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Als Kinder hatten wir oft Angst, dass sich unter unserem Bett, oder in unserem Kleiderschrank ein Monster befindet. Ein erschreckendes Wesen, das erst aktiv wird, wenn es dunkel wird. Das aus seinem Versteck kriecht und uns mit in die Tiefen der schattigen Nacht reißen will, doch niemand hat gesagt, dass sich diese Monster nicht nur in unserem Zimmer verstecken.

Sie schweifen umher, egal ob Tag, oder Nacht. Sie machen ganz schreckliche Dinge, ohne dass man sie versteht und oftmals, sehen sie gar nicht aus, wie erschreckende Wesen. Die Monster vor denen wir uns am meisten fürchten sollten, sind wir Menschen.

Menschen sind zu so vielen schlimmen Dingen in der Lage und oft erkennt man erst viel zu spät, wenn einem ein Monster direkt gegenüber steht.

Eduardo fährt sich mit seinem Daumen und dem Zeigefinger über seinen Schnurrbart und zuckt mit geschürzten Lippen seine Schultern. "Niall wird allmählich zu einer Belastung. Er ist dickköpfig und hört nicht auf das, was ich ihm sage. Ich kann mich nicht mehr auf ihn verlassen, also muss ich ihn beseitigen."

Seine raue und tiefe Stimme hallt durch den Raum, vermischt mit meinen leisen Schluchzern und Harrys aufgewühltem Atem. Liam fährt sich aufgebracht durch die Haare und tigert, mit dem Blick auf den Boden geheftet hin und her.

„Du kannst Niall nicht töten." Wimmere ich verzweifelt.

„Ich tue es und Beweis dir das Gegenteil." Seine eiskalten, grünen Augen trafen auf meine, als er seine Waffe zückt und sie auf Niall richtet.

„Stopp!" Schreit nun Harry und versuchte sich, genauso, wie ich aus den Griffen des Mannes zu befreien, doch mit jeder Bewegung, die wir machten, hatte ich das Gefühl, umgriffen die Männer hinter uns, unserer Handgelenke immer fester.

Mit langsamen Schritten stellt sich Liam zwischen Eduardo und Niall, sodass Eduardo nun auf ihn zielte. Schnell atmend hebt er seine Hände vor seinen Oberkörper und schaut mit leicht geweiteten Augen zu ihm. „Tu das nicht." Haucht er.

„Stellt euch nicht so an. Er ist bewusstlos. Er wird nichts merken." Sagt Eduardo, mit einem breiten grinsen im Gesicht. „Besser, ich bringe ihn jetzt um, als wenn er dann wieder zur Besinnung kommt und am Ende noch leiden muss."

„Ich schwöre dir, wenn du Niall auch nur ein Haar krümmst, dann bringe ich dich um." Droht Harry ihm zornig.

„Du weißt, dass ich ihn bestrafen muss."

„Es ist keine Bestrafung, wenn er tot ist." Fange ich wieder an zu reden, ohne überhaupt zu wissen, was ich da von mir gebe. „Ihm liegt etwas an mir, wenn du ihn unbedingt bestrafen musst, dann nimm mich."

„Bist du verrückt geworden?", fragt mich Harry rasend vor Wut, doch ich ignoriere ihn.

„Ich weiß, dass ich ihm wichtig bin und wenn du stattdessen mich nimmst, dann wird –"

„Rosie, ich warne dich! Wenn du auch nur noch ein einziges Wort sagst, dann bringe ich dich eigenhändig um." Harry wurde lauter und auch Liam stand da, wie zur Salzsäule erstarrt und blickte mich entgeistert an.

Eduardo lässt seine Waffe sinken und kommt mit verengten Augen und einem schmunzeln auf den Lippen zu mir gelaufen. „Na sieh mal einer an.", wispert er. „Du würdest dein eigenes Leben für jemanden wie Niall geben? Einen brutalen Mörder?"

Mit rasendem Herzen nicke ich leicht. „Nimm mich." Schweißperlen bildeten sich auf meiner Stirn und mein Mund wurde staubtrocken. Es vergingen ein paar stille Sekunden, in der alle Blicke auf mir und Eduardo lagen. Keiner sagte ein Wort, keiner bewegte sich, bis Eduardo seine Waffe erneut hob, um sie auf mich zu richten.

„Nein!", schreit nun Harry und fängt wieder an zu zappeln, um sich zu befreien. Zerfahren schaut er auf den todbringenden Gegenstand in Eduardos Händen, der keine zwanzig Zentimeter von meinem Kopf entfernt war.

Captivated by shadows [h.s.]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt