Kapitel 15

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"Turn around and forget what you saw."

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Meine Beine erzitterten unter der kühlen Luft, die im Auto wehte. Thaddeus wandte den Wagen immer wieder geschickt um einige Kurven, hing die Polizei ab und fuhr in eine Straße, die mir ziemlich bekannt vorkam. Es war die Straße, in der die beiden wohnten. Er parkte sein Auto auf einem x-beliebigen Parkplatz, zerrte mich dann grob aus dem Auto. Ardian wagte es nicht mich anzufassen, er sah eher bedröppelt aus und seine Gestik stand unter dem Kontrolldrang von Tjarks.
Der tätowierte starke Arm von dem Blonden hielt meinen fest in seinem Griff. Seine Fingerkuppen bohrten sich schmerzhaft in meinen Oberarm.

"Habt ihr zwei eigentlich vollkommen ein Rad ab?!", blaffte ich sie an, als ich die vielen Streppenstufen zum dritten Stockwerk hochgezogen wurde.

"Sei still", knurrte mich T nur bitterlich an und wies darauf hin, dass es bereits Nacht war und der Rest des Hauses schlief.

Ardian schloss zügig die Wohnungstür auf und mit einem Schubs befand ich mich schon zwischen den weißen Wänden des Flures, die mir auf einem Mal so beengend vorkamen. Ich wollte bloß noch zurück in mein Bett und schlafen, zu meinen Eltern, in Sicherheit oder zu Ju. Nicht einmal mein Handy trug ich bei mir.

"Ich werd' dann jetzt gehen, ja?", provozierte ich die zwei Jungs, die sich vor meinen kleinen Körper aufgetürmt hatten und ergriff schon die Klinke der Haustür, als mich jemand herumwirbeln ließ und ich direkt in blau-grüne Augen sah, die mich böse anfunkelten.

Er zog seinen weißen Mundschutz runter atmete tief durch.
"Nirgends wirst du hingehen. Du bist Zeugin und wirst uns verraten - du bleibst schön hier." Ardian's unregelmäßiger Atem fiel gegen meine Lippen. Er machte mir Angst, gerade jetzt. Er tat es, da ich ihn so nicht kannte.

"Du kannst mich mal.", wies ich ihn zurecht und drückte seine Arme weg, die sich neben meinen Kopf gestemmt hatten, um mich in Schacht zu halten.

Ich drehte mich blitzschnell um, öffnete die Haustür, wollte gerade hindurchschlüpfen, als Ardian's Hand sie wieder zuknallte. Ich sog scharf die Luft ein und sah ihn mit geweiteten Augen an.

War er völlig verrückt geworden?

"Lass mich gehen" Mein Herz pumpte viel zu schnell, was er bemerkte, das wusste ich.

"Oder was ...?" Tjarks' Kichern hallte aus der Küche. Ich schnaubte vor Wut, konnte mir meine direkte Antwort soeben noch verkneifen.
"Du bist so durchschaubar.", sagte nun auch Ardian zu mir und ließ von mir ab. Er ging in Richtung Küche zu Tjarks, jedoch nicht, bevor er nicht die Tür abgesperrt und den Schlüssel mitgenommen hatte.

Die beiden meinten es wirklich ernst. Sie sperrten mich mit sich in dieser blöden Wohnung ein, von der ich mich so unglaublich bedrückt und eingeengt fühlte. Mir war nicht wohl mit dem Gedanken, dass Tjarks im selben Raum lauerte wie ich und schon garnicht, als mir wieder bewusst wurde, dass dieser Mann bereits Menschen das Leben genommen hatte. Ich hätte sogar schwören können eine schwarze Waffe an seinem Gürtel baumeln gesehen zu haben, als er mir entgegen kam um weiter ins Wohnzimmer zu gehen.

Mein einziger halt war eventuell noch die Hoffnung, dass Ardian noch einen Schimmer seines früheren liebenswerten Charakters in sich trug, zu dem ich ihn mal entwickeln konnte. Aber diese Hoffnung verflog auch schon wieder, als ich ihn mit etwas Tequila in der Hand an der Arbeitsplatte der Küche lehnen sah. In seiner linken Hand hielt er eine angesteckte Zigarette, in der Rechten den Alkohol in einem breiten Glas. Ich stellte mich ihm argwöhnisch gegenüber und starrte seine Bewegungen an. Er zog an dem qualmenden Gift, dann trank er einen Schluck Tequila hinterher. Ich hasste Tjarks dafür, dass er Ardian nicht davon abgehalten hatte, wieder so zu werden wie ganz früher. Meinen ganzen Zorn hätte ich am liebsten an ihm ausgelassen, doch alles was ich tat war Ardian zuzusehen, wie seine Augen sich in mich bohrten während er seine Tätigkeit ausführte.

Innocent | Erkenne dein wahres Ich 2 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt