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Mit zusammengekniffenen Augen und der Hand über den Augen als Sichtschutz lief ich über den nassen Asphalt. Der starke Wind ließ meine nassen Haare umherwirbeln und die Blätter der Bäume aufgeregt rascheln.

Ich hatte das Gefühl, ich würde gegen eine unsichtbare Wand kämpfen, während der Regen, der auf den Boden prasselte, an den Straßenrillen entlang floss.

Obwohl so viele Wolken am dunklen Nachthimmel hingen, konnte ich einen Blick auf den strahlenden Mond erhaschen.

Wo sind die anderen hin?

Meine nassen Schuhe quietschten mit jedem Schritt, als ich mich den zwei Autos näherte, die vor wenigen Sekunden zusammen knallten. „Harry", rief ich seinen Namen durch den peitschenden Wind, doch von ihm fehlte jede Spur.

Erst als ich neben den Autos zum Stehen kam, konnte ich das Lied be my Baby von the Ronettes durch den Regen trällern hören.

Ein Mann in dunkler Kleidung saß bei einem der zwei Wagen am Steuer, mit seinem Kopf auf das Lenkrad gelehnt, als ob er bewusstlos sei. Sofort lief ich in seine Richtung.

„Können Sie mich hören?", ich rüttelte an seiner Schulter, doch er regte sich nicht. Blut lief ihm von der Stirn bis runter zu seinem Kinn. „Niall", rief ich nun seinen Namen, doch noch immer war ich vollkommen alleine.

„Wir brauchen einen Krankenwagen", rief ich diesmal, ohne mich direkt an eine Person zu wenden. Vielleicht war jemand anderes in der Nähe, der mir helfen könnte.

Als mein Blick wieder auf den bewusstlosen Mann fiel, schreckte ich einen Schritt zurück. Mit weit aufgerissenen Augen starrt er genau in meine. „Können Sie mich hören?", fragte ich erneut, doch er antwortete mir nicht, er starrte mich einfach an.

Schwer atmend musterte ich ihn. „Wie kann ich ihnen helfen?", stelle ich eine weitere Frage, doch wieder kam keine Antwort. Verzweifelt schaue ich mich in der Umgebung um.

Es kann doch nicht sein, dass weit und breit keine Menschenseele ist, die uns irgendwie helfen könnte.

Vielleicht hat er eine Hirnverletzung und kann deswegen nicht reden?

Als ich mich wieder zu ihm umdrehen wollte, entwich mir ein kleiner Schrei, denn er saß nicht mehr länger auf dem Fahrersitz, sondern stand genau vor mir, noch immer mit weit aufgerissenen Augen.

„Das ist deine Schuld", röchelt er und packt mich an den Schultern, worauf ich panisch versuchte, mich aus seinem starken Griff zu befreien.

Seine Finger bohrten sich in meine Schulterblätter, während er denselben Satz immer und immer wieder wiederholte.

Ich drückte ihn an seinen Schultern weg und versuchte mich so weit wie möglich von ihm weg zu lehnen und als er mich plötzlich losließ, zog sich mein Magen zusammen und mein Herz pumpte Adrenalin durch jede einzelne Vene, während ich mich im Freien Fall befand und von der Erdanziehung nach unten gezogen wurde.

Als mein Körper mit dem eiskalten Wasser zusammenprallte, blieb mein Herz für einen Augenblick stehen und ich zappelte panisch, noch immer unter Wasser gedrückt, weil die Strömung so stark war, dass es mir schwerfiel, wieder aufzutauchen.

Mit schnell schlagendem Herzen schlug ich meine Augen auf. Es war bereits hell und die Uhr auf meinem Handy verriet mir, dass wir es bereits nach acht hatten.

Und wieder hatte ich davon geträumt, eine Brücke herunterzustürzen.

Gähnend schlug ich meine Bettdecke zurück und stand auf. Nachdem ich geduscht, mir die Zähne geputzt und etwas Frisches angezogen habe, trotte ich die Treppen nach unten.

Captivated by shadows [h.s.]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt