Kapitel 23

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The past

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Ich öffnete vorsichtig die Tür, Ardian hinter mir, und sah Antonio insklusive meiner Mutter auf der Couch sitzen. Es müsste um die elf, halb zwölf sein. Wo mein Vater war wusste ich nicht, jetzt zählten Ardian und sein Vater. Die Augen von Antonio galten sofort seinem Sohn, der meine Hand nahm und wie ein schüchterner kleiner Junge wirkte. Er schmiegte sich an mich, wollte nicht los lassen und brauchte Nähe, die ihm ihm bot und seine Hand drückte.

"Ardy ...", murmelte Antonio und stand von dem alten Material der Couch auf. Er presste seine Lippen zusammen, ging auf uns zu.

Ich sah zu Ardian, der den selben Ausdruck im Gesicht hatte, wie sein Vater. Zusammen gepresste Lippen und geweitete Augen. Ardian's Lippen jedoch waren noch immer angeschwollen und in einem lila, langsam auch etwas blau, getaucht und leicht blutunterlaufen geworden.

Es kam mir vor, als würde es in Zeitlupe passieren. Ardian lief auf seinen Vater zu, sein Vater auf ihn und sie umarmten sich herzlich, wobei Ardian größer war als er und es niedlich aussah. Sie standen so eine ganze Weile.

"Lass dich ansehen, mein Junge. Der vollere Bart steht dir." Antonio betrachtete Ardian in vollen Zügen und grinste über beide Ohren.
"Du bist so erwachsen geworden ..."

"Und du bist alt geworden.", lachte Ardian zurück und piekste ihn in seinen Bauch. Ich fing an zu lachen und sah zu meiner ebenfalls lachenden Mutter, die von Ardian mit einem Händedruck begrüßt wurde.

"Anne", sagte er und lächelte sie freundlich an. Die Geste erwiderte sie ebenfalls höflich.

"Wo ist Dad?", fragte ich sie flüchtig, nachdem ich mich zu ihr herüber geschlichen und die Männer ihre Gespräche führen lassen hatte.

"Er ist aus mit einigen Arbeitskollegen.", ließ sie mich wissen und nahm mich in ihren Arm.
"Du hast den Jungen wirklich gefunden.", staunte sie und drückte mich an sich.

"Das hab ich wohl." Ich atmete den wunderbaren Geruch ihres Körpers ein, der immer nach einer Mixtur aus Vanille und Zimt-Stäbchen für besseren Raumgeruch, roch. Schon als Kind liebte ich den Duft meiner Mutter.

Sie wuschelte mir durchs Haar, legte es dann wieder zurecht und lächelte mich sanft an. Falten unter ihren Augen teilten sich in mehrere vereinzelte, als sie anfing ihre Mundwinkel nach oben zu ziehen. Meine Mama war immer ein Vorbild für mich. Sie war immer eine Heldin für mich, immer. Und sie so gealtert zu sehen, brach mir irgendwo mein Herz, aber flickte es dann wieder, da ich daran dachte, dass sie glücklich war.

Wir setzten uns gemeinsam auf die Couch. Ardian zu mir und unsere Eltern uns gegenüber. Die Couch ging um's Eck, sodass wir uns perfekt ansehen konnten. Es dauerte nicht lange, da verschränkte Ardian seine Hand auch schon wieder mit meiner. Als hätte er solch eine Sehnsucht mich zu berühren und meinen Körper zu spüren. Ich entspannte mich schnell, lehnte zurück gegen seine Schulter und schloss meine Augen für einen tiefen Atemzug. Ardian roch - wie immer - nach Aftershave, doch nicht nach Rauch, wie das letzte Mal. Und er roch nach ihm selbst, was mich wohl fühlen ließ und ich mich noch mehr an ihn kuscheln wollte.

"Ich hab' nie bemerkt, wie gut ihr doch eigentlich zusammen passt.", sprach sein Vater aus, stützte seine Arme auf den Knien und legte den Kopf schief, so wie Ardian es gerne tat.

"Weil ihr einfach hübsche Kinder habt.", sagte Ardian daraufhin zu seinem Vater und meiner Mutter, lehnte sich zurück in den Stoff der Couch und zog mich mit sich nach hinten. Ich schlung meine Arme um seinen Oberkörper, wurde immer müder und träger.

"Da geb ich dir recht, was meinst du, Anne?", hörte ich ihn zu meiner Mum sagen, die ihn zustimmte.

Die Haustür holte mich zurück in die Realität, als ich schon in meinem Halbschlaf schlummerte und Ardian's Hand genoss, die meinen Rücken hinauf und hinab fuhr. Mit gequollenen Augen sah ich zu der ersten Tür im Raum, die sich öffnete. Mein Vater kam herein, mit einer zerwüsteten Frisur und müdem Blick im Gesicht. Direkt wurde ich etwas wacher. Ich erlebte nie die Situation, dass er und Ardian in einem Raum waren und sich nicht an den Gurgel gehen wollten.

Innocent | Erkenne dein wahres Ich 2 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt