Kapitel 10

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"Shut up"

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"Du hattest es echt eilig von ihm weg zu kommen, oder?" Ju und ich liefen an den ganzen Geschäften in der Innenstadt vorbei. Es war furchtbare Hektik in den Straßen, machte mich ganz kirre.

"Du wolltest auch gehen, mach' mir nichts vor. Allein schon wie du Felix auf seine Frage geantwortet hast, Ju. Ich mag blond sein, aber blöd bin ich sicherlich nicht." Ich drängelte mich gleichzeitig durch die vielen Menschentrauben hindurch.

Ich mied es normalerweise in solch einem Getummel unterwegs zu sein, konnte den engen Kontakt zu Fremden nicht ausstehen. Julien schien das ganze nichts auszumachen, er trottete mir hinterher und glitt wie papierdünn zwischen den Menschen hindurch.

"Ich habe nie behauptet, dass du blöd bist.", argumentierte er und zog mich in die nächst beste Seitenstraße.
"Außerdem bin ich es leid mich durch diese öde Innenstadt zu kämpfen. Lass uns zurück zum Dom gehen und nach Hause fahren." Er rümpfte die Nase, wie Ardian es immer tat, wenn er herzlich lachte oder konzentriert war, zog seine Augenbrauen angestrengt zusammen und legte seine Hände vor sein Gesicht, als hätte er eine schmerzvolle Migräne und würde um Linderung flehen.

"Und mit nach Hause meinst du..."

"Das Quatier-Ding, Stella. Das meine ich damit. Du hast mir noch was zu erklären, was ich nicht hier besprechen will." Mürrisch ließ er seine Hände wieder hinunter baumeln.

Seine dunklen Augen sahen in meine, sie waren von der Schwärze verschlungen. Das Braun war nicht mehr zu sehen. Sein, ebenfalls schwarzes, Haar fiel ihm kreuz und quer in sein Gesicht und stand zum Himmel hinauf.

Ich willigte auf seinen Vorschlag ein. Wir gingen zusammen zurück zu dem Parkhaus am Dom, setzten uns in sein Auto, nachdem er den Parkschein bezahlt hatte und davon schwärmte, dass es doch überhaupt kein Problem gewesen seie, als Mann auf einem Frauenparkplatz zu parken. Den Grund, weshalb sein Auto immer nach Zitrus roch, fand ich auch schnell heraus, bei genauerer Musterung des Innenlebens. Es befand sich ein kleiner Duftbeutel an der Lüftung befestigt, der einen frischen Duft verleihen sollte. Solche sollte ich meinen Fahrern in New York auch mal andrehen, dachte ich mir. Ich fragte Ju sogar, woher er die hatte, um nicht darüber nachzudenken, was er denn noch mit mir zu bereden hatte. Er antwortete mit: "Aus einem Supermarkt bei mir um die Ecke.", womit ich nicht wirklich viel anzufangen wusste. Es gab schließlich zich Supermärkte bei ihm um die Ecke.

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"Also gut, sprich mit mir.", forderte ich Ju auf, nachdem die Haustür ins Schloss gefallen war und wir durch den Flur liefen.

"Du bist ungeduldig." Das schlendern seiner Füße über die Fliesen machte mich irre.

"Wie könnte ich auch geduldig sein, wenn du mir die ganze Zeit über verheimlichst, was du mir sagen willst und was ich dir erklären soll?" Es war eher eine Antwort, als eine Frage.

Ich wollte gerade die Küche ansteuern, um mich dort auf einen der Stühle zu setzen, da sagte Ju nur hibbelig:
"Nein, Nein! Lass uns hier lang gehen.", und ging in den Trainingsraum.

Ich sah ihm kurz verdattert an, als er sich dort auf den Laminatboden setzte und mit einer Hand neben sich auf den Boden klopfte. Mit großen Schritten ging ich zu ihm rüber, ließ mich neben ihm nieder und legte meine Hände ineinander.
Er fuhr sich mehrmals durch sein dunkles Haar, wuschelte es durch und klopfte mit seinen Fingern immer wieder auf dem Parkett herum.

"Worüber willst du reden?" Ich sah zu der offen stehenden Tür mir gegenüber. Meine langen Wimpern kitzelten mich an meiner Lidfalte, weshalb ich meinen Blick wieder etwas senkte.

Innocent | Erkenne dein wahres Ich 2 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt