19.

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Rosalie Gray

Ich atmete durch die Nase wieder aus, worauf der Rauch der Zigarette, die ich noch immer in der Hand hielt, in die Luft stieg.

Harry und ich saßen schweigend nebeneinander, auf dem Boden eines Schlafzimmers und tranken Whiskey, während ich meine allererste Zigarette rauchte, die ich von ihm bekommen habe.

Die schlimmen Flashbacks suchten mich noch immer heim, aber es war nicht mehr ganz so schlimm, wie noch vor einigen Stunden. Vielleicht, weil sie sich immer und immer wiederholten, wenn man einen Film immer wieder von vorne abspielen würde, dann wäre er mit der Zeit auch langweilig.

Vielleicht zeigt der Whiskey auch einfach langsam seine Wirkung.

Harry sagte mir, dass der Alkohol ihm oft dabei half zu vergessen, vielleicht ist das bei mir auch gerade der Fall.

"Kann ich dich etwas fragen?", ich unterbreche die Stille und sah wieder zu ihm.

"Meinetwegen", er zuckt gleichgültig mit seinen Schultern, ohne mich dabei anzuschauen.

"Wer hat dir das angetan?", ich wusste nicht, woher ich plötzlich den Mut gefunden habe, ihn etwas so Persönliches zu fragen. Vielleicht lag es am Alkohol, oder an den Dingen, die ich bis jetzt schon erlebt habe.

Die letzten Tage hatte ich mich nie getraut auf Harry zuzugehen und mit ihm zu sprechen, so wie ich es mit Niall tat. Ich schätze, ich hatte einfach Angst das er mich anbrüllt, oder vielleicht doch noch umbringt so wie er es mir schon mehrmals angedroht hat, aber was soll schon passieren?

Was sollte Harry machen, abgesehen davon mich umzubringen?

Ich bin gerade an einem Punkt, an dem es mir egal ist, ob ich lebe oder sterbe. Wie schon gesagt, mein Leben ist im Moment ein reiner Müllhaufen, wenn ich sterben würde, dann könnte ich wenigstens meinen Frieden finden.

"Was genau meinst du?"

"Wer hat dich so verprügelt? Ich meine, du siehst scheußlich aus." Ich betrachte die vielen kleinen Schnittwunden, die seit ein paar Tagen in seinem Gesicht prangten.

"Im Moment siehst du auch nicht viel besser aus." Erwidert er schmunzelnd, was mich dazu brachte aufzulachen.

"Touché", ich wandte meinen Blick wieder von ihm ab und zog erneut an der Zigarette. "Hat das was mit Eduardo zutun?" Stelle ich eine weitere Frage.

Es war mir egal, ob ich zu aufdringlich war, oder nicht. Ich habe mir selbst gesagt, dass wenn ich es aus dieser Hölle rausschaffe, konfrontiere ich die Jungs mit all diesen Dingen und ich fing jetzt damit an.

"Ich kann mit dir nicht über solche Dinge sprechen." seufzend schließt er die Augen.

"Und warum das?", hake ich weiter nach.

"Weil es dich nichts angeht."

"Wenn es mich nichts angehen würde, dann würden wir jetzt nicht hier sitzen. Sieh es doch endlich ein das ihr all diese Dinge nicht mehr vor mir verheimlichen könnt."

"Können wir und werden wir. Du wirst nur das Nötigste erfahren, alles andere brauch dich nicht zu interessieren."

"Es interessiert mich aber Harry." mein Kopf schnellt wieder zu ihm. „Es interessiert mich, weil ich wissen will was der verdammte Grund gewesen ist, für den ich wieder entführt und gefoltert wurde.", mein Herz fing an schneller zu klopfen, weil es mich wütend machte, dass er nach all den Dingen immer noch der Meinung war mir nichts erzählen zu müssen. „Wie du schon gesagt hast, du hast keine Ahnung was dort drinnen passiert ist, was sie mir angetan und für Dinge gesagt haben. Ich habe ein recht zu erfahren, warum ich schon wieder durch die Hölle gehen musste und warum mein verdammtes Leben jetzt so verlaufen muss." ich wurde lauter. Es schien fast so, als würde sich meine ganze Trauer und all die traumatischen Erlebnisse, die ich erlebt, hatte in eine einzige Emotion umwandeln.

Captivated by shadows [h.s.]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt