war. Niall's Knie berührte meins und es war egal, wie doll ich meine Beine zusammenpresste ich berührte ihn trotzdem.

Louis hatte seinen Oberkörper mit verschränkten Armen und geschlossen Augen gegen die Scheibe gelehnt während seine Knie von mir weg zeigten, um möglichst viel Abstand zwischen uns zu bringen. Er hat mich noch nicht einmal angesehen seitdem wir hier in diesem Auto saßen wohingegen Niall kein Problem damit hatte, das sich unsere Knie berührten im Gegenteil. Ich hatte eher das Gefühl, ihn würde es amüsieren wie ich hier zwischen ihm und Louis gefangen war.

Rosen, Lavendel, Apfelkuchen.

Versuchte ich mich zu beruhigen, um nicht in Panik zu verfallen. Immer wieder dachte ich an den Duft, um ihn nie wieder zu vergessen. Es herrschte stille. Keiner sagte ein Wort was mich nur noch mehr in den Wahnsinn trieb.

Ich hatte keine Ahnung wohin wir fahren, oder was sie nun mit mir machen würden. Ich weiß, ich werde leben, aber was für ein Leben werde ich in Zukunft führen?

Auf jeden Fall ein Leben, in dem ich nicht mehr die Freiheit besitze eigene Entscheidungen zu treffen. Ich habe die Kontrolle über mein Leben verloren und musste mich nun mit dem Gedanken anfreunden, dass ich nie wieder etwas alleine tun konnte.

In den letzten zwei Tagen habe ich bis jetzt mehr erlebt als im gesamten letzten Jahr. Ich habe mir immer gewünscht das sich etwas verändert, wollte immer das mein Leben aufregender wird und ich es mehr genießen kann.

Von vier Männern entführt zu werden kam mir dabei nicht in den Sinn

Das ist nicht die Art von Aufregung, die ich damals gemeint habe. Ich hatte eher an sowas gedacht, wie eine ganze Nacht lang draußen zu bleiben, oder mehr aus meiner Komfortzone herauszukommen.

Rosen, Lavendel, Apfelkuchen.

Seufzend lehne ich meinen Kopf gegen den Sitz während ich aus der Frontscheibe gucke und den Bäumen dabei zusah wie sie uns eilig passierten.

„Was ist los, Feuerlocke? Ist dir Langweilig?", Niall trägt eine schwarze Sonnenbrille auf der Nase, die mich daran hindert seine Blaue Iris zu betrachten.

Ich antwortete nicht, sah weiterhin geradeaus. Mir war gerade nicht nach reden zumute. Ich wüsste auch nicht, was ich großartig erzählen soll. Jeder hier in diesem Auto wusste, dass ich nicht freiwillig da bin. Ich würde keinen hier als dumm einschätzen, sonst wären sie niemals einfach so davon gekommen, nachdem sie den Mann getötet hatten. Dementsprechend konnte sich auch jeder denken, dass ich alles andere als glücklich war.

Captivated by shadows [h.s.]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt