Kapitel 29

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"I don't think you can really define love."

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Ich kümmerte mich die Tage darauf um die Tanzschule. Oder eher das Problem mit der Tanzschule. Ardian hätte nie gewollt, dass sie geschlossen werden würde, und so war Luna Darko die einzige Lösung, die ich sah. Ich rief sie erneut an, sprach mit ihr und bat sie um ein Treffen. Wir redeten über die Zukunft dieser Schule und ich musste ihr erklären, weshalb und wieso Ardian nun im Gefängnis saß.

"Ich kann das nicht glauben ...", sagte sie bestürzt zu mir und hielt sich ihren Kopf, wir saßen im Hauptbahnhof in einem McDonalds. Nicht der beste Ort, um zu reden, aber es reichte aus.

"Ich kann es auch noch immer nicht glauben.", sagte ich darauf zu ihr und stützte meinen Kopf mit meiner rechten Hand. Mein Ellbogen presste sich gegen den harten Tisch.

"Was war das zwischen euch?" Ich sah gerade aus einem Fenster hinaus, als ihre Frage mich zurück sehen ließ.

"Was?", fragte ich verwirrt nach.

"Was war das zwischen dir und Ardy? Ich meine, er hat nicht ohne Grund mit mir Schluss gemacht." Ich vergaß, sie war ja immerhin seine Ex-Freundin. Ihre Stimme giftete mich an.

"Was möchtest du nun hören? Dass ich ihn wie in einem Liebesfilm kennen gelernt habe, da er mich zufällig angemacht oder angerempelt hat? Dass es Liebe auf den ersten Blick war und wir uns am liebsten direkt geheiratet hätten?", entgegnete ich ihr ironisch.

"Ich möchte eure Geschichte hören. Wenn ihr euch nicht so kennen gelernt habt, dann frage ich mich, wieso eure Verbindung so unglaublich stark zueinander ist, dass man meinen könnte ihr würdet ein Schild zusammen ergeben, das den jeweils anderen schützt." Sie sah auf ihre Fingernägel, die kurz und in einem dunklen pastellfarbenen Rosé lackiert waren.

"Wie hast du das-"

"Ich hab direkt gemerkt, dass da eine Bindung zwischen euch ist, als ich in die Küche gekommen und euch da stehen gesehen habe.", unterbrach sie mich und lächelte leicht mit ihren Lippen, die einen dunklen Lilaton trugen. Ihre grünen Augen sahen in meine Seele.

Ich lachte auf, fing dann an zu erzählen.
"Ardian und ich gingen auf die selbe Musikschule. Vor drei Jahren. Er tanzte dort, ich sang. Er war für mich so unbedeutend, und doch stach er heraus und zog meine volle Aufmerksamkeit auf sich. Wir hassten uns, Luna. Wir hassten uns ... Er war mit meinen damaligen Chauffeur befreundet, kriminell und wie alles kommen musste, ließ ich ihn anscheinend auch nicht unbedeutend. Er hat mich etliche Male gerettet, hat mir ein Abendteuer geschenkt und aus Hass wurde Liebe. Er war schon immer dieser kleine Rebell, ich mochte das an ihm. Er hat sich liebend gerne mit meinem Vater angelegt. Hat sich geprügelt, mich beschützt. Er hat mir seine Liebe geschenkt, neue Freunde kennenlernen und mein wahres Ich erkennen lassen. Er hat mich losgelassen, ich bin nach New York gegangen und wir haben an unser eigenes Universum geglaubt. Er wollte immer mit dieser Plastikstadt untergehen, falls er es nie aus ihr schaffen würde. Und was ist nun? Nun bin ich hier mit dir, er geht im Knast unter und ich habe meine Karriere und New York an den Nagel gehangen für ihn. Das Leben ist nicht schön, wenn man niemanden mehr hat, der einem solch eine unglaubliche Liebe und Zuneigung schenkt. Ich gehe geradewegs mit mir selber unter und versinke in meinen Tränen, möchte an ihnen ertrinken und mir am liebsten die Pulsader aufschneiden. Aber ich mach es nicht, und weißt du wieso? Weil diese Liebesgeschichte von mir und Ardian eine Bereicherung für mich ist. Sie ist das was mich lebendig hält, und sie ist das was mich wiederum so stark macht. Sie hält mich am Leben und sie ist ein Teil von mir. Ich wäre nicht ich, wenn ich gehen würde. Ich wäre nicht ich, wenn ich nicht wieder kämpfen würde. So sehr ich von innen gerade zertrümmere und meine Knochen sich spalten, mein Herz zerquetscht und meine Lunge zu platzen droht, es gibt nichts fürchterlicheres, als wie Ardian von Gitterstäben gefangen gehalten zu werden, und nach einer Rangordnung leben zu müssen, und das für vier ganze Jahre." Ich wischte mir flüchtig Tränen weg, die sich auf meine Wange gestohlen hatten.

Innocent | Erkenne dein wahres Ich 2 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt