Kapitel 28

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"Life, is hard, but if it weren't, where would the challenge be?"

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-Stella Brooks-

Ich war einsam. Einsam und ich fühlte mich wieder so leer ohne Ardian an meiner Seite. Ich zählte bereits die Tage ohne ihn. Er hatte sich seit Tagen nicht mehr gemeldet, gab kein Lebenszeichen von ihm. Er war wie vom Erdboden verschluckt, ging nicht an die Nummer, die er mir noch aufgeschrieben hatte, nachdem ich in seinen Armen aufgewacht war und feststellte, dass ich den Film den wir uns gemeinsam ansehen wollten, verschlafen hatte.
Immer wieder meldete sich seine Mailbox, er nicht. Ich war beunruhigt, fragte Ju, ob er etwas wusste, doch er verneinte, weshalb ich mich aufmachte und zu der Wohnung ging, in der er lebte.

Ich lief das Treppenhaus hinauf. Die Wände waren kalt und eisig. Der Herbst kam immer mehr und warf uns seine Blätter entgegen. Und was ich daraufhin sah, war unglaublich schrecklich. Polizisten stürmten in die Wohnung und wieder hinaus. Die Tür stand offen und immer wieder eilten Funknachrichten durch die sonstige Stille im gesamten Haus. Meine Füße trugen mich die letzten Stufen der Treppe schnell hinauf, und meine Lippen wollten sich so schnell bewegen und reden, wie meine Stimme nicht hinterher kam.

"Was ist hier los?", fragte ich einen Polizisten, der für mich am gelassensten aussah.

"Räumung der Wohnung und Untersuchung auf gestohlene Sachen, Waffen oder Drogen. Kleine, wer sind Sie?" Sein Atem roch nach altem Kaffee und ekelte mich an.

"Ich bin die Freundin von Ardian Bora, er-"

"Oh, Herr Bora also. Na dann, ich hätte hier ein Formular für sie. Es lag drinnen auf dem Esstisch." Er schnitt mir das Wort ab und drückte mir mehrere aneinander geheftete Papiere in die Hand.

Mein Herz drohte stehen zu bleiben. Mein Brustkorb mich zu erdrücken und meine Beine ließen mich einknicken und in die Hocke gehen. Ich hörte den Polizisten noch sagen: "Miss, ist alles okay mit Ihnen?", doch ich reagierte nicht. Tränen rinnten mein Gesicht hinab und brannten sich in mein Fleisch. Ich wollte meine Haut aufkratzen, schreien und mich gegen ihn tauschen. Die Überschrift "Städtisches Gefängnis Köln" sprang mir in die Augen, die anfingen aufzuquellen und zu röten.

Mein Gehirn drückte sich gegen meinen Kopf. Ein Schmerz übte sich auf ihn aus, die Tränen tropften von meiner Nase und meinem Kinn. Ich weinte mir die Augen aus, mein größter Albtraum war geschehen. Er war fort, er war im Gefängnis und ich konnte nichts mehr tun. Ich konnte ihn nicht davon abhalten, er meldete sich deshalb nicht und er verschwieg es mir, weshalb auf Trauer Wut folgte und ich mir meine Augen auskratzen wollte, als ich das Formular vor meiner Nase immer wieder und wieder überflog.

Dort stand, dass er sich selber gestellt hatte und ihm 48 Monate zugesprochen wurden. Das waren vier beschissene Jahre. Drei waren bereits die Hölle für mich. Vier würden mein Verderben sein. Vier würden mich umbringen und vier würden mir jeden Gedanken und Lacher nehmen, den ich ihm geschenkt hatte. Ich lernte die Zahl "vier" so schnell hassen und nahm es mir nicht einmal übel.

Eine Hand streichelte meinen Arm und wollte mir Zumut, vielleicht auch Schutz schenken, doch ich sprach nur ein gereiztes:
"Fassen Sie mich nicht an!" aus und verscheuchte die Zuneigung des kaffekonsimierenden Polizisten vor mir, der mich mit seinen grauen Augen ansah, die mich wiederum an Tjarks erinnerten und ich wegsehen wollte.

"Was wird aus der Wohnung?!", fragte ich den Polizisten, der mir erklärte, dass sie komplett ausgeräumt und wieder vermietet werden würde.

Mir kam New York wieder in den Sinn. Ich konnte Köln nicht einfach verlassen, ohne Ardian in Sicherheit zu wissen. Ohne zu wissen, dass es ihm gut ginge, und das tat es nicht. Weitaus nicht. Mir fehlte Zeit, die ich beschloss mir zu nehmen. Ich war vielleicht wieder dumm, tat etwas unbedacht aber ich lebte in diesen Momenten mein Leben, dass ich mir nicht mehr durch Pläne bestimmen lassen wollte. Ich wollte spontan handeln. Ich musste meinen Manager und die Uni anrufen. Es wurde Zeit, etwas grundlegend zu ändern.

Innocent | Erkenne dein wahres Ich 2 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt