True friendship is long lasting.
•••
"Was machst du hier?" Julien saß vor seinem Haus, auf dem noch immer nassen Fußabtreter.
Es regnete die ganze Nacht, in der ich zusammen mit ihm auf der Couch lag. Er schlief tief und fest, doch ich bekam kein Auge zu. Ich hätte mich wirklich erholen müssen, ich hätte schlafen sollen. Doch ich konnte einfach nicht. Ich lauschte dem Plätschern des Regens und der sonst so lautlose Klang der tropfenden Tränen meiner selbst erschien für mich plötzlich so laut, als wolle er gehört werden. Als wolle er den Grund seines Ursprunges jedem erklären und es hinaus schreien. Ju drehte sich in dieser Nacht immer wieder, wandte seinen Körper hin und her. Ich wusste nicht, ob er an sich einen unruhigen Schlaf besaß, oder bloß schlecht schlief. Als er mit mir Angesicht zu Angesicht lag, beobachtete ich sein schwarzes Haar, das durch das Mondlicht, welches wiederum durch das Fenster in einer Dachschräge hineingeworfen wurde, erleuchtet wurde. Ich sah zu, wie seine Haarstränen von einer Sekunde zur nächsten mit Leichtigkeit in sein Gesicht fielen und seine Nase kitzelten. Seine schwarzen Wimpern lagen ruhig auf seinen Wangen, gaben einen besänftigen Kontrast ab. Ich bestaunte das Abbild eines Mondes auf seiner Brust, die vielen Verzierungen drum herum. Er war ein einziges Kunstwerk.
Der Regen nässte seine dunklen Haare, die Tropfen auf ihnen, die haften blieben, reflektierten das leichte Sonnenlicht, welches sich durch die dicken und trüben Wolken hervor stohl. Seine Kleidung triefte, es schien ihn aber nicht zu stören.
"Ich denke nach", antwortete er mir, rieb sich mit seiner Hand durch sein blasses Gesicht, als seine düsteren Augen mich ansahen und er seine Lippen darauf zu einem Strich zusammen presste.
Ich ließ mich neben ihm nieder, riskierte nasse Haare und Kleidung. Mein Po wurde kalt, als er durch den Stoff meiner wieder trockenen Hose Kontakt mit der Nässe der Matte machte. Ich zog meine Augenbrauen zusammen, formte meine Lippen zu einem Strich, wie er es tat, und lehnte meinen Kopf gegen seine Schulter. Sein Oberkörper war von einem großen Pullover bedeckt. Eine Jogginghose versteckte seine dünnen Beine, seine Füße allerdings waren nackt und wirkten noch blasser als sein Gesicht es schon tat.
"Es ist nicht einfach, oder?", fragte er mich dann aus dem nichts, legte einen Arm um meine Schulter und streichelte mit seinem Daumen über meine fröstelnde Haut.
"Ist es nicht", gab ich wieder.
"Aber was ist schon einfach in dieser Welt, huh?" Ich schloss meine Augen und ließ meine Lider vom Regen berieseln."Nichts" Ich konnte sein schwaches Lächeln heraus hören.
"Aber würden wir da stehen, wo wir nun stehen, wenn wir aufgegeben hätten an uns zu glauben?" Ich öffnete meine Augen wieder, um ihn anzusehen. Er sah auf die Hecke vor seinem Wagen, der die Wassertropfen trug als wären sie, in irgendeiner Form, heilig. Die Hecke wirkte ertrunken in Regen und saftigem grün.Eine Weile blieb es ruhig zwischen uns. Das Miese Wetter in dieser Großstadt erweckte die sonstige Stille etwas zum Leben.
"Ich danke dir.", äußerte ich mich leise, spürte einzelne Tränen meinen Augenwinkel entweichen, als ich daran dachte, Ju, wie er so voller Liebe, Zuneigung, Hilfsbereitschaft und Fürsorge war, eines Tages zurück lassen zu müssen. Er würde mir das nie verzeihen, das sagte mir meine innere Stimme schon länger.
"Gott, Ju, ich danke dir so sehr.", begann ich in meinen Tränen zu versinken, die sich mit dem Wasser des Himmels vermischten.
Seine Augen sahen mich an, glänzten auf und ein Lächeln umspielte seine Lippen. Es war ein zustimmendes Lächeln, er wollte mir ein wohliges Gefühl verschaffen.
Doch es kam nicht. Ich fühlte mich schlagartig so leer. Dieses Gefühl traf ein wie ein Blitz. Es überkam mich einfach. Das qualvolle Schluchzen vermehrte sich, ließ mich brodeln und überschwappte meine Sinne. Ich fühlte mich wieder so, wie ich mich fühlte, als ich unter Taschentüchern vergraben in meinem Bett lag. Julien's Körper drehte sich zu mir, seine Knie suchten die Berührung zu meinen.
DU LIEST GERADE
Innocent | Erkenne dein wahres Ich 2
FanfictionDer zweite Teil der "Erkenne dein wahres Ich"-Reihe. ---- Tausende Kilometer trennen Ardian und Stella. Ihre Karriere wächst und wächst, scheint kein Ende zu nehmen. Ardian lebt in seiner, Stella in ihrer Welt. Einst besaßen sie eine eigene, kreiste...