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Nachdem ich es geschafft hatte, mich aus meinem Bett und aus Niall's Armen zu quälen, unter die Dusche zu steigen und mir frische Sachen anzuziehen, verließ ich mein Zimmer zum ersten Mal, seitdem wir wieder zu Hause angekommen waren.

„Ich glaube, ihr Name war Alex." Konnte ich Liam sagen hören, der mit Louis und Niall draußen auf dem Sofa saß.

„Wer ist Alex?", frage ich neugierig, worauf sich alle Köpfe überrascht in meine Richtung drehen.

„Irgendeine au–"

Wollte Liam mir auf meine Frage antworten, doch Niall unterbricht ihn. „Niemand." Niall zieht an seinem Joint, den er zwischen seinen Fingern hält und pustet anschließend, den Rauch in die Luft. „Was machst du?"

„Ich wollte zu Harry." Sage ich und laufe weiter geradeaus zu seiner Zimmertür. Kurz schaue ich noch über meine Schulter in die Richtung der anderen, die wie so oft schon irgendwelche bedeutungsschwangeren Blicke austauschten, dann betrat ich einfach den Raum, ohne vorher anzuklopfen.

„Schon mal was von anklopfen gehört?", nahm ich das erste Mal seit Stunden seine mürrische Stimme wahr. Er lag mit geschlossenen Augen und den Armen hinter dem Kopf verschränkt im Bett.

„Du klopfst selbst nie an." Gebe ich kleinlaut von mir. Ich wusste nicht warum, aber irgendwie bin ich ein kleines bisschen nervös, jetzt wo wir das erste Mal seit der Veranstaltung wieder zusammen in einem Raum waren.

Sofort schlug er seine Augen auf, setzte sich aufrecht hin und sah zu mir. „Was willst du hier?", wie so oft schon hatte sich eine Falte zwischen seinen Brauen gebildet, die ihn wie immer so aussehen lässt, als ob ihn das ganze hier mehr als nur anstrengen würde.

„Ich weiß nicht." Ich zucke mit den Schultern, während ich mit den vielen Ringen, die ich mir wieder an die Finger gesteckt habe, herumspiele. „Wir haben heute noch kein einziges Wort miteinander gewechselt."

„Hm", brummt er bevor er aufsteht und zum Fenster geht, um sich eine Zigarette anzuzünden.

„Alles in Ordnung?", frage ich skeptisch und betrachte ihn mit hochgezogenen Augenbrauen.

„Bestens." Antwortet er kurz und knapp ohne mich dabei anzuschauen. Er zieht einmal kräftig an seiner Zigarette, bevor er den giftigen Rauch mit geschlossenen Augen durch die Nase wieder ausatmet.

„Okay", Murmel ich verunsichert, während ich noch immer völlig unbeholfen im Raum stand.

Argwöhnisch mustere ich ihn von oben bis unten. Seine langen braunen Locken hingen ihm wie immer locker über den Schultern und umspielten sein Gesicht, das seit gestern wieder entsetzlich entstellt war. Sofort schießen mir erneut die Bilder in den Kopf.

Wie ich gefesselt vor ihm saß und nichts tun konnte, um ihm zu helfen und wie er sich so zusammenschlagen ließ, nur um mich und Niall vor dem Tod zu bewahren. Ich musste wieder an seine lange Narbe denken, die auf seinem Brustbein prangte und erneut fragte ich mich, was ihm widerfahren ist, damit er zu dieser kam.

Ich musste wieder an Eduardo denken, der versuchte Harry die schrecklichsten Dinge einzureden und ich konnte mich noch daran erinnern, wie es sich anfühlte, als mein Herz in tausend Einzelteile zersprang, weil Harry ihm zustimmte und der Ansicht war er verdiene den Tod.

Ist er jetzt deswegen so reserviert zu mir?

„Bist du wegen irgendwas sauer auf mich?", frage ich nach ein paar Minuten, in denen er mich nicht ansah, oder gar ein Wort zu mir sagte.

Captivated by shadows [h.s.]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt