Kapitel 3

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"I need to find you."

•••

"Dad!" Mein Vater kam gegen Abend nach Hause. Ich rannte ihm praktisch in die Arme, fühlte mich wieder wie 12, als er Abends zurück kam und ich schon ganz aufgeregt war, ihn endlich wieder zu sehen.

"Stella, Schatz!", rief er überrascht, ließ seine Aktentasche fallen und schlang seine Arme um meinen Körper. Seine Umarmung tat gut. Sie tat so unendlich gut.
"Ich bin froh dich zu sehen.", hauchte er gegen meinen Haaransatz und küsste ihn darauf.

"Geht mir genauso.", antwortete ich ihm.

Meine Mutter und ich verbrachten den Nachmittag damit zu reden, kochen und Frauenmagazine durchzustöbern. Wir holten so viele Dinge nach, die wir in den letzten Jahren nicht hatten gemeinsam tun können. Sie verpasste praktisch die Hälfte meines Erwachsenwerdens, die wichtigsten Jahre zwischen 19 und 22.
Und auch, wenn sie mich größtenteils von Ardian ablenken konnte, verschwand ich immer wieder einige Gedanken an ihn.

"Setz dich, wir haben Essen gemacht.", wies ich meinen Vater hin und schob seinen gealterten Körper zu dem Esstisch, auf dem bereits Nudeln und Soße standen.

Die Jahre ließen meinen Vater ebenfalls grau werden. Seine Haare verloren ihre Farbe und wurden weniger. Sein Körper sah so kraftlos, aber doch so gestärkt aus. In Köln blieb die Zeit nicht stehen, das wurde mir klar, als ich meine Eltern wieder sah. Es wurde mir klar, als ich Simon wieder sah und ich das Haus genau von innen musterte. Einige Möbelstücke waren verstaubt, wie sie es vor Jahren nie waren. Einige von ihnen hatten sich geändert, waren weg oder hatten Macken bekommen. Die Wände waren anders gestrichen und die Couch sah auf einem Mal so veraltet aus.

"Das ist wirklich lieb von euch, aber Antonio kommt gleich noch vorbei.", wandte mein Vater ein, als er sich an den Tisch setzte.

Mein Herz erwärmte sich, als ich an Antonio dachte, und daran, dass sie wieder gut befreundet waren.

"Oh.", sprach ich erfreut aus und wurde prompt hibbelig, als es kurz darauf an der Tür klingelte.

"Ich mache schon auf.", sprach meine Mutter und ging in den Flur, um die Tür zu öffnen.

Ich schritt ihr leise hinterher. Mein Körper brannte und mein Herz pochte. Mein Brustkorb fühlte sich so eng an. Ich hoffte insgeheim, dass Ardian hinter seinem Vater stehen und einen flüchtigen Blick ins Haus erhaschen würde. Dass er mich sah und seine Augen sich weiteten. Dass ich endlich einen Anhaltspunkt besaß, welchen Antonio mir aber auch so schon lieferte, indem er allein vor der Tür stand. Kein Ardian bei ihm. Nur er in einem schwarzen Shirt und einer dunkelgrauen Hose, mit einem freundlichen Lächeln ihm Gesicht, welches noch breiter wurde, als er mich hinter meiner Mutter stehen sah.

"Schön dich zu sehen.", begrüßte meine Mutter ihn, was er mit einem "Ebenfalls" erwiderte.

"Stella, was bist du hübsch geworden.", sagte er daraufhin zu mir und streichelte kurz meine Wange mit seiner Handoberfläche, was mich zusammenzucken ließ.

Er setzte sich im Wohnzimmer zu meinem Vater an den Tisch, nachdem die zwei sich umarmt hatten, und portionierte sich auf einem der bevorstehenden Teller einen Haufen Nudeln, und fing direkt an zu essen. Ich wusste nicht, ob es bei meinem Vater und ihn so traditionell war, dass er sich so heimisch fühlte, oder ob es einfach eine Unverschämtheit war, sich so direkt zu verhalten. Stirnrunzelnd setzte ich mich neben meiner Mutter auf einen freien Platz am Tisch, und wartete auf die passende Gelegenheit Antonio über Ardian auszufragen.

Mir kam es so vor, als wäre Ardian der einzig wahre Grund für meinen Flug nach Köln. Meine Eltern besetzten eher die Rolle im Hintergrund. Ich war zu Neugierig um Ardian auf sich beruhen zu lassen, spielte am Esstisch an meiner goldenen Kette herum und fuhr mit meinem Finger immer wieder dieses »A&S« nach.

Innocent | Erkenne dein wahres Ich 2 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt