Kapitel 12

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"One more time."

•••

Ich stand vor dem Café, in dem ich mich vor einigen Minuten noch gemeinsam mit diesem Andre befand. Den Bierdeckel wandte ich immer wieder in meinen Händen, betrachtete die Adresse darauf. Ich zweifelte daran, alleine dort aufzukreuzen. Überlegte mir, ob ich Ju mitnehmen sollte. Meine Angst davor, Ardian wieder zu begegnen, wurde immer größer und größer. In meinem Kopf machten sich Gedanken breit, die sich fragten, wie er wohl auf mich reagieren würde. Es machte mir Angst.

Einen Tag später...

Ich entschied mich dazu, den gestrigen Tag noch auf sich beruhen zu lassen. Ardian und Thaddeus wollte ich heute einen Besuch abstatten. Es war komisch, ich war von New York nach Köln gekommen um meine Familie und Ardian zu sehen, doch entwickelte sich alles mehr zu einer Suche nach meinem verlorenen Ex-Freund, der sich in Angelegenheiten befand, die mich erschaudern ließen. Ich fragte Ju, ob er mit mir kommen würde, da er mit Ardian sozusagen ja auch noch ein Huhn zu rupfen hatte. Ju und Ardian waren nicht gut aufeinander zu sprechen, und das wollte ich aus der Welt schaffen. Ich wollte, dass alles wieder so wurde wie früher. Auch wenn ich wusste, dass es wahrscheinlich niemals wieder so werden würde. Ich wollte wissen, warum Ardian mir die Schuld in die Schuhe schob, obwohl er irgendwo recht hatte. Ja, ich verließ Köln einfach, doch war ich damals in dem Glauben das Richtige getan zu haben.

Doch tat ich das? Ich hatte keinen Schimmer. Ich schien verloren in mir selber.

"Ich werde den Zweien auf's Maul hauen, wenn sie sich nur einen Fehltritt erlauben.", sagte Ju aufgebracht, als wir in der Rundburgerstraße hielten und zu dem Haus gingen, in dem Ardian und Thaddeus wohnen sollten.

Ich nahm es Ju nicht übel, dass er so sprach. Er war mir ein bester Freund geworden in den wenigen Tagen, in denen ich bisher dort war. Er und ich verstanden uns super, er besaß einen Beschützerinstinkt mir gegenüber, der so ausgeprägt war, wie es der von Ardian auch gewesen war. Nur beschützte mich Ju auf eine freundschaftliche Art und Weise.

"Das darfst du sogar ...", bestätigte ich ihn leise und mit sicherem Ton, als wir das offene Treppenhaus betraten und in den dritten Stock gingen. Die Wände waren in einem grau gehalten und die weißen Fliesen der Treppen etwas verschmutzt.

Mein Körper fing wieder Feuer, als ich vor der weißen Tür mit Spion stand, auf deren Klingel »Bora&Tjarks« stand. Mein Herz wollte heraus springen, es klopfte mir bis zu meinem Halse und ich glaube, dass es Ju nicht anders ging. Er stand angespannt und mit geballten Fäusten neben mir, seine Cap, die er trug, verdeckte den Großteil seines pechschwarzen Haares. Einzelne Stränen schauten drunter hervor. Seine Augen sahen mit einem düsteren Schatten auf die weiße Tür, und dann zu mir. Die Pulsader an seinem Hals stand deutlich hervor, er presste seinen Kiefer stark zusammen. In ihm kochte alles.

Ich sah ein letztes Mal auf mich herab. Meine Haare raufte ich mir, meine schweren Augen ließ ich an mir herab gleiten. Das Grün in ihnen kam mir so verblasst vor, als ich das letzte Mal in den Spiegel gesehen hatte. Mein grauer Hoodie schmiegte sich um meinen Oberkörper und bedeckte leicht meine Schenkel. Die helle Jeans die ich an hatte, trug noch immer das Loch am Knie und ließ Luft an meine Haut, die darunter verborgen lag. Ich steckte in meinen schwarzen Stiefeln, die silberne Schnalle mit den Glitzersteinchen reflektierte das Tageslicht, welches auf sie geworfen wurde.

Meine Muskeln verspannten sich, als ich meinen Zeigefinger zur Türschelle bewegte. Mir stand ein Donnerwetter bevor in jeglicher Hinsicht, das war mir bewusst. Und letztendlich fand ich es lächerlich, dass ich mich so verrückt darum gemacht hatte, Ardian zu finden, und dann eine Begegnung meine Lösung sein sollte. Lächerlich, dass gerade Andre Schiebler mir den Wohnort von Ardian mitteilte. Ich fand es lächerlich, dass Tjarks nichtmal den Ansatz einer Chance bekam, mich weiter einzuschüchtern und seine Drohungen wahr zu machen. Ich wollte allen Beweisen, dass nicht nur die Menschen um mich herum sich änderten, sondern auch ich mich geändert hatte. Ich wollte es vorallem Ardian und Thaddeus klar machen, dass ich nicht mehr schwach war, sondern was erreicht hatte.

Innocent | Erkenne dein wahres Ich 2 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt